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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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allerdings etwas
weiter weg. Aber wir können uns am Bahnhof eine von den Taxen nehmen, die dort
stehen, und uns hinbringen lassen. Sagen Sie, war die Rede von einer
Explosion?«
    »Danke. Das hilft mir sehr.« Dann stutzte er. »Explosion? Nein,
davon hat er nichts gesagt.«
    Die Mühle in Atdorf. Viktor hatte doch vorhin erzählt, das
Schluchseewerk habe dem Altenheim das Einspruchsrecht gegen das Atdorf-Projekt
abkaufen wollen. Und dass da auch dieser Stümpfli dran war. Vielleicht hatte
das ja gar nichts mit dem Wächter zu tun,
sondern jemand veranstaltete hier einen heißen Abriss. Wo kein Altenheim, da
kein Einspruch.
    Und wenn doch?
    »Wo Sie eine Explosion erwähnen …« Zumkeller zögerte.
    »Ja?«
    »Gestern Nacht sind die Wehrer Kameraden zu einem Feuer in Brennet
gerufen worden. Ein halb verfallener Schuppen hat gebrannt. Später stellte sich
raus, dass da wohl ein kleiner Sprengsatz deponiert war, der aber irgendwie
nass geworden sein muss. Fragen Sie mich nicht, wie. Vielleicht hat eine Kuh
draufgepinkelt. Oder ein Obdachloser. Der Schuppen ist jedenfalls nicht direkt
in die Luft geflogen, es wurde anfangs nur das Stroh in Brand gesetzt. Das alte
Holz hat gebrannt wie Zunder. Und als der Sprengsatz dann doch noch hochging,
war vom Schuppen schon so wenig übrig, dass die Explosion keinen Schaden mehr
anrichten konnte. Deswegen sind sie erst vor ein paar Stunden drauf gestoßen,
als sie die verkohlten Schuppenreste untersucht haben.«

6
    »Wo steht denn jetzt Ihr Auto? Ist es noch weit?« Paul
Zumkellers Stimme klang angespannt.
    »Nein, es steht gleich da vorne. Sehen Sie, der gelbe Twingo da?«
Sie warf ihm einen Seitenblick zu. Er hatte die Lippen zusammengepresst, seine
kräftigen Kiefer mahlten. Der Mann hatte – ja, was? Der Mann hatte Angst,
um nicht zu sagen Panik.
    Iris stockte mitten im Schritt und fluchte. Teufel noch eins, sie
hatte den alten Forstweiler völlig vergessen. Sie kramte in ihrer Handtasche.
»Moment, ich muss mal telefonieren.«
    »Können Sie das nicht später machen, ich muss schnellstens nach
Herrischried.«
    »Wieso, was befürchten Sie denn, haben Sie Angst, die Flammen
könnten auf Ihren Pferdehof übergreifen?«
    Er starrte sie einen Moment an, schüttelte dann aber den Kopf.
»Nein, der ist weit genug weg. Wenn sie das Altenheim evakuieren müssen,
brauchen sie aber jede Hilfe, die sie kriegen können. Und wie gesagt, ich
gehöre zum Atemschutztrupp. Vielleicht müssen Menschen aus dem Haus gerettet
werden.«
    Das klang logisch, wirkte auf Iris aber dennoch wie eine Ausrede. Da
steckte mehr dahinter. »Keine Bange, Ihre Kollegen sind schließlich schon vor
Ort. Ich bin auch gleich so weit.«
    Sie ging ein Stück zur Seite, damit Paul Zumkeller nicht mithören
konnte. »Viktor? – Ja, hallo. Hast du schon von der Bombe in Brennet
gehört? – Ah, der Glückliche hat dich informiert. Klar, ich vergaß, du
gehörst ja auch zur Soko Wächter . Mir hat er nichts gesagt. Ich bin wohl jetzt
außen vor. – Nein, ich bin nicht verbittert. Nur realistisch. – So,
so, ihr seid dran? – Ja, ich kann verstehen, dass ihr unter Druck steht.
Lassen wir das. Ach, und ich habe eine Bitte: Ich bin gerade auf dem Weg nach
Herrischried, ich bringe Paul Zumkeller hoch. Es brennt offenbar im Altenheim,
du weißt schon, in dem, dessen Koordinaten sich Stümpfli notiert hat. –
Was? – Nein, ich weiß nicht, wie schlimm es ist. Ich rufe dich auch aus
einem anderen Grund an. Als ich heute Morgen hergekommen bin, hatte ich den
alten Johannes Forstweiler dabei. – Du kennst ihn? – Ja, er stammt
aus Sulz. – Richtig, der ehemalige reformierte Pfarrer. Jedenfalls hab ich
ihn völlig vergessen. Kannst du ihn bitte ausrufen lassen und dafür sorgen,
dass er heimkommt? – Ah, danke, das ist nett. – Wie bitte? –
Nein, von einer Explosion war nicht die Rede. Aber ich sage dir Bescheid, falls
es eine gegeben haben sollte. Ich bin ja nicht so.«
    Sie legte auf und ging zu Zumkeller zurück. »So, schon fertig, sehen
Sie, das ging schnell.«
    Doch die Worte wirkten keineswegs beruhigend. Sie konnte hören, wie
er mit den Zähnen knirschte, als er ins Auto einstieg. Warum, zum Kuckuck, war
dieser Mann derart nervös? Ging es am Ende gar nicht darum, dass er einer der
dringend benötigten Atemschutzträger der Freiwilligen Feuerwehr Herrischried
war? Das waren die Männer, die bei einem »Löschangriff«, wie es so schön hieß,
in die brennenden Häuser gingen. Gut, es gab

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