Hotel Galactic
nicht zu Schwierigkeiten führen würde. Er wollte vermeiden, daß schon am ersten Tag Gäste verärgert wurden, weil der neue Besitzer unpünktlich war. Als er die Straße erreichte, blieb Flachsbarth unschlüssig stehen. Pymock hatte recht: Es würde bald dunkel sein. Flachsbarths Stolz ließ es jedoch nicht zu, daß er zu dem Fahrer zurückkehrte und im Palmenhain übernachtete.
Flachsbarth blickte sich um. Hinter den Berggipfeln stieg bereits die Nacht empor. Das Land, das sich vor Flachsbarth ausbreitete, war nur leicht hügelig. In der Senke auf der linken Seite befand sich ein See.
Flachsbarth hatte keine andere Wahl, als aufs Geratewohl loszumarschieren. Inzwischen war sein Zorn auf den Empfangschef seines Vorgängers noch gestiegen, und er war entschlossen, diesem Ossie, der für alles die Verantwortung trug, gehörig die Meinung zu sagen.
Als es bereits dämmerte, hörte Flachsbarth hinter sich Hufgetrappel. Er blieb stehen und sah ein antilopenähnliches Reittier herankommen. Im Sattel saß in aufrechter Haltung eine junge Frau, die offenbar vom Schwimmen kam, denn ihr langes Haar und ihr Badeanzug waren durchnäßt.
Flachsbarth winkte ihr zu, und sie zügelte das Tier.
Aus der Nähe wirkte sie nicht mehr so jung; sie trug kein Make-up, und Flachsbarth konnte die feinen Linien sehen, die die Jahre in ihrem Gesicht hinterlassen hatten. Dagegen war ihre Figur makellos. Ihre braune Haut bewies, daß sie sich oft im Freien aufhielt.
»Ein einsamer Wanderer am Abend«, sagte sie, während sie sich vorbeugte und das nervöse Tier am Hals tätschelte. »Sie sehen nicht so aus, als hätten Sie schon ein paar Wochen auf Cradi verbracht.«
Ihre Stimme war sehr tief. Sie sprach ungewöhnlich langsam.
»Ich bin heute angekommen«, sagte Flachsbarth. »Ich komme von der Erde.«
»Es wird Zeit, daß Sie sich ein Quartier suchen«, sagte sie.
»Allerdings!« bekräftigte Flachsbarth. »Vielleicht können Sie mir helfen, das Hotel Galactic zu finden. Ich bin der neue Besitzer.«
»Samuel Flachsbarth!« stieß die Frau hervor. »Sie sind also der Mann, den wir alle voller Spannung erwarten.«
Flachsbarth war verwirrt.
»Woher kennen Sie meinen Namen?« erkundigte er sich.
»Vom ehemaligen Besitzer des Hotels«, sagte die Frau. »Ich bin Celia Pragnell, stolze Besitzerin eines Landhauses in unmittelbarer Nähe Ihres Hotels.«
»Dann werden wir uns sicher oft sehen«, hörte sie Flachsbarth sagen. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich zu dieser Frau hingezogen. Er blickte an sich herunter und breitete hilflos die Arme aus.
»Sicher haben Sie sich einen Hotelbesitzer völlig anders vorgestellt«, sagte er verlegen.
»Sie machen einen sehr soliden Eindruck«, erwiderte sie ernsthaft.
»Wie weit ist es noch bis zum Hotel?«
»Zwei oder drei Meilen«, sagte Celia Pragnell.
»Erzählen Sie mir von diesem Hotel«, bat Flachsbarth. »Das heißt, wenn es Ihnen nichts ausmacht, langsam neben mir herzureiten.«
Sie versetzte ihrem Reittier einen leichten Schlag. Flachsbarth mußte seine Gangart beschleunigen, um nicht zurückzubleiben. Celia Pragnell begann zu sprechen. Flachsbarth lauschte ihrer melodischen Stimme und fühlte, wie sein Ärger allmählich von ihm abfiel. Er vergaß, welche Aufregungen er seit seiner Ankunft auf Cradi erlebt hatte.
Als sie den See erreichten, an dessen Ufer das Hotel stand, war es Nacht geworden. Hier, nahe dem galaktischen Zentrum, reichte das Licht der Sterne aus, um die Dunkelheit nie vollkommen werden zu lassen. Auf dem See trieben ein paar mit Lampions beleuchtete Boote. Die Hotelveranda war beleuchtet. Ein Dutzend Gäste tanzten nach der Musik einer Eingeborenenkapelle. Nur ein Fenster des Hotels war beleuchtet.
»Gefällt es Ihnen?« fragte Celia.
»Es ist nicht viel zu erkennen«, erwiderte Flachsbarth. »Was ich sehen kann, wirkt sehr romantisch.«
Sie lachte kurz. Unvermittelt trieb sie ihr Reittier an und verschwand in der Dunkelheit. Flachsbarth blieb stehen und lauschte, bis das Hufgetrappel verklungen war. Er war entschlossen, diese Frau zu besuchen, wenn es seine Zeit erlauben sollte.
Flachsbarth empfand eine gewisse Scheu, als er sich seinem Hotel näherte. Obwohl er von der Veranda aus hätte eintreten können, ging er auf die Straße zurück. Über dem Haupteingang brannte eine Lampe. Flachsbarth wunderte sich, daß die Tür trotz der Wärme geschlossen war. Als er vor dem Eingang stand, konnte er ein paar verblichene Buchstaben über der Tür
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