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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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war, trotz der irrsinnigen Geldsummen, die jede Woche ausgegeben wurden, aufregend zuzuschauen, wie das Hotel mehr und mehr Gestalt annahm. Es war aufregend, durch die kahlen, aber bereits Eleganz ausstrahlenden Zimmer mit den Steinwänden zu wandern und sich vorzustellen, wie sie im fertigen Zustand aussähen. Und dennoch, zum erstenmal seit Jahren hatte er nichts zu tun, keine Verabredung, die er einhalten mußte, keine Telefonanrufe. Bei dem einzigen Telefonat mit der Agentur bisher war Jordan freundlich, aber kurz angebunden gewesen. Alles lief gut, die alten Kunden hatten sich mit dem neuen Management arrangiert, und sie hatten ein paar interessante Projekte in Arbeit. »Es flutscht, alter Junge«, so hatte Jordan sich ausgedrückt, und als Simon den Hörer auflegte, spürte er einen kleinen Stich. Er war nicht mehr wichtig. Aber es gab zumindest einen Trost. Er und Nicole waren glücklich zusammen. Er vermißte sie, wenn sie mit Ernest unterwegs war, und hatte sich sogar schon ein- oder zweimal dabei ertappt, daß ihn die Eifersucht packte, wenn sie den ganzen Tag mit ihm verbrachte — was völliger Unsinn war, hatte er doch selbst beschlossen, nicht an ihren Einkaufsexpeditionen teilzunehmen. Beim ersten Mal war er noch mitgefahren, war aber rasch ungeduldig und mürrisch geworden, so daß sie ihn bereits nach zwei Stunden in einer Bar absetzten.
    Aber die Zeit der Einkäufe war ja bald vorbei, sagte er sich. Und inzwischen wurden auch die Tage schon wieder länger, die Frühlingsluft war mild, und in der Mittagssonne wurde es bereits richtig heiß. Auf den Terrassenfeldern unterhalb des Hotels waren schon die Mandelblüten herausgekommen und zeichneten sich klar und hell von der mattbraunen Erde und der grauen Baumrinde ab, und die Steinbank, auf der Simon saß, war warm. Er blickte hinüber zu dem leeren Swimmingpool, wo Mrs. Gibbons auf den Fliesen Siesta hielt. Ihre Hinterbeine zuckten hin und wieder, wahrscheinlich träumte sie von Kaninchen und Postboten. Mit halb geschlossenen Augen legte er den Kopf in den Nacken, und er hatte das Gefühl, die Sonne durchdringe seinen Körper mit ihren Strahlen bis auf die Knochen.
    » Monsieur le patron, bonjour! «
    Simon zwinkerte und blinzelte die Gestalt an, die sich mit glitzernder Sonnenbrille und glitzernden Zähnen zu ihm neigte und ihm die Hand zum Gruß entgegenstreckte. Jean-Louis, das Einmannkommando zur Verbrechensbekämpfung, war zu seinem täglichen Überfall angetreten.
    Er war klein und modisch gekleidet mit einer Hose in Übergröße und einem Wildlederblouson; sehr gepflegt und ein bißchen zu stark parfümiert. Seine scharfen Gesichtszüge erinnerten Simon immer an diese flinken Hunde, die man in die Kaninchenlöcher schickt — ein Foxterrier mit raschen, geschickten Bewegungen und wachsamen Augen. Aber er war auch hartnäckig wie ein Terrier.
    »Haben Sie über meine Vorschläge nachgedacht?« Er gab Simon keine Gelegenheit zu antworten und zog einen Zeitungsausschnitt aus seiner Herrenhandtasche. »Sehen Sie sich das an — die Bank in Montfavet ist letzte Woche überfallen worden, am Dienstag morgen. Und dann, als die flics weg waren, was glauben Sie, was passiert ist? Hm?«
    »Ich weiß es nicht, Jean-Louis. Alle machten Mittagspause?«
    » Bof! Sie machen Witze, aber das hier ist eine sehr ernste Angelegenheit.« Er nahm die Sonnenbrille ab, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen, und schwang sie vor Simon hin und her. »Die Räuber sind am Nachmittag zurückgekommen! Beh oui. Zweimal an einem Tag! So sieht das Vaucluse für Sie aus. Nichts ist sicher, mein Freund, nichts. Diese Kerle kommen mit ihren pistolets und schnellen Autos von Marseille herauf...«
    »Woher wissen Sie, daß sie aus Marseille kommen?«
    »Ah.« Jean-Louis setzte seine Sonnenbrille wieder auf und sah sich um, ob auch niemand sie belauschte. »Ich habe Verbindungen«, erklärte er mit einem Kopfnicken zu Simon. »Verbindungen zum milieu, aus alten Tagen.«
    Simon hob die Augenbrauen. Bisher hatte Jean-Louis die alten Tage nie erwähnt. »Waren Sie...?«
    Jean-Louis legte einen Finger auf die Lippen. Simon war sich sicher, daß er hinter der Sonnenbrille mit den Augen blinzelte. »Korsika. Geheimaufträge. Haben Sie schon einmal was von der Union Corse gehört?«
    »Und auf welcher Seite waren Sie?«
    »Auf der Seite der Polizei.« Jean-Louis zuckte die Achseln und lächelte. »Meistens jedenfalls.«
    »Und jetzt wollen Sie hierherkommen und ein kleines Hotel wie

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