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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Internat, und Kristina soll diese Bewahranstalt vorsichtshalber erspart bleiben, doch wenn sie auf's Gymnasium kommt, dann gibt es nur ein Entweder-Oder.«
    »Wie schön, daß wir diese Probleme nicht haben!« sagte Katrin, fügte jedoch kleinlaut hinzu: »Eine Putzfrau hätte ich trotzdem gerne. Von mir aus könnte sie sich gemäß dem Trend zu verbaler Berufsaufwertung auch Ata-Girl nennen oder Parkettkosmetikerin – klingt ja moderner und vor allem teurer –, doch ich brauche wirklich jemanden, der mir wenigstens die Leiter hält, wenn ich Fenster putze!«
    »Im Winter putzt man keine Fenster, da läßt man sie zufrieren!« empfahl Tinchen, um dann wieder auf den eigentlichen Grund ihres Anrufes zurückzukommen. »Wie ist das nun, Katrin, kommt ihr am zweiten Feiertag? Da er diesmal auf einen Samstag fällt, würdet ihr natürlich über Nacht bleiben und könntet dann am Sonntag ganz gemütlich zurückfahren.«
    »Hast du diesen humanen Vorschlag auch den anderen gemacht?«
    »Ich kann mich beherrschen! Du weißt doch, daß es bei Familientreffen immer zweierlei Menschen gibt. Die einen hocken wie angewachsen vor ihren Kaffeetassen und reden unentwegt von ihren Wehwehchen, und die anderen helfen beim Geschirrspülen. Du gehörst zu letzteren! – Also abgemacht: Ihr steht spätestens um ein Uhr auf der Matte, um halb zwei wird gegessen! Tschüß, und Gruß an die Sippe!«
    »Gleichfalls, und danke für die Einladung. Hoffentlich bereust du sie nicht!«
    Tinchen legte den Hörer auf und schrieb hinter Clemens' Namen eine 4. Dann zählte sie zusammen. »Professors sind zwei, ich glaube nicht, daß sich Fabian wieder ausklinkt, Professors junior vier, macht sechs, dann Melanie mit Anhang, dito Rüdiger, sind nochmals vier, und die plus sechs sind zehn. Das wären die Besucher. Und nu' die andere Seite: Tobias und Ulla nebst Kids, Karsten mit Begleitung, Julia mit oder ohne, muß ich erst noch abklären, dann natürlich Mutti samt Frau Ka-Ka … das sind mit uns beiden ein rundes Dutzend. Selbst wenn die Kinder an den Katzentisch kommen, bleiben immer noch mindestens siebzehn Erwachsene übrig. Flooo-riii-an, wir brauchen diesmal sogar drei Gänse und natürlich wieder Muttis Ausziehtisch!«
    Nichts rührte sich. »Jetzt hat er wohl doch einen Schreck bekommen«, murmelte Tinchen vor sich hin, und dann, wieder lauter: »Floooooriiiii!«
    Florian reagierte nicht, was auch kein Wunder war, denn er befand sich bereits auf dem Weg in die Redaktion. Zeitungsmenschen, und vor allem solche, die eine leitende Position bekleiden, müssen nun mal dann an ihren Schreibtischen sitzen, wenn der weitaus größere Teil der arbeitenden Bevölkerung bereits zu Hause vor dem Fernseher hockt. Oder Zeitung liest. Natürlich hatte Florian sich verabschieden wollen und zu diesem Zweck vorsichtig durch die Tür gelinst, doch Tinchen hatte sich intensiv mit dem Telefonhörer beschäftigt und gar nichts gemerkt. Um so besser, dann würde er wieder einen Zettel an die Pinnwand in der Küche hängen.
Liebes Tinchen
, würde er schreiben,
geh ruhig schon
schlafen, es wird heute nämlich morgen werden, weil
Kleinschmidt Vater geworden ist und Meier 1 seinen
Führerschein zurückge
kriegt hat. Beides muß begossen werden. Keine Angst, ich
nehme mir ein Taxi. Schlaf gut und träum' nicht wieder von meiner Vergangenheit. Du mußt schließlich nicht alles wissen! Kuß, Florian.
    Diesen Zettel fand Tinchen erst zwei Stunden später, nachdem sie die ganze Nachbarschaft rebellisch gemacht und dann die Polizei angerufen hatte, um ihre beiden Enkelkinder als vermißt zu melden. Sie hatten tagsüber draußen im Schnee gespielt, waren völlig durchgeweicht heimgekommen und von ihr trockengelegt, danach mit Kakao und Zwieback abgefüttert worden und schließlich in Julias ehemaliger und jetzt zum Spielzimmer umfunktionierten Mansarde verschwunden. Und dann waren sie nicht mehr dagewesen! Vom Keller bis zur Abstellkammer hatte sie das ganze Haus abgesucht, war sogar durch den Garten bis zum Geräteschuppen gerannt, obwohl der immer abgeschlossen war und auch gar keine Fußspuren hinführten, hatte erst gerufen, dann laut geschrieen, bis nebenan ein Fenster aufgegangen war und Frau Knopp gebrüllt hatte, Tinchen solle sich ja nicht bewegen, sie würde erst nach dem Krankenwagen telefonieren und dann eine Decke bringen. Über den Irrtum aufgeklärt, hatte sie sofort ein Verbrechen vermutet, drei Häuser weiter bei Frau Stenzel geklingelt, weil deren Mann

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