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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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denn doch schon einiges auf, zumal sie sich jetzt nicht nur eine Putzfrau, sondern auch einen Zweitwagen leisten konnte.
    Doch richtig zufrieden war sie erst viel später gewesen, nachdem Urban sich für den Job in Brunei entschieden und einen Vertrag für fünf Jahre abgeschlossen hatte. Jetzt hatte sie ihr Haus! Und Personal! Und einen eigenen Wagen mit Chauffeur. Und was beinahe noch mehr zählte: Sie war jemand, wurde respektiert in der kleinen europäischen Kolonie, galt als tonangebend in modischen Fragen und hatte extra für ihren Sohn einen Smoking anfertigen lassen, damit er beim diesjährigen traditionellen Weihnachtsdinner eine gute Figur machen würde.
    Als Florian sie anrief, war sie mit seinem Vorschlag auch keineswegs einverstanden: »Wie kommst du auf den Gedanken, daß der Junge lieber in diesem gräßlichen nebligen Deutschland bleiben möchte, wenn er hier blauen Himmel, Sonne und Meer haben kann? Und der Sohn des britischen Konsuls freut sich schon auf Björn, die beiden haben sich nämlich im vergangenen Jahr angefreundet.«
    »Also wegen des Wetters brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, sagte Florian und sah aus dem Fenster; der angekündigte Neuschnee fiel in Form von Nieselregen und verwandelte die bis dahin weiße Pracht auf den Straßen in grauen Matsch. »Blauen Himmel und Sonne gibt's hier auch, nur mit dem Meer hapert's ein bißchen. Dafür haben wir zwanzig Zentimeter Pulverschnee. Weißt du überhaupt noch, was das ist?«
    Ungeduldig versicherte Solveig, daß sie das sehr wohl wisse, sie habe ja vor zwei Jahren das Weihnachtsfest in Schweden verlebt und sich beinahe eine Lungenentzündung geholt – »ich bin diese Kälte einfach nicht mehr gewöhnt« –, und im übrigen bestehe sie darauf, daß Florian ihren Sohn in das nächste Flugzeug setze.
    »Heute und morgen besteht überhaupt keine Chance«, log er unbekümmert, »und für die nächsten Tage sieht's auch nicht viel besser aus, allenfalls mit mehrmaligem Umsteigen. Wenn Björn Glück hat, kann er im Flieger auf's neue Jahr anstoßen, wenn er Pech hat, sitzt er in Hongkong, Manila oder auf einem Provinzflughafen fest. Willst du das wirklich?«
    Nein, natürlich nicht, und wenn sie's richtig überlege, dann wäre das alles doch gar keine so schlechte Idee. Sie seien nämlich eingeladen worden, den Jahreswechsel im Landhaus von Urbans Chef zu verleben – »ein Franzose, très charmant und natürlich wichtig für Urbans Karriere« –, nur hatten sie mit einer Zusage bisher gezögert. »Björn hatte einmal eine heftige Auseinandersetzung mit dem Sohn von Monsieur Grinauld gehabt, so daß es nicht ratsam gewesen wäre, die Einladung auch auf ihn zu beziehen. Wenn ihr also wirklich Wert darauf legt, den Jungen zu behalten, dann bin ich auch einverstanden.«
    Egoistisches Luder, dachte Florian bei sich, aufgeblasenes dummes Huhn … Doch dann riß er sich noch einmal zusammen: »Na also, dann sind wir uns ja einig? Björn freut sich schon mächtig, daß er morgen seine ganzen Verwandten wiedersieht, wir haben nämlich family's day.«
    »Ach ja? Sind die Messer schon gewetzt?« Das triefte vor Sarkasmus.
    »Überflüssig, du bist ja diesmal nicht dabei!« konterte er sofort. »Und überhaupt muß ich jetzt leider Schluß machen. Meine Telefonrechnung bezahlt nämlich kein orientalischer Sultan, auch nicht mein Verleger, die muß ich selber zahlen. Gruß an Urban und Kristina und guten Rutsch ins neue Jahr.« Aufatmend legte er den Hörer hin.
    »Sie scheint ja nicht mal der Form halber protestiert zu haben!«
    Erschrocken drehte sich Florian um. »Bist du schon lange hier?«
    »Gerade erst gekommen«, behauptete Björn, obwohl das nicht stimmte, denn er hatte das Gespräch von Anfang an mitgehört. »Ich habe dich gesucht.«
    »Also«, begann Florian, während er überlegte, wieviel Wahrheit Björn wohl vertragen konnte. »Zuerst mal ganz herzliche Grüße von deiner Mutter und ein frohes Weihnachtsfest. Natürlich ist sie traurig, daß du nicht kommst, andererseits versteht sie es auch, wenn du hierbleiben und die ganze Sippe mal wiedersehen möchtest, und bis zu deinen nächsten Ferien ist es ja nicht mehr allzu lange hin.«
    Ein ironisches Lächeln zeigte sich in Björns Mundwinkeln. »Hat sie denn nicht erwähnt, wo sie eingeladen war oder ist oder wird? Je bedeutender der Gastgeber, desto größer das Prestige für den Gast. Im vergangenen Jahr mußten wir das Christmasdinner beim spanischen Gesandten absitzen. Grauenvoll, sag

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