Hotel der Lust
dass er gezwungen war, ihr in die strahlend grünen Katzenaugen zu blicken.
»Ich hoffe doch, dass du mir deine volle Aufmerksamkeit schenken wirst«, sagte die Gräfin.
Alexander zog sie eng an sich, die Warnungen seiner Chefin immer noch im Ohr, und küsste sie.
»Beantwortet das deine Frage?«
Sie lachte tief und rau, und ihm fiel wieder auf, wie schön sie aussah. Und warum er ihr einst verfallen war. Ein paar Jahre älter als er, wie die meisten seiner Urlaubsbekanntschaften, von Ivy mal abgesehen. Frauen wie Vanessa taten viel für ihr ÃuÃeres und gaben Unmengen an Geld dafür aus, um optisch jung zu bleiben. Und in ihrem Fall wirkte es ausgesprochen natürlich.
»Mir steht der Sinn jetzt nach einer kleinen, süÃen Bestrafung.« Sie senkte den Blick, und ihre stolze Haltung veränderte sich, weil sie just in dem Moment in ihre Rolle als Sklavin schlüpfte. Ein heiÃes Prickeln ging durch Alexanders Unterleib.
»Dann komm mal mit, meine schöne Dienerin«, flüsterte er ihr ins Ohr, packte sie am Handgelenk und zog sie hinter sich her.
Die Gräfin folgte ihm nur zu bereitwillig, und er spürte den sinnlichen Schauer, den allein sein fester Griff in ihr ausgelöst hatte.
»Wir haben da eine hübsche kleine Neuerung, die du noch nicht kennst. Doch ich bin sicher, dass sie dir gefällt.«
Er sprach vom Dark Room, dem Folterkeller der Lust, der auf Antoinettes ausdrücklichen Wunsch mit allen erdenklichen Spielsachen ausgestattet worden war. Und die Chefin hatte recht gehabt mit ihrer Prognose. Seit sie mit ihrem Lustkeller warben, hatten sich die Reservierungen erst verdoppelt und inzwischen sogar verdreifacht, so dass noch ein paar zusätzliche Animateure angestellt worden waren.
»Ich bin schon sehr gespannt«, hauchte Vanessa, als sie die Stufen hinabstiegen. Ein Flair von Mittelalter und Kerker umwehte sie. Vanessas Schauer wurden intensiver, übertrugen sich auf Alexander. Er wollte unbedingt auch mit Ivy in den Lustkeller. Sie dort zu lieben wäre noch um einiges aufregender.
Ivy verbrachte den ganzen Tag am Pool und versuchte, sich auf ihren Krimi zu konzentrieren. Ein Unterfangen, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war, denn ihre Gedanken drifteten immer wieder zu Alexander und der attraktiven Schwarzhaarigen ab, die er auf so merkwürdige Weise angesehen hatte. Ivy spürte instinktiv, dass die beiden mehr verband. Würde er sie nun vernachlässigen? Vielleicht sogar vergessen? War sie jetzt überhaupt noch interessant für ihn? Bei der Vorstellung, dass sie für den restlichen Urlaub womöglich sogar auf ihn würde verzichten müssen, bekam sie einen Kloà im Hals. Das war schlimmer als der Gedanke, ihn teilen zu müssen.
Da schob sich ein Schatten über sie, schirmte sie von der wärmenden Sonne ab. Ivy setzte verärgert ihre Sonnenbrille ab, um dem Störenfried ins Gesicht zu blicken. Zu ihrer Ãberraschung war es Alexander, der vor ihrer Liege stand, nur in einer Badehose, sonnengebräunt, seinen Traumkörper unverhohlen zur Schau stellend. Und er lächelte sie an.
»Hallo, Bella«, sagte er, »darf ich dich ein bisschen verwöhnen?« Er nahm ihre Sonnencreme.
Ivy war erleichtert, ihn zu sehen, und drehte sich auf den Bauch, legte das Buch zur Seite und präsentierte ihm ihren Rücken. Alexander hockte sich neben die Liege und fing an, sie einzucremen. Seine Hände fühlten sich himmlisch an. So kräftig und sanft zugleich.
»Und hattest du einen schönen Nachmittag?«, wollte er wissen.
»Ja, ging so. Deiner war sicherlich aufregender.« Sie dachte wieder an die mysteriöse Dunkelhaarige. Das lieà ihr einfach keine Ruhe. In welcher Verbindung stand sie zu Alexander?
Er lachte, denn er schien gleich zu merken, was genau sie bedrückte.
»Ich war arbeiten, SüÃe.«
»Ja, das habe ich gesehen.« Ivy seufzte. Welcher normale Mensch konnte sich schon damit abfinden, dass der eigene Freund fremde Frauen beglückte? Sie korrigierte sich schnell. Freund? Er war doch gar nicht ihr Freund. Sie hatten keine Beziehung, jedenfalls nichts, das über Sex hinausging. Doch Ivy war so verliebt in diesen Kerl, dass sie die Realität völlig aus den Augen verlor, mit ihren Träumen vermischte und darüber hinaus vergaÃ, dass er ein Animateur war. AuÃerdem wollte sie doch gar keine Beziehung mehr. Sie war hier,
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