Hotel Galactic
sein Helfer.«
»Glauben Sie, daß er Summa helfen kann?« fragte Flachsbarth skeptisch.
»Natürlich«, sagte Worp.
»Wer ist dieser Mann?« erkundigte sich Keryn.
»Oh, Herr Flachsbarth ist schon in Ordnung«, sagte Worp zu dem jungen Cradianer. »Er macht sich nur zuviel Sorgen über alle Dinge.«
Was Summa anbetraf, so schienen Flachsbarths Sorgen berechtigt zu sein, denn sie wurde noch kränker, obwohl Keryn sofort mit der Behandlung begann. Keryn ließ es nicht zu, daß Flachsbarth im Zimmer weilte, wenn er sich um Summa bemühte.
»Dieser Keryn ist ein Quacksalber«, sagte Flachsbarth zu Worp, als Summa immer mehr abmagerte und ihr Fieber nicht sinken wollte. »Ich werde ihn hinauswerfen und einen terranischen Arzt holen.«
Obwohl Worp entschieden protestierte, rief Flachsbarth einen terranischen Mediziner an und schilderte ihm den Fall.
»Sie sagten, daß sich der Helfer eines Priesters um die Kranke kümmert?« fragte der Arzt.
»Ja«, bestätigte Flachsbarth. »Aber ich traue ihm nicht. Dieser Keryn scheint mir eher ein Geisterbeschwörer als ein Arzt zu sein. Jedesmal, wenn er bei der Kranken ist, höre ich ihn singen. Außerdem kommen Dämpfe unter dem Türschlitz hervor.«
»Die Patientin ist in guten Händen«, sagte der Arzt.
»Was?« Flachsbarth hielt den Hörer von seinem Gesicht weg und starrte ihn an.
»Sie haben mich richtig verstanden«, sagte der Arzt.
»Wollen Sie damit sagen, daß die terranische Medizin vor einem cradianischen Kräutersammler kapituliert?« erkundigte sich Flachsbarth.
»Wenn der Cradianer Ihrer Köchin nicht helfen kann, bin ich ebenfalls nicht dazu in der Lage«, sagte der Arzt. »Es sei denn, es würde sich um einen Beinbruch oder um etwas Ähnliches handeln, was aber offensichtlich nicht der Fall ist.«
Völlig niedergeschlagen legte Flachsbarth auf. Er hatte keine andere Wahl, als Keryn weiterhin im Hotel zu dulden. Inzwischen war eine von Summas Schwestern aus der Stadt gekommen, um für sie die Küche zu übernehmen. Es war eine zänkische alte Frau, deren Kochkünste nicht ausreichten, um auch nur die bescheidensten Ansprüche zu befriedigen. Zahlreiche Gäste begannen über Bauchschmerzen zu klagen und drohten Flachsbarth, das Hotel zu verlassen und sich bei der Einwanderungsbehörde zu beschweren.
Sieben Tage nach Beginn ihrer Krankheit starb Summa. Worp fuhr die Tote in die Stadt, damit sie von ihren Verwandten bestattet werden konnte. Er nahm Keryn mit, der noch immer völlig gelassen wirkte.
»Das Pech bleibt Ihnen treu«, sagte Mr. Aldruss, als Flachsbarth im Aufenthaltsraum erschien.
Flachsbarth war nicht nach einem Gespräch zumute, aber er war trotzdem froh, daß Mr. Aldruss sich zu ihm an die Bar setzte.
Am späten Abend entschloß sich Samuel Flachsbarth, Celia Pragnell in ihrem Landhaus zu besuchen.
Flachsbarth wanderte die Straße zum Landhaus hinauf, beide Hände in den Hosentaschen vergraben, das alte Pin-Hemd offenstehend und die Haare wirr im Gesicht. Er war nicht richtig betrunken, nicht so, daß er nicht mehr fähig gewesen wäre, einen Gedanken zu Ende zu führen. Seine Betrunkenheit war von einer Art, wie sie nur sehr selten vorkommt: Sie verlieh ihm die Fähigkeit, seine Situation mit unglaublicher Schärfe zu erkennen, ohne darüber niedergeschlagen oder gar verzweifelt zu sein. Er blieb stehen und blickte zum Sternenhimmel empor, und die Sterne sagten: »Seht, da geht Samuel Flachsbarth, ein Mann von der Erde.«
Flachsbarth setzte seine Wanderung fort, bis er an die Gartentür des Landhauses kam. Dann drehte er sich um und blickte zum Hotel zurück. Nachts sah es sehr wuchtig aus, und die Fenster, hinter denen Licht brannte, verliehen dem Gebäude eine gewisse Wärme.
Flachsbarth senkte den Kopf und rüttelte an der Gartentür. Sie war offen. Er betrat den Kiesweg, der zu Celia Pragnells Haus führte. Bei jedem seiner Schritte knirschte der bunte Sand. Zwischen den Büschen tauchte die dunkle Silhouette des Hauses auf.
Und die Sterne sagten zu dem betrunkenen Samuel Flachsbarth: »Sie ist nicht zu Hause, Sam. Es brennt kein Licht. Verschwinde lieber.«
»Verdammt will ich sein, wenn ich jetzt wieder umkehre«, sagte Flachsbarth.
Er erreichte das Haus. Seine Blicke hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und er konnte die Eingangstür unter einem breiten Vordach sehen. Die Blätter der großen Büsche flirrten im Nachtwind; es war das einzige Geräusch außer Flachsbarths Atem.
Er stieß gegen die Tür, und sie
Weitere Kostenlose Bücher