Hotzenwaldblues
aufmerksam
geworden bin ich, als mir einer der Mineure erzählte, dass sie jedes Jahr zu
Ehren der Heiligen der Bergleute das Barbarafest feiern. Dazu kommen immer auch
geladene Gäste. Da fiel mir der Hinweis von Joseph Kohlbrenner wieder ein. Und
ich dachte mir, es könnte doch durchaus sein, dass Gerber zu den Gästen gehört
hat und ihm angesichts des arsenhaltigen Gesteins die Idee gekommen ist, seinen
Stiefvater damit zu vergiften. Das müsste 2009 gewesen sein. Franz Örtler hat
ja offensichtlich schon länger Gift ins Essen gemischt bekommen. Aber die
Geschichte mit den Arsenfunden war 2009 noch nicht öffentlich bekannt, die
Zeitungen haben erst viel später darüber geschrieben. Gerber konnte zu diesem
Zeitpunkt also durchaus davon ausgehen, dass er damit durchkommt. Ich habe zwar
keine Ahnung, wie man das Arsen aus dem Stein bekommt und ob die Menge
überhaupt reicht, um einen Menschen zu vergiften, aber vielleicht kennt Gerber
sich ja mit der Arsengewinnung aus. Falls er in seinem Garten Steine geklopft
hat, dürfte das jedenfalls niemandem aufgefallen sein.«
»Wieso das?«
»Nun, wie es aussieht, baut er sich gerade eine Terrasse an sein
nigelnagelneues und bestimmt recht teures Haus in der Nähe des römischen
Gutshofes. Da muss man viele Steine klopfen.«
»Und nun vermuten Sie, dass die Terrasse nur ein Vorwand ist, um
unauffällig zu arsenhaltigem Steinstaub zu kommen.«
»Könnte doch sein, oder?«
Der Glückliche zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich denke, man
braucht eine ganze Menge von diesem Steinstaub, um jemanden zu vergiften.
Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, wie man das Arsen da herausbekommt. Aber
ich werde die Steine mal untersuchen lassen. Und nun zum Wächter .
Wir sind noch immer kein Stück weiter. Es ist zum Verrücktwerden.«
»Nun gehen Sie doch mal von der Leitung runter! Hanspeter Gerber
arbeitet beim Regierungspräsidium Freiburg, er koordiniert die Planfeststellungsverfahren.
Da hätten Sie doch eine mögliche Verbindung zum Wächter .
Gerber hat wahrscheinlich eine Wohnung oder ein Zimmer in Freiburg. Ich habe
jedenfalls gehört, dass er manchmal dort übernachtet. Ziemlich sicher sogar.
Trautmann hat mir vorhin erzählt, dass Gerber in Freiburg eine Geliebte hat.
Jedenfalls hat Franz Örtler das angeblich behauptet. Irgendwo muss sein
Arsenvorrat ja sein, falls er der Täter ist. Ich glaube jedenfalls nicht, dass
Gerber jeden Tag eine neue Dosis herstellt. Nicht über diesen langen Zeitraum.
Und wenn er zeitweise weg ist, lagert er es vielleicht in Freiburg. Vielleicht
findet ihr etwas von dem Arsen aus den Steinen in seiner Freiburger Wohnung.
Vielleicht aber auch hier im Haus. Dann könntet ihr ihn festnageln. Ich denke,
ihr solltet auf jeden Fall mal gründlich nachschauen.«
Der Glückliche runzelte die Stirn. »Falls da irgendwo Arsen zu
finden ist, kann das Labor anhand der Steine sicherlich herausfinden, ob es aus
dem Daniela-Stollen stammt.«
»Bingo. Und das mit dem Durchsuchungsbefehl dürfte ja auch kein
Problem sein, jetzt, wo wir wissen, dass er auf der Lohnliste dieses Schweizer
Bauunternehmers steht. So wie ich Sie kenne, haben Sie den bereits.«
Der Glückliche nickte. »Ja. Um genau zu sein: Gleich, wenn wir beide
hier fertig sind, werden wir uns Gerbers Haus näher anschauen. Zeitgleich
durchsuchen die Kollegen auch das Haus von Fred Malzacher. Der dürfte hinter
der Abkürzung F. Malzacher in Stümpflis Notizbuch stecken. Zumindest liegt
der Verdacht sehr nahe, alles andere wäre ein sehr unwahrscheinliches
Zusammentreffen. Auch er tut natürlich, als könnte er kein Wässerchen trüben.
Doch ehe wir einen Durchsuchungsbefehl für sein Büro beim Schluchseewerk
bekommen, müssen wir schon mehr in der Hand haben. Übrigens spielt zurzeit auch
Frank Gerber, der Bruder von Hanspeter Gerber die beleidigte Unschuld. Den hat
Stümpfli sicher bezahlt, damit er ihm Tipps bezüglich irgendwelcher Aufträge
gibt, schließlich ist er Vize-Abteilungsleiter im Stuttgarter Wirtschaftsministerium.
Stümpfli hat sich rundum abgesichert und wie ein Krake seine Tentakel
ausgestreckt. Die Schweizer Kollegen nehmen ihn schon seit Stunden in die
Mangel. Er kennt das Notizbuch angeblich nicht, das Sie gefunden haben.
Behauptet, es gehört ihm nicht. Jetzt muss halt ein Schriftsachverständiger
ran. Ich vermute, er wird leugnen, bis wir eindeutige Beweise haben, um ihn zu
überführen. Denn das Geld, das er unserem feinen Trio und den anderen auf der
Liste
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