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Hotel van Gogh

Hotel van Gogh

Titel: Hotel van Gogh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Bechtle
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verheiratet? Ist es denkbar, dass jemand sie hindern wollte, sich mit einem Christen, einem Ungläubigen, einzulassen? Könnte da der Schlüssel liegen?«
    »Madame Bucher, die Frau wurde verhaftet! Sie wurde zum vermutlichen Tatzeitpunkt am entgegengesetzten Ende von Auvers aufgegriffen, als es überall nur so von Sicherheitskräften wimmelte.«
    »Warum haben die dann nichts bemerkt?«
    »Mittlerweile hat sich ein Zeuge gefunden, der Bäcker, der einen Schuss gehört haben will, in etwa als der Einsatz anlief. Er schwört darauf. Sein Laden liegt nahe beim Van-Gogh-Haus. Trotzdem, niemand hat etwas gesehen. Wir gehen der Spur nach.«
    Der Gendarm blickt sie unschlüssig an. Offensichtlich passt ihm der Fall nicht in den Kram, er hat andere Sorgen.
    »Maryam Radjavi wird in wenigen Augenblicken von der Presse begleitet im Dorf ankommen. Ich muss mich jetzt entschuldigen.«
    »Ich nehme an, Sie werden diese Frau Ziba sofort vernehmen, bevor sie mögliche Beweise beiseiteschafft?«
    »Ich verspreche mir wenig von ihrer Vernehmung, sie war wirklich zu weit vom Tatort entfernt. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass Arthur Heller sich aus einem nicht ersichtlichen Grund frühmorgens im Ort aufhielt, dabei auf die Sicherheitskräfte gestoßen ist und auf ihre Aufforderung hin nicht stehenblieb. Vielleicht um unerkannt zu entkommen und keine Schande über die Frau zu bringen. Jemand hat einen Schuss abgegeben, aber als er weiterlief, als sei er nicht getroffen worden, hat die Polizei den Vorfall nicht weiterverfolgt, man hatte schließlich andere Probleme. Ein Versehen der Sicherheitskräfte, und wie soll man das jetzt noch aufklären?«
    Sabine ist verblüfft über Crosniers oberflächliche Einstellung. »Der Beamte hätte in jedem Fall den Schuss seinem Vorgesetzten melden müssen, stellen Sie sich die Aufregung bei der Presse und in der Allgemeinheit vor, wenn bei diesem riesigen Polizeieinsatz ein Unbeteiligter getötet worden wäre.«
    »Mit absoluter Sicherheit steht nichts fest, allerdings kann ich mir anders den Vorfall, nach allem, was wir wissen, nicht erklären. Natürlich hätte es gemeldet werden müssen, jeder macht Fehler. Nun wird das die Kriminalpolizei von Paris klären müssen, es ist nicht mehr unser Fall.«
    »Werden Sie Frau Taleb dann auch nicht zu der Tat vernehmen?«
    »Ich würde an Ihrer Stelle keine allzu großen Erwartungen daran knüpfen.«
    Crosnier breitet mit sichtlicher Ungeduld verschiedene Formulare vor ihr auf dem Tisch aus. Der Totenschein wurde bereits von ihm und einem Arzt oder Leichenbeschauer unterschrieben. Peter sieht sie fragend an.
    »Es hat keinen Sinn«, sagt Sabine zu ihm auf Deutsch, »Versehen, menschliches Versehen, damit tun sie die Sache ab. Ich werde jetzt die Formulare unterschreiben. Und dann werden wir abwarten müssen, was die Pariser Polizei ermittelt.«
    Warum der Totenschein allerdings noch ihrer Unterschrift bedarf, leuchtet ihr nicht ein. Sie stutzt, als sie beim Überfliegen des Textes Selbstmord als Todesursache liest.
    »Hier steht Selbstmord, Monsieur Crosnier, diese These ist inzwischen doch wohl überholt. Er wurde erschossen oder angeschossen, jedenfalls kein Selbstmord.«
    »Mit letzter Sicherheit steht nichts fest. Selbstmord liefert eine plausible Erklärung, bis sich ein anderer Tatverlauf nachweisen lässt.«
    »Es war kein Selbstmord! So unterschreibe ich dieses Formular keinesfalls.«
    »Gut, dann geben Sie wenigstens Ihre schriftliche Zustimmung zur Einäscherung. Ich bin nicht sicher, dass Ihre Unterschrift für den Totenschein überhaupt notwendig ist.«
    »Verlange doch zuerst den Bericht der Autopsie und das schriftliche Ergebnis der ballistischen Untersuchung. Daraus ergibt sich doch einwandfrei, dass Selbstmord ausscheidet«, sagt Peter.
    Sie blickt ihn verwundert an. Anscheinend bekommt er doch mehr von dem Gespräch auf Französisch mit, als sie annahm. Und natürlich liegt er mit seinem Hinweis völlig richtig! Crosnier hat die geforderten Papiere nicht griffbereit. Sie erinnert sich an die Warnung Thilo Holzers, dass die Einäscherung das Ende der unmittelbaren Spurensicherung bedeuten würde.
    »Ich werde dies erst nach Einsicht aller Dokumente unterschreiben, Monsieur Crosnier. Insbesondere solange Sie auf Selbstmord als Todesursache beharren. Selbst wenn ich Ihnen damit unbequem werde, werde ich gegebenenfalls eine unabhängige ballistische Untersuchung beantragen. Außerdem erscheint ja jetzt die gesamte Presse in Auvers.

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