House of Night 7. Verbrannt
würden sich nich nur die Weißen und die Schwarzen aufregen – sondern alle zusammen.« Und auf einmal, völlig überraschend für sie, musste Stevie Rae lachen.
Rephaim
A ls Rephaim die Augen öffnete, fiel sein Blick sofort auf Stevie Rae, die vor seinem Nest saß und ihn so intensiv betrachtete, dass zwischen ihren Brauen eine tiefe Falte entstanden war, was ihrem Mondsicheltattoo eine seltsam wellige Form gab. Ihre blonden Locken ringelten sich wild um ihr Gesicht, und sie sah so kleinmädchenhaft aus, dass ihm plötzlich mit Bestürzung klarwurde, wie jung sie war. Und – egal wie gewaltig ihre Elementkräfte sein mochten – wie verletzlich ihre Jugend sie machte. Der Gedanke, wie schutzbedürftig sie war, bohrte sich ihm wie ein Messer ins Herz.
»Hi. Und, wieder wach?«, fragte sie.
»Warum starrst du mich so an?«, fragte er absichtlich schroff, wütend darüber, dass er sich schon bei ihrem bloßen Anblick Gedanken um ihre Sicherheit machte.
»Na ja, ich versuch rauszufinden, wie nah am Tod du diesmal vorbeigeschrammt bist.«
»Mein Vater ist ein Unsterblicher. Ich bin schwer umzubringen.« Es gelang ihm, sich aufzusetzen, ohne das Gesicht zu verziehen.
»Klar weiß ich das mit deinem Daddy und deinem unsterblichen Blut, aber die Finsternis hat von dir getrunken, und zwar viel. Das kann nich gut sein. Außerdem, ganz ehrlich, du siehst ganz schön übel aus.«
»Du nicht«, sagte er. »Und von dir hat die Finsternis auch getrunken.«
»Ich bin nich so verletzt wie du, weil du wie Batman angesaust gekommen bist und mich gerettet hast, bevor der eklige Stier mir zu arg zusetzen konnte. Dann hab ich vom Licht ’ne Aufputschspritze bekommen, das war übrigens echt cool.
Und
dann hab ich dein unsterbliches Blut in mir, das auch noch wie ’n purer Energy-Drink wirkt.«
»Ich bin keine Fledermaus«, war alles, was er zu sagen fand, weil er vom ganzen Rest nicht das Geringste bisschen begriffen hatte.
»Das hat nix mit Fledermäusen zu tun. Batman ist ein Superheld.«
»Ich bin auch kein Held.«
»Na ja, mein Held warst du aber doch. Zweimal jetzt schon.«
Darauf wusste Rephaim nichts zu erwidern. Er wusste nur eines: Als Stevie Rae ihn ihren Helden nannte, löste das tief in ihm eine seltsame Woge aus, nach der es ihm plötzlich leichter fiel, seinen körperlichen Schmerz und die Sorge um sie zu ertragen.
»Also komm. Mal schauen, ob ich zum Dank auch was für dich tun kann. Mal wieder.« Sie stand auf und hielt ihm die Hand hin.
»Ich glaube nicht, dass ich jetzt etwas essen will. Nur etwas Wasser wäre gut. Ich habe alles getrunken, was wir hier heraufgebracht haben.«
»Ich will nich in die Küche. Jedenfalls nich jetzt. Ich will dich nach draußen bringen. Zu den Bäumen. Na ja, um genau zu sein, zu dem dicken alten Baum bei der alten Gartenlaube im Vorderhof.«
»Warum?«
»Hab ich doch schon gesagt. Du hast mir geholfen. Und ich glaub, ich kann dir helfen, aber dazu muss ich näher bei der Erde sein als hier oben, also hab ich nachgedacht, und ich glaub, Bäume haben ganz schön viel Macht in sich. Die hab ich sogar schon genutzt. Vielleicht war das ja zum Teil der Grund dafür, warum ich dieses
Ding
rufen konnte.« Sie erschauerte, was Rephaim nur zu gut verstehen konnte. Hätte ihm nicht alles so schrecklich weh getan, er wäre auch erschauert.
Aber ihm tat alles weh. Und nicht nur das. Sein Blut fühlte sich zu heiß an. Mit jedem Herzschlag toste ein greller Schmerz durch ihn hindurch, und an der Stelle, wo seine Flügel am Rückgrat ansetzten – wo der Stier der Finsternis von ihm getrunken hatte –, bestand sein Rücken aus einer einzigen lodernden Qual.
Und sie glaubte, ein Baum könne heilen, was die Finsternis ihm zugefügt hatte?
»Ich denke, ich bleibe lieber hier. Die Ruhe wird mir schon helfen. Und etwas Wasser. Wenn du etwas für mich tun willst, so geh und hol mir Wasser.«
»Nee.« Stevie Rae ergriff seine beiden Hände und zog ihn mit dieser Kraft, die ihn immer wieder überraschte, auf die Füße. Sie stützte ihn, während der Raum um ihn schwankte und schlingerte und er einen Moment lang dachte, er werde in Ohnmacht fallen wie ein schwaches Mädchen.
Zum Glück ging der Moment vorüber, und er war in der Lage, die Augen zu öffnen, ohne einen noch größeren Narren aus sich zu machen. Er sah auf Stevie Rae hinab. Sie hielt ihn immer noch bei den Händen.
Sie schreckt nicht angewidert vor mir zurück. Schon vom ersten Tag an hat sie das nicht
Weitere Kostenlose Bücher