Hot Pink: Erotischer Roman (German Edition)

Club ist schon für den Empfang gebucht, also gehen Sie mir aus dem Weg.«
    Chloe dachte an alles, was Rocco gestern Nacht gesagt hatte. Gott, war das erst gestern Nacht gewesen? »Seine Geschichte hört sich wirklich anders an als Ihre. Ich habe erst gestern Abend mit ihm gesprochen.«
    »Es ist mir egal, ob Sie gestern mit ihm gevögelt haben; er heiratet mich.«
    Es war unglaublich, wie gleichgültig sie Roccos Seitensprüngen gegenüberstand. »Nun, herzlichen Glückwunsch. Ich werde Rocco sagen, dass ich nicht daran interessiert bin, ihn zu heiraten.« Natürlich hatte er ihr gegenüber gar nichts dergleichen verlautbaren lassen, aber er hatte gesagt, er liebte sie – da war ihr so ein kleiner Seitenhieb doch wohl gestattet.
    »Sie blöde Kuh! Und Sie haben ihm wirklich geglaubt? Ja, tatsächlich, das haben Sie.« Amy lächelte breit. »Vermutlich hat er erklärt, er müsste sich nur erst von mir trennen.«
    Zusammen mit zweihundert anderen Lügen, dachte Chloe, zwang sich jedoch, sich nichts anmerken zu lassen. Verdammt, sie war wirklich blöd. »Verschwinden Sie«, sagte Chloe. »Wenn Sie noch einmal hierherkommen, rufe ich die Polizei.« Sie hatte keine Lust mehr, sich mit Roccos Verlobter auseinanderzusetzen. Und sie wollte auch von ihm nichts mehr hören. »Ich will nicht dramatisch klingen, aber wenn Sie bis auf drei nicht draußen sind, greife ich zum Hörer und rufe die Polizei.« Sie war selber erstaunt darüber, wie kühl sie klang. Wie ein Zombie. Und so fühlte sie sich auch.
    »Nicht nötig, meine Liebe«, schnaubte Amy. »Und sagen Sie Rocco, dass ich bei Ihnen war.« Amy wandte sich ab und schob dabei Chloes Flachbildmonitor vom Schreibtisch. »Oh, wie ungeschickt von mir«, flötete sie und stieg über die Scherben, als sie aus dem Büro ging. »Hoffentlich sind Sie versichert.«
    Scheiße. Rocco musste ihr einen neuen Bildschirm kaufen. Hoffentlich kam er überhaupt dazu. Seine Freundin machte ganz den Eindruck, als wollte sie ihn nicht mehr aus den Augen lassen. Und Chloe hatte keine Lust mehr auf den Ärger. Sie war fertig mit Rocco und seiner Falschheit. Seufzend betrachtete sie das Chaos auf dem Fußboden. Dann warf sie einen Blick auf die Uhr. Beinahe zehn Uhr dreißig. Ein Sonnenstrahl blendete sie und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den schönen Tag.
    Ach, verdammt. Die tanzenden Bären konnten bis Montag warten. Und der Mann von der Versicherung auch.
    Sie würde wegfahren und all ihren Problemen aus dem Weg gehen, wie es jede entschlossene, erwachsene Person tun würde.
    Rocco würde sowieso nie wieder anrufen. Und sie wollte es auch gar nicht, wenn sie bedachte, wie viele Lügen er ihr immer auftischte.
    Colin würde zu viel anrufen, und sie war sich relativ sicher, dass sie keine Lust darauf hatte, die Freundin eines Studenten zu sein, der ständig »cool« sagte.
    Und für den Sex hatte sie immer noch ihren Vibrator. Elektrische Geräte waren Gott sei Dank pflegeleicht.
    Sie hinterließ eine Nachricht für Colin bei Chino’s. Seine Arbeit begann erst mittags, so dass sie sinnlose Auseinandersetzungen vermied.
    In weniger als zehn Minuten packte sie ihre Reisetasche, hinterließ Nachrichten für Tess und Rosie und fuhr los. Sie wusste zwar noch nicht genau, wohin sie wollte, aber sie würde jetzt erst einmal nach Norden fahren, wohin alle zum Wochenende fuhren. Und wenn sie Lust hatte, anzuhalten, würde sie sich ein Zimmer in einem Motel nehmen.
    Im Moment jedoch wollte sie erst weit weg von allen Männern sein, die sie im Moment so durcheinanderbrachten.
    Sie würde versuchen, ihr Gleichgewicht wiederzufinden.
    Sie würde den ganzen emotionalen Müll aus ihrem Kopf verbannen.
    Und sie würde sich vielleicht eine gute Flasche Wein besorgen, ein paar Videos, Plätzchen und Chips und sich damit ins Bett legen, bis sie am Sonntag wieder nach Hause fahren musste.

Kapitel 26
     
    Rocco hatte einen früheren Flug gebucht und landete um halb zwölf – kurz bevor Colin auf der Arbeit Chloes Nachricht abhörte.
    Innerhalb weniger Minuten kreuzten sich die Wege der beiden Männer vor Chloes Haus.
    Colin war als Erster angekommen und hämmerte an Chloes Tür, als versteckte sie sich zu Hause. Vielleicht war es ja mehr eine Reaktion auf seine Frustration als ein rationaler Impuls.
    Als Rocco am Straßenrand hielt, erkannte er den Pick-up mit dem Motorrad auf der Ladefläche sofort. Und man muss leider sagen, dass er auch nicht viel rationaler reagierte als Colin.
    Er stürmte wie eine