Hot Pink: Erotischer Roman (German Edition)
will nicht hören, dass es irgendwo auf der Welt noch nette, gute, liebevolle und liebende Männer gibt.«
»Hattest du ein schlimmes Wochenende?«, fragte Chloe, dachte jedoch insgeheim, dass sie alles toppen konnte, was Tess erlebt hatte.
»Dave kam Freitagabend betrunken an – und viel zu spät. Am Samstag ist er gar nicht erst aufgetaucht. Und als er heute früh zu mir kam, habe ich das Parfüm einer anderen Frau an ihm gerochen – der Bastard!«
»Ach, du liebe Güte.« An diesem traurigen Bild gab es nichts zu beschönigen.
»Und dann hat auch noch ständig deine Mutter hier angerufen, weil sie dich gesucht hat«, fuhr Tess in vorwurfsvollem Tonfall fort.
»Es tut mir leid. Ich rufe sie gleich morgen früh an. Erzähl mal, was jetzt mit Dave ist.«
»Nichts ist mit Dave. Wenn er mich jemals noch mal anruft, sage ich ihm, er soll sich zum Teufel scheren. Allerdings habe ich schon mehrere solcher Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen.«
»Man weiß heutzutage wirklich nicht mehr, wem man noch trauen soll«, erwiderte Chloe beruhigend.
»Keinem Einzigen von denen kannst du trauen«, murrte Tess. »Nicht einem Einzigen. Alles Bastarde.«
»Wahrscheinlich hast du Recht.«
»Sicher sogar. Ich habe absolut Recht! Rosie geht es genauso. Anscheinend hat Ian vergessen zu erwähnen, dass er zweimal geschieden ist. Sie will nicht mehr mit ihm reden, bis sie sich im Klaren darüber ist, ob sie es mit einem Mann versuchen soll, der schon bei zwei Ehen gescheitert ist.«
»Reiche Leute lassen sich anscheinend häufiger scheiden. Vermutlich können sie es sich leisten.«
»Sie weiß nicht, ob sie das Scheidungsopfer Nummer drei sein möchte. Du kennst doch Rosie. Für sie musste es doch immer Romantik pur sein.«
»Ja, für immer und ewig.«
»Genau. Wir beide wissen es besser. Es gibt kein ›Für immer und ewig‹.«
Irgendwie entsprach Tess heute Nacht nicht der tröstlichen Stimme der Freundschaft, nach der Chloe sich gesehnt hatte. Also musste sie sich allein durch das Minenfeld von Unsicherheit und Zweifel kämpfen. »Das Leben kann ganz schön kompliziert sein«, murmelte sie. »Man fragt sich, ob es tatsächlich irgendwo Menschen gibt, die sich verlieben, heiraten und bis an ihr Lebensende glücklich zusammenleben.«
Tess schnaubte. »Hallo! Wie alt bist du eigentlich?«
»Manchen Leuten muss es aber so ergehen, sonst wären doch nicht alle diese Liebesgedichte und -lieder entstanden.«
»Ach, das ist doch alles nur Fantasie, Liebes. Ich versuche jetzt jedenfalls mal, solo zu bleiben.«
»Das hast du schon mehrmals versucht. Länger als eine Woche hat es nie gedauert.«
»Na ja, eine Woche ist doch schon mal nicht schlecht, oder?«
»Vielleicht kann Dave ja alles erklären. Das weißt du doch gar nicht.«
»Na, bei meiner Stimmung müsste er sich aber schon eine Super-Erklärung einfallen lassen – zum Beispiel, dass Außerirdische oder die CIA ihn entführt haben.«
»Du solltest ihm trotzdem eine Chance geben, es dir zu erklären.« Wie einfach es doch war, das Liebesleben anderer objektiv zu beurteilen. »Hast du nicht gesagt, er dreht durch, wenn er seine Familie sieht? Vielleicht haben sie ihn ja dieses Wochenende besucht.«
»Das hätte er mir ja schon am Freitagabend sagen können.«
»Aber es ist doch eine Möglichkeit.«
»Du gibst dir ja sehr viel Mühe, Herzchen. Danke für den Versuch.«
»Hinterlass ihm keine bösen Nachrichten mehr, bis er sich meldet – für alle Fälle.«
»Okay, Mom, und ich putze mir auch nach dem Essen jedes Mal die Zähne.«
»Noch vor ein paar Tagen hast du gesagt, wie sehr du ihn liebst. Tu nichts Unüberlegtes.« Vielleicht sollte sie auf ihre eigenen Ratschläge hören.
»Ja, ja, ja. Lass uns das Gespräch jetzt beenden – EastEnders fängt an. Zumindest wissen wir, dass das nicht real ist.«
»Wir reden morgen.«
»Wenn du nicht heiratest«, erwiderte Tess spöttisch lachend.
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Chloe taktvoll.
»Kluges Mädchen.«
Tess legte auf. Chloe saß da mit dem Telefon in der Hand, bis der Freiton so durchdringend wurde, dass sie auflegte. Warum war es eigentlich so seltsam, dass sie ans Heiraten dachte? Warum musste Tess darüber so sarkastische Bemerkungen machen? Dass sie die Möglichkeit vorher noch nie erwogen hatte, bedeutete doch nicht, dass sie völlig außer Frage stand. Und dass Tess wütend auf Dave war, hatte doch nichts damit zu tun, dass sie eine aufrichtige, leidenschaftliche
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