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Hotel van Gogh

Hotel van Gogh

Titel: Hotel van Gogh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Bechtle
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sie Dechaize, ob Ziba mit dem Tod Arthur Hellers etwas zu tun haben könne.
    »Ziba? Völlig ausgeschlossen, aus diesem Grund habe ich sie ursprünglich auch nicht erwähnt.«
    Aber wer könnte es sonst gewesen sein? Alles in ihr sträubt sich gegen die Vermutung der Polizei. Die Sicherheitskräfte waren ja nicht einzeln im Dorf verteilt, sondern sind an dem fraglichen Morgen in Gruppen aufgezogen. Da gibt es Zeugen. Wenn einer von ihnen auf einen Flüchtenden geschossen hätte, wüsste man das. Crosnier ist bislang von Selbstmord ausgegangen, insofern war es verständlich, dass er die Nachricht von Arthur Hellers Tod bei all dem Wirbel um die Iraner nicht an die große Glocke hängen wollte. Aber jetzt, wo der Vorfall an die Öffentlichkeit geht, wird er nicht mehr an einer anständigen Untersuchung vorbeikommen.
    Die Mansarde ist gründlich gesäubert, nichts erinnert an den Vorfall von vor wenigen Tagen.
    »Dein Onkel ist auf dem Boden verblutet? Ich hatte mir ein Holzbett vorgestellt, in dem auch van Gogh gestorben ist?«
    »Wir haben das Zimmer bewusst unmöbliert gelassen. Bei van Gogh standen hier einige spärliche Möbel und Unmengen von Leinwänden, an denen er arbeitete. Es gibt ja die Bilder, die er von diesem Zimmer gemalt hat.«
    Gérard Dechaize und Peter unterhalten sich auf Deutsch. Sabine bleibt das Übersetzen erspart, und was der Reporter mitbekommt, ist ihr ziemlich gleichgültig.
    »Warum hängen Sie nicht wenigstens eines seiner Bilder auf, die kräftigen Farben als Kontrast zur Öde des Raums. Die Farben waren doch sein Anker, als er hier gehaust hat!«
    »Sie sprechen mir aus dem Herzen! Van Gogh träumte bis zuletzt von seiner eigenen Ausstellung, die ihm nie vergönnt war. Jetzt ist daraus mein Traum geworden, ein Gemälde van Goghs an unsere Gedenkstätte zurückzuholen. Gelegentlich kommt ein van Gogh auf den Markt, allerdings zu unerschwinglichen Preisen. Aber ich gebe nicht auf, alles, was Sie hier sehen, hat mit einem Traum begonnen.«
    »Als Investmentbanker neige ich dazu, Dinge pragmatisch anzugehen. Wo befinden sich denn die meisten van Goghs?«
    »Es gibt einige Schwerpunkte, die Eremitage in St. Petersburg oder die Sammlung Dr. Gachets im Grand Palais in Paris. Die größte Sammlung befindet sich allerdings im Van-Gogh-Museum in Amsterdam.«
    »Wem gehört das Van-Gogh-Haus hier?«
    »Einer Stiftung, die speziell für diesen Zweck ins Leben gerufen wurde.«
    »Haben Sie je daran gedacht, Ihre Stiftung in das Van-Gogh-Museum einzubringen? Ein Merger, wie unter Firmen üblich? Sie tauschen Ihre Unabhängigkeit gegen einen original van Gogh. Wäre Ihnen das die Sache wert?«
    »Damit habe ich keinerlei Erfahrung, wie soll das vor sich gehen? Bleib ich bei einer Fusion mit dem Van-Gogh-Museum denn noch mein eigener Herr?«
    »Amsterdam ist fern. Und das Sterbehaus van Goghs steht nun einmal in Auvers. Das wäre meine geringste Sorge. Niemand lebt ewig. Auf diese Weise würden Sie auch den Fortbestand Ihres Werks sichern.«
    »An dem Vorschlag ist einiges dran.«
    »Wenn Sie wollen, lasse ich die Möglichkeiten einmal im Einzelnen untersuchen. Vielleicht ziehen wir das Projekt dann gemeinsam durch.«
    Sabine folgt staunend dem Gespräch. Peter und Kunst, eine völlig neue Seite an ihm. Eine Seite, die ihr, ehrlich gesagt, gut gefällt.
    »Nun verknüpfst du dein Schicksal auch noch mit diesem Haus!«
    »Weißt du, mit dem Investmentbanking wird nur die kalte Seite meines Gehirns beansprucht. Es wäre reizvoll, auch die andere Seite ein wenig zu beleben, oder nicht?«
    Gérard Dechaize schlägt ihnen vor, in der noch bis zum Termin bei Crosnier verbliebenen Zeit den außerhalb des Dorfes gelegenen Friedhof zu besuchen. Verwinkelte Gassen, sobald man von der Hauptstraße abbiegt. Die an der Friedhofsmauer gelegenen Gräber von Vincent und Theo sind dicht von Efeu überwachsen. Weiße Sommerwolken schweben wie Watteknäuel am blauen Himmel. Peter nimmt Sabine in den Arm. Sie sagen kein Wort.
    Später gehen sie Hand in Hand ins Dorf zurück. Gelegentlich blickt Sabine zu Peter. Diese neuen Gefühle, die er in ihr auslöst. Wäre das auf Sylt auch so gewesen?
    Am Spätnachmittag treffen sie in Begleitung des Journalisten von Le Monde auf dem Polizeirevier ein. Crosnier wurde inzwischen über die Berichte in der deutschen Presse informiert.
    »Das hat uns noch gefehlt, dieser Artikel in der deutschen Zeitung. Unser Gespräch hat unter Ausschluss der Presse zu erfolgen, so lautet unsere

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