Hot Pink: Erotischer Roman (German Edition)
weiteren Pflichtanruf. Sie würde jetzt erst einmal die Zeitung lesen, etwas essen, etwas Koffein zu sich nehmen und Rosie erst anrufen, wenn sie ihrem Gehirn Nahrung gegeben hatte.
Sie las nur die Witzeseite, weil ihr Leben zurzeit schon aufregend genug war; die Probleme der Welt mussten heute ohne sie gelöst werden. Ihre Espresso-Maschine brachte einen hervorragenden Cappuccino zustande – es grenzte fast an ein Wunder. Vielleicht war es ja ein Zeichen. Und das Burrito ganz hinten in ihrem Kühlschrank war tatsächlich noch essbar. Ihre Laune hob sich.
Schließlich konnte sie es nicht länger aufschieben und rief Rosie an. Da Tess sie ja schon vor Rosies Problemen gewarnt hatte, erwähnte sie Rocco gar nicht erst, sondern sagte auf Rosies trauriges Klagelied über Ians Scheidungssucht lediglich: »Ich weiß, wie schwer es ist, einen Mann abzuweisen, der einem gefällt.«
»Ja, nicht wahr?«, erwiderte Rosie seufzend. »Er ruft ständig an, und ich sage ihm dauernd, dass ich Zeit brauche, um über uns nachzudenken.« Sie schluchzte auf. »Als ob es jemals ein Uns geben würde.«
»Setz dich nicht unter Druck. Lass dir Zeit.« Gott, sie klang schon wie ihre Mutter.
»Ich weiß …« Weinend erläuterte Rosie ihr, wie ihr zumute war. Die meiste Zeit waren ihre Worte kaum zu verstehen, aber ab und zu wurde ihre Aussprache ein wenig deutlicher, so dass Chloe wenigstens an der richtigen Stelle mitfühlende Äußerungen von sich geben konnte. »Die Zeit heilt alle Wunden … ich weiß, was du meinst … und vielleicht gibt es ja auch eine völlig harmlose Erklärung.« Andererseits hörte es sich so an, als habe er Ehefrau Nummer eins völlig hilflos in Moskau zurückgelassen, was gute Erklärungen nicht so einfach machte. »Woher weißt du denn von der Moskau-Geschichte?«, fragte sie neugierig.
»Wir sind am Samstagabend essen gegangen und haben zufällig Freunde von ihm getroffen. Melanie hat mir auf der Damentoilette davon erzählt.«
»Wie kam sie denn dazu, über seine Ehen zu sprechen?«
»Sie nahm mich auf die Seite und sagte, es gäbe einige Dinge, die ich über Ian wissen müsste – zu meinem eigenen Besten.«
»Oh, Rosie – nicht diese alte Nummer. Ich wette, Melanie hätte selber gerne etwas mit Ian gehabt.«
»Das hat sie nicht gesagt.«
»Hör dich mal um. Und merk dir eins, sie hat dir ganz bestimmt keinen Gefallen getan.«
»Glaubst du nicht?«
»Darauf könnte ich wetten.«
»Und du versuchst nicht nur, mich aufzumuntern?«
»Himmel, nein. Kannst du dich noch an Stacy Lind erinnern? Sie hat ständig so einen Scheiß erzählt. Und das meiste davon war nicht wahr. Wenn Ian das nächste Mal anruft, solltest du ihn fragen, ob er jemals etwas mit Melanie gehabt hat. Warte mal ab, was er dir erzählt.«
»Ja, vielleicht mache ich das. Meinst du, ich könnte ihn anrufen, um ihn zu fragen?« Ihre Stimme klang ein wenig aufgeregt.
»Was hast du schon zu verlieren?« Es war wirklich erstaunlich, wie kühl und objektiv sie auf die Probleme anderer reagierte.
»Im Moment nicht viel.« Rosie kicherte. »Eigentlich nichts. Danke, Chloe. Du kommst immer direkt auf den Punkt. Ja, ich werde ihn anrufen.«
»Sehr geschickter Schachzug.«
»Ach, ich habe ganz vergessen zu fragen, wie läuft es denn bei dir«, fuhr Rosie fort, die ihre gute Laune wiedergefunden hatte.
»Gut. Es läuft alles ganz gut.« Was sollte sie sagen, wo Rosie doch ihre eigene Seifenoper hatte. »Ruf mich an, wenn du etwas brauchst.«
Als Nächstes rief sie Gracie an.
»Gibt es bald eine Hochzeit in der Familie?«, fragte Gracie fröhlich, als sie Chloes Stimme hörte.
»Nicht, wenn ich auf Mom und einige meiner Freundinnen höre«, erwiderte Chloe trocken.
»Ach was. Hör auf dich selbst. Du bist die einzige Person, die zählt. Du musst mir alles über diesen romantischen Mann erzählen, der die ganze Nordküste nach dir abgesucht hat.«
»Er hat mich nicht gefunden, ich war am Gull Lake.«
»Aber letztlich hat er dich doch gefunden. Nach dem, was deine Mutter erzählt hat, hatte ich den Eindruck, dass er fest entschlossen war.«
»Er ist gestern Abend zu mir gekommen und hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will.«
»Ich wusste es einfach! Wahrscheinlich habe ich es geträumt.«
Chloe lachte. »Träum doch noch mal, ob ich den Antrag annehmen soll.«
»Möchtest du denn?«
»Eigentlich schon.«
»Aber?«
»Ich will nicht überstürzt handeln. Ich kenne ihn ja erst seit zwei Wochen, und er ist nicht wirklich
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