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Hotel Pastis

Hotel Pastis

Titel: Hotel Pastis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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dieses hier bewachen? Das müssen Sie mir erklären. Es ist nicht besonders aufregend, darauf aufzupassen, daß niemand Aschenbecher stiehlt.«
    »Kontakte, mein Freund. Die Gäste — Pariser, Engländer, Deutsche, sie alle kommen hierher und kaufen sich eine residence secondaire, sie brauchen Sicherheit. In der Alarmanlagenbranche sieht es nämlich mittlerweile verheerend aus. Zu viele Elektriker, die sich für wenig Geld als Sicherheitsexperten aufspielen. Nun, sollen sie die billigen Kunden behalten, die Leute mit den Villen. Ich will den Rahm, die netten deutschen Millionäre mit ihren Kunstsammlungen und den Gattinnen, die sich bei Bulgari ein paar Juwelen für den Urlaub in Gordes kaufen. Wo soll ich sie kennenlernen? Sicher nicht in so einem bordel v on einer Bar in Cavaillon.« Er machte eine ausholende Armbewegung und deutete auf das Gebäude hinter sich. »Hier kann ich ihnen begegnen. En plus, Sie werden den besten Schutz genießen, garantiert. Voilà — so wäre uns beiden gedient.« Er hob herausfordernd den Kopf und spielte mit dem Goldmedaillon an seinem Hals. »Denken Sie darüber nach, mein Freund. Ich werde Ihnen ein günstiges Angebot machen.«
    Jean-Louis drückte Simon die Hand und eilte von dannen, um seinen Krieg gegen das Verbrechen an anderer Stelle weiterzuführen. Der Duft seines Aftershave hing noch in der Luft. Nicht gerade der Menschentyp, bei dem man einen Gebrauchtwagen kauft, dachte Simon, nicht einmal einen nagelneuen Safe. Aber vielleicht konnte er noch nützlich sein, und Nicole schien ihn zu mögen.
    Zehn Kilometer entfernt bewunderten Nicole und Ernest gerade einen Olivenbaum, der, wie ihnen versichert wurde, nicht weniger als 250 Jahre alt war und noch gut 750 Jahre vor sich haben könnte. Der Besitzer schwor es bei seiner Großmutter. Er selbst, ein Mann mit tiefen Falten im Gesicht, sah fast genauso alt aus wie der Olivenbaum. Er war vor vierzig Jahren mit einem Lavendelfeld und einer hart arbeitenden Frau ins Geschäft eingestiegen. Nun besaß er mehrere Hektar Land mit Pflanzen, Sträuchern und Bäumen, zwei Häuser, einen kleinen Mercedes und vier Fernsehgeräte.
    » Comme il est beau «, meinte er und streichelte die Knorren und Windungen des verdrehten Stammes. Eine leichte Brise ließ das Laub erzittern, und das Grün verwandelte sich in ein silbriges Grau. Der Baum war über die Jahrhunderte immer korrekt beschnitten worden, man hatte die mittleren Äste entfernt, damit die Sonnenstrahlen ungehindert eindringen und das Blattwerk sich breit und großzügig entfalten konnte. Zwischen den oberen Zweigen, erklärte der alte Mann, müsse ein kleiner Vogel hindurchfliegen können, ohne mit den Flügeln anzustoßen.
    »Großartig, nicht wahr?« murmelte Ernest bewundernd. »Kann man denn so einen Baum wirklich verpflanzen, wenn er so alt ist?«
    Nicole übersetzte die Frage für den alten Mann. Mit einem Lächeln beugte er sich hinunter, um den sandigen Boden um den Stamm herum wegzukratzen, bis der hölzerne Rand eines riesigen Bottichs sichtbar wurde. Der Baum, erklärte er, sei vor zwei Jahren von Beaumes-de-Venise herübertransportiert und dann in den Topf gesetzt und eingepflanzt worden. Selbstverständlich würde er eine weitere kurze Reise heil überstehen. Er werde sogar persönlich dafür garantieren, daß er weiterhin gesund bleibe, vorausgesetzt — er streckte mahnend einen krummen, braunen Finger aus — er werde in der richtigen Richtung aufgestellt. Er deutete auf einen grünen Farbfleck auf der Rinde. Der müsse nach Süden zeigen, da der Baum so gestanden hätte, seit er die Größe einer Distel hatte. Wenn man sich daran hielte, würde er sich sofort in der neuen Umgebung heimisch fühlen. Wenn nicht, würde er zwei bis drei Jahre lang nur sehr langsam wachsen, bis er sich an die neue Position gewöhnt habe. Der alte Mann nickte. Man sollte über diese Dinge Bescheid wissen, bevor man sein Geld in solch einen Baum stecke.
    Um wieviel Geld es sich denn handle, fragte Nicole. »Dreitausend Francs, madame.«
    »Und bei Barzahlung?«
    Der alte Mann lächelte. »Dreitausend Francs.«
    Es war trotzdem kein schlechtes Geschäft, sagten sie sich, als sie wieder nach Brassière fuhren — ein antikes Stück Natur, pflegeleicht, das ganze Jahr über belaubt und mit dieser wunderbaren Krone, die breit genug war, Schatten für einen Tisch und ein paar Stühle zu spenden, ein echtes Symbol der Provence.
    Als sie wieder zum Hotel zurückkamen, trat ihnen ein zerzauster

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