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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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konnte und von Tanja auch wurde, um Tims tatütata jaulenden Streifenwagen nach Möglichkeit noch zu übertönen – waren die Meinungen auseinandergegangen. »Es ist doch symptomatisch, daß die lautesten Spielsachen immer von den Leuten verschenkt werden, die selber keine Kinder haben!« Tobias hatte seinem Onkel einen bitterbösen Blick zugeworfen.
    »Nun laß mir doch den Spaß«, hatte Karsten geantwortet. »Schließlich ist doch nur einmal im Jahr Weihnachten.«
    »Das schon, aber der Friede auf Erden kommt erst dann«, hatte Florian gemurrt, »wenn die Batterien alle sind.« Er war schließlich aber doch versöhnt gewesen, nachdem er seine Geschenke ausgepackt hatte: von Tinchen den Kaschmirpullover, mit dem er lange geliebäugelt und den er dann doch nicht gekauft hatte, weil er ihm zu teuer gewesen war, den Maltwhisky von Karsten, wobei ihm die konkav geformte Flasche beinahe noch besser gefiel als ihr Inhalt, und von seiner Schwiegermutter die Brieftasche, sogar eine richtig geschmackvolle und bestimmt nicht billige. Über ein Geschenk hatte sich Florian allerdings nicht so richtig freuen können: Von den Junioren bekam er ein Computer-Lehrbuch für Anfänger mit vielen bunten Bildern, ergänzt durch einen Gutschein über drei Unterrichtsstunden bei einem Nachhilfelehrer. Bis heute war es ihm sowieso ein Rätsel, auf welche Weise seine Kollegen – und nicht nur die, offenbar hatte sich das im ganzen Verlag herumgesprochen – von seinem vergeblichen Kampf mit dem neuen PC erfahren hatten. Tagelang waren ihm von allen Seiten Ratschläge erteilt worden, auf seinem Schreibtisch hatten immer wieder Muster mit detaillierten Angaben zur Erstellung von Tabellen oder Schmuckblättern gelegen, und wenn er inzwischen auch die wichtigsten Grundbegriffe der Textverarbeitung beherrschte, so kam es immer wieder vor, daß sich plötzlich die Schriftgröße veränderte oder am Rand lauter schwarze Punkte erschienen, die einfach nicht mehr verschwinden wollten. Hatte er es lange genug vergeblich versucht, dann holte er doch wieder seine klapprige Reiseschreibmaschine heraus. Natürlich nur, wenn Tinchen nicht da war. War sie es doch, so klemmte er sich das Ding unter den Arm und tippte den Artikel im Keller zu Ende. Bis jetzt hatte er seine gelegentliche Kapitulation vor der Technik geheimhalten können, aber mit Sicherheit würde der Tag kommen, an dem Tinchen ausgerechnet dann einen Hammer suchte, wenn er unten auf der Sprudelkiste saß und seinen Kommentar in die alte Erika hackte. Vielleicht war Tobias' Idee mit dem Nachhilfeunterricht doch nicht so diskriminierend!
    Gegen elf Uhr waren die Kinder müde und quengelig geworden und hatten den allgemeinen Aufbruch eingeläutet. Tinchen hatte zwar protestiert, ziemlich halbherzig, wie sie sich selber eingestand, aber es hatte glücklicherweise nichts genutzt, und nachdem Karsten zugesichert hatte, erst seine Mutter nach Hause zu bringen, bevor er zu seiner neuen Freundin weiterfuhr (»Ihr werdet sie ja übermorgen kennenlernen!«), hatten Tinchen und Florian ihre Gäste bis zur Straße gebracht und auch noch hinterhergewinkt. Dann hatte Tinchen die Pumps von den Füßen geschleudert und war ins Schlafzimmer gegangen, um endlich den Festtagsfummel loszuwerden. Das Kleid hatte sie auf einen Bügel an den Schrank gehängt. »Ich kann mir nicht helfen, aber für beinahe vierhundert Mark müßte es viel bequemer sein! Und so gut wie neulich im Geschäft gefällt es mir auch nicht mehr.«
    »Aber mir«, hatte Florian gesagt und ihr einen Kuß auf den Nacken gedrückt, »außerdem kommt es doch gar nicht darauf an, was eine Frau anzieht, sondern wie sie es auszieht!«
    »Werd' nicht frivol!« hatte sie gewarnt, »und überhaupt kann es ja gar nicht erotisch aussehen, wenn man sich erst nach diversen uneleganten Rumpfbeugen aus diesem Schlauch herausgewunden hat.« Dann war sie in ihren Bademantel geschlüpft. »Wie ist es, Flori, trinken wir noch gemütlich ein Glas Wein zusammen?«
    Als sie den Korkenzieher aus der Küche holen wollte, war sie in die Glasscherbe getreten, mußte verarztet und anschließend in die Decke gewickelt und auf's Sofa gebettet werden. Erst dann hatte sie sich in aller Ruhe in den Prospekt vertiefen können, den sie bei der Bescherung zusammen mit den beiden Flugtickets aus dem Kuvert gezogen hatte. »Ich weiß ja nicht, was der ganze Spaß gekostet hat, Flori, will's auch gar nicht wissen, aber wenn ich mir die Fotos so ansehe, vermute ich, daß du uns

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