Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
Vom Netzwerk:
nicht viele, die
Atemschutzausrüstung war teuer und kompliziert zu handhaben. Deswegen wurden
nur erfahrene Feuerwehrleute entsprechend ausgebildet. Aber mehr als einen
Atemschutzträger hatte die Herrischrieder Feuerwehr bestimmt. Und wenn es
schlimm war, dann pflegte die Leitstelle zudem die umliegenden Wehren zu
alarmieren. Sie ließ den Motor an und fuhr los.
    »Nun machen Sie schon!«
    »Ich fahre ja bereits so schnell ich kann, aber auf die übrigen Verkehrsteilnehmer
sollten wir trotzdem achten. Es hilft auch nichts, wenn wir unterwegs
verunglücken.«
    Er schwieg, und Iris konzentrierte sich für eine Weile auf den
Verkehr. »Ist das Altenheim denn groß, wohnen dort viele Leute?«, fragte sie
schließlich.
    Er zuckte die Schultern. »Soweit ich weiß, haben sie achtundzwanzig
Zimmer. Einzel- und Doppelzimmer.«
    »Hat Ihr Brandmeister gesagt, wie schlimm es brennt?« Sie streifte
ihn mit einem Seitenblick.
    Paul Zumkeller schüttelte den Kopf. Der Mann war angespannt wie eine
Bogensehne.
    Am besten gab sie sich unwissend, machte Small Talk, klopfte etwas
auf den Busch. Vielleicht verriet er dann, ohne es zu merken, den Grund für
seine Unruhe. So konnte sie auch gleich checken, ob sie bezüglich des Themas
seiner Unterhaltung mit Stümpfli richtig vermutet hatte. »Sagen Sie mal, die
Reittherapie, die Sie auf dem Reiterhof anbieten, für wen ist die eigentlich?«
    »Zum Beispiel für hyperaktive Kinder oder Behinderte. Manchmal auch
für Kinder, die einen seelischen Schaden davongetragen haben, weil sie etwas
Schreckliches erleben mussten. Den Tod eines Elternteils zum Beispiel. Oder
weil sie misshandelt worden sind und lernen müssen, wieder Vertrauen
aufzubauen.«
    »Das ist bestimmt eine erfüllende Aufgabe.«
    Er nickte.
    »Sie kennen doch den Kohlbrennerhof?«
    »Natürlich.«
    »Stimmt es, dass die Erben alles an das Schluchseewerk verkauft
haben oder es zumindest wollen? Das haben Sie neulich bei Linda erzählt.
Erinnern Sie sich? Das muss vor etwa zwei Wochen gewesen sein. Da saßen wir
zusammen an der Cafétheke. Ging es da nicht auch um Wasserrechte?«
    »Nicht die Erben. Die Tochter. Elena Malzacher. Der alte Kohlbrenner
hat ihr alles überschrieben, bevor sie ihn ins Altenheim gesteckt haben. Sie
hätten es ihm eh abgeknöpft, um den Aufenthalt im Heim zu finanzieren. Das ist
teuer, über dreitausend Euro im Monat, hab ich gehört. So ein Landwirt hat
nicht viel Rente. Und jetzt will Elenas Mann Flächen verkaufen. Quasi an sich
selbst. Fred Malzacher ist beim Schluchseewerk zuständig für die Landaufkäufe,
wissen Sie? Die Option auf einen Teil der Grundstücke hat sich aber vorher noch
dieser Beat Stümpfli unter den Nagel gerissen. Über die Tochter. Ich habe
versucht, Stümpfli zu überreden, mir Flächen zu verpachten, hab ihn beschworen,
sogar bekniet, aber … Wieso wollen Sie das eigentlich wissen? Sind Sie
noch bei der Polizei, oder doch nicht? In Herrischried geht das Gerücht, dass …«
    Iris lachte, es klang gekünstelt, das hörte sie selbst. Klatsch
schien Flügel zu haben. Immerhin, es stimmte also, was sie und Viktor sich
bezüglich des Gesprächs von Paul Zumkeller mit Stümpfli gedacht hatten.
Trotzdem war es vielleicht nicht gut, nur seine Situation zu durchleuchten. In
der Gegend um Atdorf gab es noch andere, die wütend wegen der Schluwe-Pläne
waren. Wütend genug, um Bomben hochgehen zu lassen? Zumkeller kannte jede und
jeden. Vielleicht wusste er ja etwas. »Die Leute reden viel, wenn der Tag lang
ist. Aber dieses Mal stimmt es. Polizei, das war einmal. Ich mache demnächst in
Laufenburg eine Galerie auf. Offenbar ist bei mir das Fragen zur dummen
Gewohnheit geworden. Jemand von der Bürgerinitiative Atdorf hat mir übrigens
erzählt, dass Quellen versiegen werden, wenn sie den Abhau abholzen und den
Berg köpfen.«
    »Damit müssen wir wohl rechnen.« Er zögerte eine Weile. »Es hat ja
bereits jede Menge Pannen gegeben. Langsam werden selbst die Gemeinderäte von
Herrischried und Rickenbach unruhig. Die hatten das Konzept des Schluchseewerks
für ein neues Wassermanagement begeistert abgesegnet, weil sie glaubten, mit dem
Pumpspeicherwerk würden auch die Steuereinnahmen sprudeln.«
    »Und Sie glauben das nicht?«
    »Nein. Bei der Vielzahl der betroffenen Gemeinden bleibt an den
einzelnen Kommunen kaum etwas hängen. Wenn überhaupt. Aber unser Hotzenwald
wird trotzdem kaputt gemacht. Und das mit dem Wassermanagement wird nicht so
klappen, wie die vom Schluchseewerk

Weitere Kostenlose Bücher