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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Kaffeepulver und einen kleinen Löffel Trinkschokolade in
die Glaskanne. Anschließend marschierte sie ins Bad, spritzte sich Wasser ins
Gesicht, putzte die Zähne und bestäubte sich ausgiebig mit Parfüm. Sie hatte
jetzt einfach keine Zeit mehr für eine Dusche, sie musste sich beeilen.
    Das Klingeln setzte sich währenddessen ungemindert fort. Wer auch
immer draußen stand, war wohl ebenso stur wie sie selbst. Iris ging ins Bad,
wühlte in einem Kleiderstapel und kramte nach ihrem Handy. Sie war gestern
einfach zu müde gewesen, um noch ordentlich aufzuräumen. Mist, es musste da
doch irgendwo sein? Sie fluchte. Da, da war es, auf den Boden gefallen.
    Der Glückliche war erst nach achtmal Klingeln dran. »Wieso brauchen
Sie so lange, um ans Handy zu gehen?«, muffelte sie ins Telefon. »Wie bitte?
Ja, ich weiß, dass Sonntag ist. Bin schon seit Stunden wach. Und? –
Himmel, Ihre Begriffsstutzigkeit ist nervtötend. – Nichts? Sie haben
nichts gefunden? – Nein, ich höre nicht schlecht. Nicht im Wehratal und
auch nichts von den Kollegen, die sich beim Oettinger-Besuch umgeschaut haben?
Schade. – Wie bitte? – Ja, das finde ich auch. – Teufel noch
eins, da stecken wir aber ganz schön in der Bredouille. Na, ich werd dann mal. –
Wohin? Sie haben ein Gedächtnis wie ein Sieb. Oder lesen Sie Ihre Mails nicht?
Ich hatte es Ihnen zur Sicherheit doch noch mal aufgeschrieben. Zur Anti- AKW -Demo bei den Beznauer Meilern. Schon vergessen? Ich
bin Undercoveragentin, ich soll mich bei den Umweltschützern umhören. Und davon
gibt es dort heute jede Menge auf einem Haufen. Wenn ich etwas erfahren kann,
das uns zum Wächter führt, dann da. Vielleicht ist
er sogar selbst dabei. Jeder, der in dieser Szene etwas auf sich hält, wird
dorthin kommen.« Sie legte auf, ohne sich zu verabschieden, und griff sich ihre
Kleidung.
    Es klingelte weitere drei Male an der Wohnungstür. Lang und laut.
Dann folgte ein Bollern. »Ich han Sie g’hört, ich weiß, dass Sie do sin. Es
ischt wichtig«, krächzte eine Männerstimme.
    Iris, inzwischen immerhin mit einem T-Shirt und ihrer ältesten Jeans
bekleidet, bezeichnete den Besucher draußen halblaut als lästigen Scheißtyp,
der lieber in die Kirche gehen sollte, statt sonntäglichen Klingelterror an
ihrer Wohnungstür zu veranstalten. Nur die ihr anerzogenen Benimmregeln
hinderten sie daran, das so laut zu sagen, dass der Mensch vor ihrer Tür es
auch verstehen konnte. Doch ihr Gesichtsausdruck war nicht freundlich, als sie
den Schlüssel drehte und durch den Spalt spähte, der von der Kette vor der Tür
begrenzt wurde. Den bissigen Kommentar, der ihr bereits auf der Zunge gelegen
hatte, schluckte sie allerdings hinunter, als sie sah, wer da vor ihr stand.
Stattdessen bemühte sie sich um Höflichkeit. Sollte man nicht das Alter ehren?
    »Herr Forstweiler, was tun Sie denn hier? Moment.« Sie schloss die
Tür wieder, nahm die Kette ab und ließ den alten Mann herein.
    »Guet, dass sie no do sin.« Johannes Forstweiler kaute an seinem
Zahnstocher und sah ein wenig so aus wie der Anfangsbuchstabe seines
Nachnamens, nur etwas gekrümmter. Das dachte Iris jedes Mal, wenn sie ihm
begegnete. Allerdings wirkte er wie ein sehr derangiertes F. Er musste
schnell gelaufen sein. Ob ein Mensch sich irgendwann auch körperlich den
eigenen Initialen annäherte? Ob sie selbst einmal wie ein T oder ein I
aussehen würde? Das waren schlanke Buchstaben, oder? Der kurze Anflug von
Hoffnung zerstob sofort. Diese Chance war nicht groß. Sie schlug nach ihrer Mutter
und hatte eher die Form eines B, besser gesagt, die eines doppelten B. Mit
beidseitigen Rundungen. Zumindest von der Seite gesehen. Den einen B-Schwung
vorne, in Höhe des Brustkorbes, den anderen hinten, weiter unten, ab Steißhöhe.
    Der ungebetene Besucher trug seine übliche Kappe mit dem großen
Schirm, sodass seine braunen Augen etwas im Schatten lagen. Was den Vergleich
mit dem Oberstrich des F zusätzlich nahelegte.
    Forstweiler griff in die Tasche, zerrte umständlich ein großes
Stofftaschentuch hervor und wischte sich über die Stirn. »’s isch mengisch
heiß, hä?«
    Ein kurzer Blick in Richtung Wohnzimmerfenster überzeugte Iris
davon, dass es nicht so heiß sein konnte. Denn gerade eben schob sich eine
Wolke vor die Sonne. Jetzt erinnerte sie sich. Es war Gewitter angesagt.
Einerseits eine gute Nachricht, die Landwirte erwarteten wegen der wochenlangen
Trockenheit schon Ernteausfälle. Andererseits verspürte sie

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