Hotel Galactic
Mann.«
»Vor unserem Gesetz sind alle Menschen gleich«, sagte Flachsbarth. »Wenn Nakumara Coleman betrogen oder ausgeraubt hat, dann ist Nakumara nach unserem Gesetz ein schlechter Mann und muß bestraft werden. Das Gesetz hilft in diesem Fall Wood Coleman, obwohl er wahrscheinlich viel schlechter als Nakumara ist.«
»Das ist mir zu kompliziert«, sagte Worp. »Unsere Gesetze sind einfacher. Es gibt nur gute und schlechte Cradianer. Ein schlechter Cradianer wird nicht besser, wenn man ihm Schaden zufügt.«
»Sie meinen also, daß ich die Polizei nicht verständigen soll? Was ist, wenn Coleman hier auftaucht und merkt, daß Nakumara sein Geld hat? Dann wird er mich fragen, warum ich nicht eingegriffen habe?«
»Wären Sie beruhigt, wenn Sie wüßten, wo Wood Coleman sich jetzt aufhält?« fragte Worp.
»Ja«, sagte Flachsbarth.
»Ich werde Ihnen helfen«, versprach Worp. »Ich werde mit allen Cradianern sprechen, die ich kenne. Bald werden viele Eingeborene nach Coleman suchen. Wir werden ihn finden.«
Flachsbarth überlegte, ob er einem solchen Unternehmen zustimmen sollte. Zweifellos würden die Eingeborenen Coleman viel schneller finden als die Polizei oder die Einwanderungsbehörde.
»Ich warte zwei Tage«, sagte Flachsbarth. »Wenn ich innerhalb dieses Zeitraums nicht erfahre, wo Coleman ist, melde ich Nakumara bei der Polizei.«
Worp gab keine Antwort, sondern verschwand in der Dunkelheit. Gleich darauf hörte Flachsbarth den Motor des alten Wagens anspringen. Scheinwerfer leuchteten auf. Worp steuerte das Fahrzeug in Richtung der Stadt.
In den beiden nächsten Tagen entwickelte Flachsbarth zu seinem Erstaunen gegenüber Nakumara ein starkes Schuldbewußtsein, und er ging ihm aus dem Weg. Nakumara vergnügte sich nach besten Kräften. Er war der erklärte Liebling aller Gäste, und einige Ehepaare, die wegen des schlechten Essens in ein anderes Hotel hatten ziehen wollen, vergaßen ihren Groll und blieben weiterhin. Flachsbarth hätte also allen Grund gehabt, für Nakumaras Auftauchen dankbar zu sein. Der Gedanke an den Geldkoffer überwog jedoch alles andere.
Ungeduldig wartete Flachsbarth auf Worps Rückkehr. Als er am Nachmittag des zweiten Tages das Tuckern des Wagens hörte, rannte er auf die Straße hinaus.
Worp stieg grinsend vom Fahrersitz und winkte Flachsbarth zu.
»Alles in Ordnung«, sagte der Cradianer.
Flachsbarth atmete erleichtert auf.
»Wo hält er sich auf?« fragte er. »Was hat er gesagt?«
»Er kann nichts mehr sagen – er ist tot«, verkündete Worp.
Flachsbarth zuckte zusammen. Er mußte sich gegen die Wagentür lehnen.
»Niemand weiß, wie er gestorben ist«, fuhr Worp fort. »Man hat ihn in Strobers begraben. Das ist eine kleine Eingeborenenstadt westlich von Wunora.«
Flachsbarth vermochte nur zu nicken. Er ging ins Hotel und griff nach dem Telephon. Er hätte Nakumara viel zugetraut… aber ein Mörder?
Als Flachsbarth zu wählen begann, hörte er hinter sich ein Geräusch.
»Sam!«
Es war Nakumara. Flachsbarth begann zu zittern. Unwillkürlich rechnete er damit, daß der Schatzsucher eine Waffe auf ihn gerichtet haben könnte. Doch als Flachsbarth sich umwandte, stand Nakumara lächelnd an der Treppe.
»Ich wollte Sie sprechen, Sam«, sagte er. »Es handelt sich um eine wichtige Angelegenheit.«
»So«, brachte Flachsbarth mit krächzender Stimme hervor. »Gehen Sie doch inzwischen in den Aufenthaltsraum. Ich komme sofort nach.«
»Ich möchte mit Ihnen allein sprechen, Sam«, sagte Nakumara betont. »Im Aufenthaltsraum halten sich einige Gäste auf.«
Er weiß, daß ich alles herausgefunden habe, dachte Flachsbarth bestürzt. Er ließ den Hörer fallen.
»Gehen wir am besten in mein Zimmer«, schlug Nakumara vor.
Flachsbarth nickte willenlos. Nun würde er alles erfahren. Nakumara würde von seiner schrecklichen Tat berichten und dann ihn, Flachsbarth, auf grausame Weise aus dem Weg räumen, denn er war ein gefährlicher Mitwisser. Auf der Treppe begegnete ihnen niemand, den Flachsbarth hätte anhalten und um Hilfe bitten können.
Gemeinsam betraten sie Nakumaras Zimmer.
»Setzen Sie sich, Sam«, sagte Nakumara und deutete auf das Bett. »Was ich Ihnen jetzt zu sagen habe, wird eine Überraschung für Sie sein.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Flachsbarth tonlos. »Ich bin darauf vorbereitet.«
»So?« Nakumara war erstaunt. »Ich hatte aber mit niemand darüber gesprochen.«
»Ich weiß es eben«, sagte Flachsbarth trotzig.
Nakumara
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