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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ich es Ihnen einmal vorführen?«
    Er durfte nicht, denn Florian hatte das Preisschild gesehen. »Wir haben als Dekoration meistens Blumen auf dem Tisch, und bei diesem Ding würde immer das Wasser durchlaufen, also kommt es erst gar nicht in Frage. Haben Sie nicht einen Toaster, der aussieht wie ein Toaster und nichts anderes macht als toasten?«
    Natürlich hatte er so etwas, und Florian besichtigte denn auch scheinbar interessiert quadratische Modelle, solche mit abgerundeten Ecken und ganz schmale, doch er konnte sich einfach nicht entscheiden.
    »Und hier hätte ich noch etwas für Individualisten!« Der Verkäufer deutete auf ein Gerät, bei dem man auf beiden Seiten eine Klappe öffnete, die Brotscheiben hineinlegte und die Klappe wieder schloß. »Der Vorteil dieses Modells besteht darin, daß jeweils nur
eine
Seite getoastet wird und auch nur so lange, wie Sie es wünschen. Durch ein erneutes Öffnen der Klappe wird die Brotscheibe automatisch gewendet und der Vorgang des Toastens auf der anderen Seite wiederholt.« Er demonstrierte das Ganze sehr anschaulich mit einem auf passende Größe zurechtgeschnittenen Stück Pappe.
    »Dauert das nicht ziemlich lange?« wollte Florian wissen.
    »Keineswegs so lange, wie Sie brauchen, um die erste Scheibe Toast zu essen«, versicherte der Verkäufer, »außerdem sollte man sich beim Frühstück immer genügend Zeit lassen. Und berücksichtigen Sie bitte, daß jede einzelne Brotscheibe ganz individuell gebräunt werden kann. Wenn Ihre Gattin blaßblonden Toast bevorzugt, Sie dagegen einen dunklen, so wird es künftig keinen Streit mehr geben.«
    Hat es bisher auch nicht, sinnierte Florian, jedenfalls nicht aus
diesem
Grund, doch da er sich schon immer für einen Individualisten gehalten hatte und der Toaster auch nur geringfügig teurer war als das teuerste Standardmodell, kaufte er ihn. Er hatte sogar Glück gehabt, denn Tinchen war nicht zu Hause gewesen, so daß er seine Neuerwerbung gleich allein ausprobieren konnte. Die ganze Küche hatte zwar gestunken, nachdem er das Gerät fünf Minuten lang eingeschaltet hatte, doch darauf war in der Gebrauchsanweisung ausdrücklich hingewiesen worden. Er hatte ja auch gleich Tür und Fenster aufgerissen, und Tinchen hatte später gar nichts gemerkt. Sie hatte nur gestaunt. »Wo hast du denn
das
Ding her? Vom Flohmarkt?«
    Entrüstet hatte er den Verdacht von sich gewiesen. »Das ist das neueste Modell. Mit dem kannst du jede Toastscheibe individuell …«
    »Eben! Es schaltet sich nämlich nicht von allein ab, und wenn du nicht ständig daneben sitzenbleibst und aufpaßt, hast du ganz schnell Briketts. Von der verqualmten Bude rede ich erst gar nicht!« Kopfschüttelnd sah sie Florian an. »Den Verkäufer, der dir das untergejubelt hat, sollte man mit einem Preis für praktizierte Verkaufsstrategie auszeichnen!« Sie nahm das beanstandete Objekt in die Hand und betrachtete es von allen Seiten. »Weißt du, wo ich sowas zum erstenmal gesehen habe? Nein, kannst du ja nicht wissen! Bei meiner Großmutter! Schon vor fünfzig Jahren! Und bereits damals ist es eine Antiquität gewesen!«
    Wie ein geprügelter Hund hatte Florian dagesessen, und als Tinchen endlich fertig war mit ihrer Standpauke, hatte er sie kleinlaut angesehen. »Ich hab's doch nur gut gemeint.«
    Sofort war sie versöhnt gewesen. »Weiß ich ja, Flori, und irgendwie freue ich mich auch über den Toaster, weil er so richtig schön nostalgisch ist, bloß leider ist er auch genauso unpraktisch.«
    Und dann war ihm
die
Idee gekommen. »Was hast du gerade gesagt?«
    »Daß ich ihn unpraktisch finde.«
    »Nein, das andere! Hattest du nicht von Nostalgie gesprochen?«
    »Ja, und?«
    Er hatte ihr den Toaster aus der Hand genommen und ganz genau untersucht. »Wenn wir ein paar Kratzer reinmachen, mit Sandpapier ein bißchen den Glanz wegschmirgeln, natürlich nicht überall, und im Gehäuse noch Brotkrümel verteilen, dann müßte das Gerät doch glatt als sorgsam gehütetes Erbstück deiner Großmutter durchgehen.«
    »Wozu denn? Und wer sollte dir das abnehmen?«
    »Meine Schwägerin Gisela zum Beispiel!«
    »Quatsch, die ist Archäologin, die fällt darauf nicht rein«
    So schnell hatte sich Florian nicht geschlagen gegeben. »Mit fossilen Überbleibseln kennt sie sich aus, aber nicht mit antiken Haushaltsgeräten. Wollen wir wetten, daß sie dir den Toaster abkaufen will, wenn ich sie lange genug vollgesülzt habe? Wir müssen uns bloß noch überlegen, wo du ihn

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