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Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Hotel Mama vorübergehend geschlossen

Titel: Hotel Mama vorübergehend geschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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tat es, und sofort begann der Rauch abzuziehen. »Trotzdem sollten wir mal ein paar Minuten lang Türen und Fenster öffnen.«
    »Lieber noch nicht, sonst lassen sich Toni und Frau Ka-Ka wieder häuslich nieder.«
    Florian warf einen Blick in den leeren Wintergarten. »Wo sind die denn?«
    »Im Garten. Wegen des Qualms!« kicherte Karsten, »und sie haben gedroht, nach Hause zu gehen, wenn sie weiterhin eingeräuchert werden.«
    Schnell machte Florian den Schieber wieder zu. »Ist ja nicht die feine englische Art, aber Frau Ka-Ka geht mir heute noch mehr auf den Geist als sonst. Wieso liegen die beiden nicht schon längst zu Hause auf'm Sofa und halten ihren mittäglichen Schönheitsschlaf?«
    »Weil sie auf jemanden warten, der sie fährt. Tonis Schuhe haben nämlich für einen Kilometer Fußweg zu hohe Absätze, und Frau Ka-Ka hat was am Knie.«
    Ganz langsam drehte sich Florian um, und noch langsamer ging er mit drohend erhobenem Feuerhaken auf seinen Schwager zu. »Und warum hast du sie nicht gefahren?«
    »Weil ich den Kamin anzünden sollte«, sagte Karsten, griff zur Kohlenschaufel und machte ein paar Schritte rückwärts. Statt des Feuerhakens auf den Kopf bekam er jetzt die sich öffnende Tür ins Kreuz. »Aua!«
    »Seit Wilhelm Zwo sind Duelle verboten!« Tinchen nahm den beiden Kampfhähnen die etwas unorthodoxen Waffen aus der Hand. »Streitigkeiten trägt man heutzutage verbal aus, damit die Nachbarn auch was davon haben. Also ab in den Garten!« Und als die beiden keine Anstalten dazu machten, wollte sie wissen: »Worum geht's eigentlich?«
    Florian sagte es ihr.
    »Macht die Ofenklappe wieder auf, damit wir hier nicht ersticken, dann wascht euch den Ruß aus dem Gesicht und benehmt euch zur Abwechslung wie erwachsene Menschen! Toni steht schon längst in der Küche und kocht Kakao, woraus, weiß ich nicht, es ist gar keiner da, Frau Ka-Ka sitzt in der Mansarde und liest dem Jungvolk was vor, und die anderen sind entweder auf'm Klo oder warten darauf, daß man diese Räucherkammer wieder betreten kann.« Sie wandte sich an ihren Bruder. »Kümmre dich mal um deine Dulcinea. Anscheinend gibt es nur ein einziges Gebiet, auf dem sie halbwegs bewandert ist, und das sind Schlager aus der Petticoat-Zeit. Damit nervt sie Ulla, bloß hat die noch nie was von Rudi Schuricke oder Maria Mucke gehört.«
    »Du müßtest mal ihre Sammlung sehen, Tine, lauter alte Schellackplatten aus den fünfziger Jahren, sogar noch welche von vor dem Krieg, aber die kratzen leider ganz erbärmlich«, ereiferte sich Karsten. »Wer hat denn heutzutage sowas noch? Da ist es doch ganz normal, wenn man sich auch für die Interpreten der damaligen Schlager interessiert.«
    »Natürlich – als Hobby!« gab Tinchen zu, »aber als Ulla mal das Thema wechseln wollte und von der Aida-Aufführung in Verona erzählte, um die ich sie immer noch beneide« – ein beziehungsreicher Blick streifte Florian –, »da behauptete Blondie doch allen Ernstes, von dieser Sängerin habe sie noch nie etwas gehört, und ob es die schon auf CD gäbe. Kannst du mir mal verraten, Karsten, worüber du dich mit deiner Annabelle unterhältst, wenn ihr allein seid?«
    »Wer sagt denn, daß sie sich überhaupt unterhalten?«
    Karsten nickte bestätigend. »Eine berechtigte Frage, Florian, die nächste bitte!« Dann grinste er Tinchen an. »Wenn du objektiv bist, mußt du zugeben, daß sie attraktiv ist, nicht wahr? Und heiraten will ich sie ja nicht.« Damit verschwand er, und Florian wandte sich erneut dem Kamin zu, in dem die Holzscheite endlich brannten. »In spätestens fünf Minuten kann man hier drin wieder problemlos atmen«, versprach er. »Gibt's dann Grog und Tiramisu?«
    »Nein, Kaffee und Frau Ka-Ka's Selbstgemachtes.«
    »Dann mache ich den Schieber wieder zu!«
    Natürlich hatte er es nicht getan, und das war auch gut so, denn was sich wenig später zur Kaffeerunde zusammenfand, war ausgesprochen gut gelaunt und nunmehr auch gewillt, die in der Küche aufgebauten Desserts als Kuchenersatz zu akzeptieren. Sogar Frau Klaasen-Knittelbeeks undefinierbarer Brei hatte zumindest optisch gewonnen, denn Frau Antonie hatte die einzelnen Portionen mit allem dekoriert, was sie auf die Schnelle gefunden hatte. Leider verfügte Ernestine nicht über das reichhaltige Zubehör an Backzutaten, wie sie es in ihrer eigenen Küche aufbewahrte, aber Mandelblättchen waren wenigstens dagewesen sowie Krokantstreußel und diese kleinen Schokoladenfigürchen, die man für

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