Hot Pink: Erotischer Roman (German Edition)
dieser am Straßenrand vor ihrem Elternhaus geparkt hatte. »Aber ich will noch nicht nach Hause.«
Seit mindestens zwanzig Minuten weigerte sie sich bereits, auszusteigen, und er hatte mittlerweile ernsthafte Kopfschmerzen. Beinahe wünschte er sich, nicht in eine Familie der Mittelschicht hineingeboren worden zu sein, denn dann könnte er jetzt seine Eltern um das Startkapital bitten, und Jim Thiebaud oder, viel wichtiger, Amy hätte nichts damit zu tun. Aber sein Dad war Football Coach auf der High School, und er konnte zwar zahlreiche sportliche Erfolge vorweisen, aber keine Millionen. Und mit dem, was seine Mutter als Krankenschwester verdiente, konnte man ebenfalls keine Fabrik errichten. Er und seine Geschwister hatten für ihr gemeinsames Unternehmen all ihren Besitz beliehen, aber sie brauchten Jim Thiebaud, damit es reichte.
»Was hältst du davon, wenn ich dich nächste Woche zum Abendessen einlade? Ich muss jetzt wirklich fahren.«
»Wohin?«
Sie fragte schon zum zehnten Mal, und zum zehnten Mal log er sie an. »Anthony und ich müssen mit den Kindern zu einem Little-League-Baseballspiel fahren. Er ist ihr Coach, und ich unterstütze ihn.« Er wusste, wie sehr Amy kleine Kinder verabscheute – deshalb hatte er die Geschichte ja auch erfunden.
Es war fast sieben, und er war schon fünf lange Stunden mit ihr zusammen. Er hatte gar nicht gewusst, dass die Zeit so langsam vergehen konnte. Und seine Kopfschmerzen wurden immer schlimmer.
»Wann nächste Woche?«
Sie könnte hervorragend mit Chinesen verhandeln. Nie auch nur einen Millimeter nachgeben, ohne etwas dafür zu bekommen. »Am Donnerstag. Wir gehen zu Zinc’s.« Er wusste, dass es ihr in dem kleinen Pariser Bistro gefiel.
»Direkt nach der Arbeit.«
»Okay.« Sie hatte sich immer noch nicht bewegt, aber er schickte ein inbrünstiges Stoßgebet zum Himmel.
»Wer war dieses Mädchen in der Galerie?«
Er ließ sich seinen Schreck nicht anmerken. »Niemand«, sagte er.
»Ihre Haare haben mir nicht gefallen.«
»Ist mir gar nicht aufgefallen.«
»Und hast du dieses grässliche Hemd gesehen? Sie sah … na ja, so gewöhnlich aus, fand ich.«
»Ist mir nicht aufgefallen«, wiederholte er.
»Du hast lange mit ihr geredet.« Amy hatte scharfe blaue Augen.
»Bill Martell hat gesagt, sie habe gute Arbeit geleistet. Das sagt er nicht oft.«
»Was für eine Arbeit hat sie denn gemacht?«
»Webdesign, vermutlich … ich weiß wirklich nicht mehr über sie als das, was Bill gesagt hat.«
Sie hatte bemerkt, wie er die Frau in der Galerie angesehen hatte. Aber wenn er nicht darüber reden wollte, würde sie sich hüten, ihn zu bedrängen. Aber sie musste ihn unbedingt in seiner Verpflichtung ihrer Familie gegenüber bestärken. Das war ihre Trumpfkarte. Das Ass in ihrem Ärmel.
Und er besaß Ehrgefühl – was heute recht selten war, aber ungeheuer nützlich.
»Weißt du noch, wie du mich vor dem Ertrinken gerettet hast?« Sie drehte sich ein wenig auf ihrem Sitz, so dass sie ihm in die Augen blicken konnte. »Damals im Sommer an der Hütte, als Steve mich unter Wasser gedrückt hat?«
»Du wärst nicht ertrunken. Steve hätte dich rechtzeitig losgelassen.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Du warst mein Ritter in schimmernder Rüstung«, flüsterte sie und berührte seine Wange. »Du warst damals fünfzehn.«
»Himmel, Amy, Steve hat nur rumgealbert.«
»Es war so süß von dir«, redete sie unbeirrt weiter. »Ich glaube, seit diesem Moment habe ich dich geliebt – nein, ich habe dich vom ersten Schuljahr an geliebt. Mummy erinnert mich immer daran, dass meine Liebe begonnen hat, als du mir die Karte zum Valentinstag gegeben hast.«
Seine Mutter hatte ihn mit Valentinskarten für die gesamte Familie zu den Thiebauds geschickt. Er war damals zwölf, die Angelegenheit war ihm schrecklich peinlich gewesen. Und man sah ja auch, wohin das geführt hatte. »Amy, bitte, red nicht davon, dass du mich liebst. Deine Familie bedeutet mir viel, aber ich liebe dich nicht. Okay? Wir sind ein paar Mal miteinander ausgegangen, mehr nicht. Ich will nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst.«
»Ich verstehe. Aber, Liebling, du kannst mich nicht davon abhalten, dich zu lieben, ganz gleich, was du sagst.« Gespielt schüchtern senkte sie ihre langen Wimpern. »Es ist einfach so.« Sie lächelte ihr verführerischstes Lächeln, das sie mit siebzehn stundenlang vor dem Spiegel geübt hatte, bis es perfekt saß. Normalerweise bekam sie dann, was sie
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