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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Simon entgegen, der an seinen abgeschürften und blutenden Knöcheln saugte. Seine Kleidung war voller Staub und Moosflecken, und an der Wange klaffte eine Wunde. Beschwichtigend hob er eine Hand, als er Nicoles Gesichtsausdruck sah.
    »Es ist okay. Ich habe gewonnen.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Das Überraschungsgeschenk für Ern ist eingetroffen. Ich habe geholfen, das Ding auf die Terrasse hinunterzutragen. Dabei bin ich auf der Treppe ausgerutscht, mit der Hand gegen die Wand geschlagen und dann mit der Wange aufgespießt worden. Du hast recht. Wir sollten das kleine Scheusal beschneiden. Es ist gefährlich.«
    Nicole fing an zu lachen. »Du meinst... Das glaube ich nicht. Entschuldige, daß ich lache.«
    Simon grinste und berührte mit der Hand die Wunde. »Verwundet im Kampf mit einem pausbäckigen Knaben. Bekomme ich dafür einen Orden?«
    Ernest hatte schweigend zugehört, aber nicht alles verstanden. »Zuerst muß die Wunde desinfiziert werden, Bester, dann werden wir uns um Orden kümmern. Ich bin gleich wieder da.«
    Während sie warteten, klopfte Nicole den Staub von Simons Kleidung und erschrak über seine aufgerissenen Hände. »Tut mir leid«, sagte sie noch einmal. »Das ist gar nicht lustig.«
    »Ich brauche Pflege«, meinte er. »Du mußt mich ins Bett bringen und meine Temperatur messen. Komm her. Ich zeige dir, wie man es ohne Thermometer macht.«
    »Mmmm«, meinte sie ein wenig später. »Ich glaube, du wirst es überleben.«
    Als Ernest mit Watte und einer Flasche Synthol erschien, lösten sie sich aus ihrer Umarmung, und Nicole tupfte die Tinktur auf die Wunde.
    Simon zuckte zusammen. »Ich hoffe, daß Sie darauf vorbereitet sind, Ern. Nicole hat ihn für Sie aufgetrieben. Wenn er erst einmal stubenrein ist, werden Sie ihn mögen.«
    Sie gingen nach unten und durch das Restaurant. Draußen auf der Terrasse stand der Knabe, vorerst noch ohne Podest und Wasserzufuhr, neben dem Steinbecken und blickte über das Tal hinweg auf die Berge. Mrs. Gibbons prüfte, ob die kleine Kupferleitung vielleicht eßbar wäre.
    »O meine Lieben«, rief Ernest aus, »was für ein herrlicher kleiner Mann. Gibbons! Laß ihn in Ruhe.« Mit vor Freude strahlendem Gesicht drehte er eine Runde um die Figur.
    »Sie haben gesagt, Sie hätten gern einen Brunnen.«
    »Er ist göttlich. Und er funktioniert wirklich?«
    »Wie einer, der gerade achtzehn Halbe Lagerbier getrunken hat, Ern. Meinen Sie nicht, daß er ein bißchen provozierend ist?«
    »Auf keinen Fall. Es ist eine Studie sorgloser Verzückung. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie begeistert ich bin.« Er kam auf Nicole zu und umarmte sie. »Das ist sehr lieb von Ihnen. Ich sehe ihn schon vor mir, wie er dort steht und vor sich hin pinkelt. Ich weiß auch schon, wo er hinkommt, unter den Baum.« Er unterbrach sich und hielt sich die Hand vor den Mund, als sein Blick auf Simon fiel. »Am besten, ich hole uns ein Glas Wein, dann erzählen wir Ihnen von dem Baum.«
     
    Madame Pons spuckte vornehm in den Blecheimer und machte sich eine Notiz in das Heft, das Bemerkungen zur Weinliste des Hotels enthielt. Sie saß in einer kleinen cave mit Lehmboden in der Nähe von Gigondas, vor ihr standen über die ganze Länge des Tisches etikettlose Flaschen aufgereiht. Durch die dünnen Sohlen ihrer Schuhe kroch die Kälte, und der schwache Schein einer Vierzig-Watt-Birne hinterließ tiefe Schatten auf dem Gesicht des Mannes, der erwartungsvoll ihr gegenübersaß.
    » Eh, alors? « Monsieur Constant gehörte zu jenem Dutzend risikobereiter vignerons in der Umgebung, die selbst Wein herstellten und abfüllten, anstatt die Trauben an eine Kooperative zu verkaufen. Denn wenn der Wein gut ist, kann so ein höherer Profit erzielt werden. Und wenn ein Hotel de luxe, wie es Madame beschrieb, ein paar Dutzend Kisten abnahm, sprach sich die Qualität des Weins sicher schnell herum. Man konnte den Preis entsprechend erhöhen, und Monsieur Constant wäre dann in der Lage, die beiden Hektar zu kaufen, die sein Nachbar, dieser Dummkopf, so schlecht zu nutzen verstand. Es war sehr wichtig, Eindruck auf diese stattliche Frau zu machen.
    » Um petit vin. Pas mal .« Madame Pons sah ihn höflich, aber ausdruckslos an. » Ensuite?«
    » Un trésor, madame. Un vrai trésor .« Constant lächelte. Es war ein Jammer, daß sie sich geweigert hatte, den Käse zu essen, den er ihr angeboten hatte, ein Käse, der so kräftig im Geschmack war, daß selbst Essig gut dazu schmecken würde, aber sie war

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