Hotshots - Firefighters 2: Schatten Der Vergangenheit
Wahnsinnskörper verbarg, aber in Wirklichkeit war er unglaublich stolz auf sie. Sie sprachen nicht darüber, aber es war nicht schwer zu erraten, warum sie sich so sehr anstrengte, etwas aus sich zu machen – sie wollte keinesfalls wie ihre Mutter enden, die mit achtzehn Jahren ohne jegliche Ausbildung oder Ersparnisse schwanger in einer Wohnwagensiedlung gelandet war.
Und dann kam die Nacht, in der er aufwachte und sie am Küchentisch über einen Haufen Formulare gebeugt vorfand. Zuerst dachte er, sie erledige nur ihre Hausaufgaben, doch als er die Papiere genauer betrachtete, sah er, dass es sich um offizielle Dokumente handelte.
»Anträge und Richtlinien für Vormundschaft? Wieso beschäftigst du dich denn damit?«
Sie hatte vor ihm keinen anderen Mann gehabt, also hielt sie definitiv kein Kind vor ihm verborgen.
Dianna rieb sich die Augen. »Das ist eine lange Geschichte.«
»Ich habe alle Zeit der Welt.«
Er sagte das leichthin, aber sie wussten beide, dass damit mehr gemeint war als nur dieser Abend. Wieder machte sich diese warnende Stimme in Sams Hinterkopf bemerkbar, und Szenen aus der beschissenen Ehe seiner Eltern zogen vor seinem geistigen Auge vorbei. Aber es war bereits zu spät, er konnte sich nicht länger einreden, dass er und Dianna lediglich etwas Spaß miteinander hatten, ohne jegliche Verpflichtungen und meilenweit davon entfernt, Mann und Frau zu werden.
»Ich habe eine Schwester«, begann sie und erklärte ihm dann, dass April mit vier Jahren zur Adoption freigegeben worden war. »Ich werde nicht aufgeben, bevor ich sie nicht zu mir nach Hause geholt habe.«
Sam wusste aus eigener Erfahrung, wie wichtig Geschwister waren. Je mehr deine Eltern verbockten, umso wichtiger war es, einen Bruder oder eine Schwester zu haben, damit nicht alles den Bach runterging. Connor war seine eigentliche Familie. Er konnte also nachvollziehen, warum April Dianna so viel bedeutete, auch wenn sie sich schon seit sechs Jahren nicht mehr gesehen hatten.
In jener Nacht schloss er sich ihrem Kampf an. Er wollte ihr helfen, diesen bürokratischen Dschungel zu überwinden, der ihr den Weg zu ihrer Schwester versperrte. Jedes Mal, wenn Dianna zu hören bekam, sie hätte »nicht die richtige Arbeit und nicht genügend Geld, um ihrer Schwester ein richtiges Zuhause zu bieten«, und April ginge es bei den Pflegefamilien besser, da diese ihr ein »stabiles Umfeld« bieten würden, hielt Sam die weinende Dianna im Arm und tröstete sie. Aber es dauerte nie lange, bis ihre Tränen versiegten, und jedes Mal zog sie noch entschlossener los, um gegen das System anzugehen.
Seit er als Hotshot arbeitete, hatte Sam immer wieder zu hören bekommen, was er doch für ein harter Kerl sei. Aber jetzt erlebte er das erste Mal in seinen zwanzig Jahren wahre Stärke – und zwar jedes Mal, wenn er seine Freundin dabei beobachtete, wie sie Formulare ausfüllte oder sich am Telefon mit einem Sozialarbeiter herumstritt. Ihre Beharrlichkeit überraschte ihn sehr. Er hatte absolut nicht damit gerechnet, dass sich hinter ihrem hübschen Äußeren eine so eiserne Entschlossenheit verbarg.
Und während dieser ganzen Zeit, jedes Mal, wenn sie sich liebten, verdrängte er die Erinnerung an das geplatzte Kondom. Nachdem einige Wochen verstrichen waren, wähnte er sich in Sicherheit, und bald hatte er die Sache fast ganz vergessen.
Bis zu dem Tag, an dem sie mit rot geweinten und geschwollenen Augen bei ihm auf der Wache stand. Er war gerade von einem Löscheinsatz zurückgekommen, bis obenhin vollgepumpt mit Adrenalin – da sah er sie. Aus Angst zog sich ihm der Magen zusammen, denn er ahnte gleich, was sie ihm sagen würde.
Nun würde es sich rächen, dass er ihr nicht gleich gestanden hatte, was passiert war.
Sein erster Gedanke war, dass er einen starken Drink brauchte.
Der zweite, dass er noch nicht bereit war, Vater zu werden.
Er war ein zwanzig Jahre alter Feuerwehrmann. Er sollte doch eigentlich alles flachlegen, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Und obwohl er gerne mit Dianna zusammen war – an so etwas wie eine heile Familie glaubte er weiß Gott nicht.
»Ich muss mit dir reden, Sam.«
»Du bist schwanger«, sagte er, und es klang schroffer als beabsichtigt.
Sie sah ihn verblüfft an, und beide Hände suchten und fanden ihren Bauch. »Woher weißt du das?«
Er wusste, dass sie auch schwanger geworden wäre, wenn er ihr das mit dem geplatzten Kondom erzählt hätte, aber dann wäre sie wenigstens in irgendeiner
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