Hotshots - Firefighters 3: Verhängnisvolle Wahrheit
ihre Clogs, als sie sah, dass ihr altmodischer Anrufbeantworter blinkte. An die Haustür gelehnt hörte sie eigentlich nur mit halbem Ohr zu, aber als sie begriff, was Ginger da sagte, traf sie fast der Schlag.
»Andrew ist auf dem Weg hierher, Isabel. Er nimmt den Nachtflug. Ich dachte, du würdest das vielleicht wissen wollen.«
Nein, um Gottes Willen nein! Ihr Herz spielte ihr einen Streich, das war alles. Auch wenn sie sich noch so sehr bemühte, normal weiterzuatmen, während sich das Zimmer um sie drehte, war es doch längst zu spät. Als die lange verdrängten Bilder in Hochglanzfarben in ihrem Innern aufstiegen, musste sie sich mit einer Hand am Türrahmen abstützen, so lebhaft stand ihr wieder alles vor Augen.
In den zwei Jahren mit Andrew hatte Isabel sich daran gewöhnt, nachts aus dem Haus zu schleichen, um ihn zu treffen. Während des Sommers am See war es allerdings einfacher gewesen, als er noch direkt nebenan gewohnt hatte und sie sich spätabends auf der Insel oder draußen bei dem alten Karussell hatten treffen können. Aber das restliche Jahr über mussten sie in die Stadt zurück, weil Isabel noch zur Highschool ging und er Kurse an der NYU belegt hatte. Während dieser Monate war es schwieriger für sie, ihn zu sehen, ohne sich endlose Standpauken von ihren Eltern anhören zu müssen.
Sie wünschte sich, ihre Eltern würden mehr Verständnis für ihre Gefühle zeigen. Oder dass sie einsehen würden, dass er der ideale Partner für sie war. Aber Isabel hörte immer nur »Du bist zu jung« oder »Du hast doch noch dein ganzes Leben vor dir«. Und dann noch ihren Lieblingssatz: »Die erste Liebe hält nicht ewig, Schätzchen.« Als ob ihre Gefühle für Andrew nichts weiter als Schwärmerei wären.
Glücklicherweise hatte Andrew sich eine kleine Wohnung in der Nähe von ihrem Zuhause besorgt, die er sich mit ein paar Mitbewohnern teilte. Sobald ihre Eltern aus dem Haus waren – und das kam häufig vor, da sowohl ihre Mutter als auch ihr Vater stark in die Musikszene eingebunden waren – , schob sie einige dicke Kissen unter ihre Bettdecke, damit es so aussah, als würde jemand darunter liegen, und stieg die Feuerleiter hinunter. Das mit den Kissen war nur für den Fall gedacht, dass ihre Eltern früher als erwartet zurückkommen sollten und einen Blick in ihr Zimmer warfen.
Obwohl sie in einer relativ sicheren Gegend wohnte – es gab nur Mütter, die ihre Kinderwagen vor sich herschoben, Geschäftsmänner auf dem Weg nach Hause und Kinder, die auf der Straße Ball spielten – , wartete Andrew jedes Mal am Fuß der Leiter auf sie. Es hätte Isabel nichts ausgemacht, die vier Blocks zu seiner Wohnung alleine zu gehen, aber er meinte, er würde es sich niemals verzeihen, wenn ihr etwas zustoßen sollte. Wenn sie auf dem Weg zu ihm verunglücken würde.
Manchmal gingen sie Kaffee trinken und redeten stundenlang über Gott und die Welt. Oder sie stöberten in Buchläden nach alten Segelberichten. Am Ende landeten sie aber jedes Mal in seinem winzigen Zimmer auf dem engen Bett. Dann zog er sie bis auf die Unterwäsche aus und sagte ihr, wie sehr er sie liebte. Dass er es kaum erwarten könne, bis sie endlich achtzehn wurde, damit er ihr den Verlobungsring, den er ihr geschenkt hatte und der gut versteckt in ihrer Sockenschublade lag, an den Finger stecken konnte. Wie sehr er sich wünschte, endlich mit ihr schlafen zu können, sich nicht länger nur mit Küssen und Streicheln zufriedengeben zu müssen. Einige Male kamen sie der Sache gefährlich nahe, doch immer wenn ihr Verlangen sie zu überwältigen drohte, zwangen sie sich gerade noch rechtzeitig dazu, aufzuhören. Dann saßen sie sich an den Bettenden gegenüber, betrachteten gemeinsam die nautischen Karten, die er an die Wand geheftet hatte, und planten ihre Weltreise, bis sie sich wieder beruhigt hatten.
Auch wenn sie bereit war, für Andrew sämtliche Regeln zu brechen, so hatte sie doch in der Schule von mehreren Mädchen gehört, die ein Kind hatten abtreiben müssen. Und Isabel wollte auf keinen Fall in eine so schreckliche Lage geraten.
Doch immer wenn sie sich ihm in letzter Zeit entzog, flackerte etwas in seinen Augen auf, so als schwinde langsam seine Geduld. Sie konnte es ihm nicht verübeln, denn es war der gleiche Ausdruck, der ihr aus dem Spiegel entgegenblickte, wenn sie wieder zu Hause war.
Sehnsucht.
Begehren.
Tausendmal hatte sie sich ausgemalt, was für ein Gefühl es wohl wäre, wenn er in sie eindringen würde.
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