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Hotel der Sehnsucht

Hotel der Sehnsucht

Titel: Hotel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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Erinnerung an ihren Vater nicht nur sich selbst, sondern einer Familientradition, die weit über hundert Jahre zurückreichte - auch wenn sie die Letzte in der langen Ahnenreihe der Bressinghams war.
    „Diesen Raum hat mein Vater mehr geliebt als alles andere", sagte Samantha leise.
    Ihre unbedachte Äußerung kam Andre sehr gelegen, gab Sie ihm doch Gelegenheit, das Gespräch auf ein äußerst brisantes Thema zu lenken. „Ausgenommen deine Wenigkeit", entgegnete er im Wissen darum, was ihm bevorstand.
    Denn härter als mit diesen harmlos klingenden Worten hätte er Samantha gar nicht treffen können. Ihr Gesichtsausdruck verfinsterte sich schlagartig. „Wie kommst du darauf?" fragte sie gequält. „Weil er mir mit seinem Besitz den Mann gekauft hat, den ich geliebt habe?"
    So bitter es klang, es entsprach nun mal der Wahrheit. Und Andre war nur zu feige, es endlich zuzugeben.
    Er stellte das Glas ab, und im nächsten Moment stand er auch schon vor Samantha. Ehe sie sich's versah, spürte sie seine Hände auf den Schultern. Mit dunklen Augen sah er auf sie hinunter und begann sie ganz leicht zu schütteln, als wollte er sie zwingen, ihm zuzuhören und sie von ihrem Irrtum abzubringen.
    Noch hatte er kein Wort gesagt, und schon wollte Samantha ihm mit aller Entschiedenheit widersprechen. Sie wusste genau, was er ihr erzählen wollte, und ebenso genau wusste sie, dass sie es nicht hören wollte.
    Als er den Mund öffnete, war sie kurz davor, die Lippen auf seine zu pressen, nur um ihn vom Reden abzuhalten.
    Schwer und ernst drangen ihr seine Worte ans Ohr. „Dein Vater hat mir das Bressingham nicht verkauft, damit ich dich heirate, sondern weil er pleite war."
    Mehr sagte Andre nicht. Jedenfalls nicht mit Worten. Doch sein Schweigen war
    mindestens ebenso beredt. Finde dich endlich mit der Wahrheit ab, forderte es bestimmt, während seine Augen fast flehend darum baten: Glaub mir bitte, Samantha.
    „Nein!" Alles in ihr sträubte sich gegen die aufkeimende Gewissheit, dass Andre Recht hatte.
    „Doch", widersprach er gelassen. „Anders als du wusste er um seine Krankheit. Und er wusste, dass die Bauaufsicht das Bressingham über kurz oder lang schließen würde, wenn er es nicht renovieren ließe. Dafür fehlte ihm schlicht das Geld. Da kam es doch wie gerufen, dass sein künftiger Schwiegersohn nicht nur über die notwendigen Mittel verfügte, sondern glücklicherweise auch noch blind vor Liebe war."
    Die zynische Bemerkung, mit der Andre geendet hatte, konnte sich Samantha nur mit abgrundtiefem Misstrauen erklären. „Du bist immer noch davon überzeugt, dass ich dich betrogen habe, nicht wahr?" fragte sie mit einer Mischung aus Trauer und Wut, die sie bislang nicht gekannt hatte.
    Zur Antwort erhielt sie ein höhnisches Lachen. „Ich verstehe zwar nicht, wie du
    ausgerechnet jetzt darauf kommst, aber ich kann dich beruhigen. So unterentwickelt, wie du zu glauben scheinst, ist mein Selbstbewusstsein nun auch wieder nicht." Er ließ Samantha los und kehrte zurück zu seinem Drink.
    Doch als er das Glas zum Mund führte, konnte Samantha ein ganz leichtes Zittern seiner Hand beobachten. „Ich glaube dir kein Wort", platzte sie heraus. „Du hast mir immer misstraut. Warum sonst hast du in jener unseligen Nacht nicht zu mir, sondern zu Raoul gehalten?"
    „Du lenkst vom Thema ab", erwiderte Andre kalt und füllte zum wiederholten Mal sein Glas.
    „Und du trinkst zu viel!"
    „Kümmere dich gefälligst um deine Angelegenheiten!" fuhr er sie an.
    Benommen ließ sich Samantha in den nächstbesten Stuhl sinken. Wofür weniger Andres Wutausbruch verantwortlich war als vielmehr das Problem, vor das sie sich gestellt sah. Wie sollte sie sich über das eine Thema unterhalten, ohne gleichzeitig auch das andere anzusprechen? Andre hatte gut reden. Für ihn ließ sich beides voneinander trennen. Doch für Samantha waren es zwei Seiten ein und derselben Medaille.
    „Na schön", willigte sie schließlich ein. „Bleiben wir also beim Bressingham."
    Andre1 stellte das Glas ab, setzte sich auf die Schreibtischkante und schob die Hände in die Taschen. Eine ganze Weile sah er Samantha schweigend an, bevor er endlich erwiderte: „Ich habe deinem Vater selbstverständlich angeboten, ihm das Geld für die Renovierung zu leihen
    - und zwar ohne jeden Hintergedanken. Doch sein Stolz ließ das nicht zu. Dann kam er auf die glorreiche Idee, dass ich das Bressingham kaufen sollte." Seine Stimme verriet mehr als deutlich, dass er den

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