Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen
dagegen hatte. Prinzipiell machbar war es auch – oder was ist so Besonderes daran, wenn zwei Menschen gemeinsam zu Abend essen? Und Ollies Wille, seinen Traum wahr werden zu lassen, war sehr, sehr stark.
Ich fragte also Ollie: »Wie willst du das machen?« Er zuckte nur mit den Achseln. Viel Fantasie hatte er nicht.
Ich fragte weiter: »Was steht zwischen dir und deinem Ziel? Was musst du machen, um dorthin zu kommen?«
Es zeigte sich, dass Geld für ihn nicht das Problem war. Er hätte sich sofort in ein Flugzeug nach Los Angeles setzen und dort für zwei, drei Wochen ein Hotel nehmen können. Dann berieten wir, wie er mit Frau Fox ins Gespräch kommen könnte. Das war schon viel kniffeliger. Aber lösbar. Allerdings fiel uns in diesem Moment auf, dass wir ein großes Problem übersehen hatten: Ollie konnte kein Englisch. Es hätte es ihm also gar nichts genutzt, mit seiner Traumfrau gemeinsam am Tisch zu sitzen. Er hätte dagesessen wie ein Karpfen und nicht mit ihr sprechen können. Alles wäre umsonst gewesen.
Also zurück auf Anfang: erst einmal Englisch lernen. Was muss jemand tun, der eine Sprache lernen will? Er muss in Erfahrung bringen, wo und mit wem er das macht. Ollie war vierzig, für Schule war es also schon zu spät. Bei ihm um die Ecke hatte aber die Volkshochschule eine Niederlassung. Die bieten Kurse für Anfänger an. Also musste er sich informieren, wann diese Kurse anfangen.
Aus der Frage: »Wirst du aus deinem Sessel aufstehen, dich ins Auto setzen und zum Flughafen fahren, dich längere Zeit in Los Angeles aufhalten, um herauszufinden, wie man mit einem Star in Kontakt kommt, Zeit, Geld und Geduld investieren, bis sich ein Gespräch mit jemandem ergibt, der mit Sicherheit viel Mühe darauf verwendet, eben
nicht
von jemandem wie dir angequatscht zu werden?« ist auf einmal eine ganz andere geworden: »Wirst du aus deinem Sessel aufstehen und das VHS-Programm bestellen?«
Ollies erster Schritt zu einem Date mit Samantha Fox ist also gewesen: zum Telefon oder zum Laptop zu greifen und sich ein VHS-Programm zuschicken zu lassen. So ein Schritt überfordert niemanden. Skeptiker werden jetzt sagen: Ollies erster Schritt hat ihn noch lange nicht an sein Ziel gebracht. Stimmt. Aber gar kein Schritt erst recht nicht.
Ich weiß nicht, ob Samantha und Ollie sich je kennen gelernt haben, aber ich würde sagen: So wie ich Ollie kenne, hat er das bestimmt geschafft!
Indem du ein großes Vorhaben in kleine Tätigkeitsblöcke herunterbrichst, machst du es dir leicht, ins Handeln zu kommen. Wenn du das nicht tust, schreckst du vor dem ungeheuren Berg an Aufgaben zurück und machst lieber gar nichts. Dann bleibt der Traum für immer eine Vision.
Jeden Tag sechs Seiten – das schaffst du.
Wenn auf deinem Schreibtisch seit Tagen ein Fachbuch liegt, das du unbedingt lesen musst, das aber furchtbar langweilig ist und es dir schon beim Gedanken daran Tränen der Müdigkeit in die Augen treibt – dann gibt es zwei Möglichkeiten: Du schiebst es immer weiter vor dir her. Oder du nimmst dir vor, jeden Tag nur sechs Seiten zu lesen. Sechs Seiten, das schaffst du.
Du kannst jede Tätigkeit auf 15-Minuten-Arbeitsblöcke herunterbrechen. Die Entscheidung ist also nicht, ab heute jeden Tag zwei Stunden joggen zu gehen. Fang lieber mit 15 Minuten alle drei Tage an. 15 Minuten – so lange sitzen manche auf dem Klo. Eine Viertelstunde muss drin sein. Aber die ziehst du dann auch wirklich durch. Dann gibt es keine Entschuldigung mehr. Weder Schnee und Eis noch dringende andere Termine noch Lustlosigkeit. Die Zeit aufstocken kannst du später immer noch. Wenn du aber nicht bereit bist, die sechs Seiten zu lesen, die 15 Minuten zu joggen oder den Englischkurs zu buchen, dann streiche das Ziel von deiner Agenda. Hör auf, dir etwas vorzumachen.
Oder stell dir vor, du isst jeden Tag eine halbe Tafel Schokolade. Für dich ist das reine Nervennahrung. Aber du willst abnehmen. Dann nimm dir nicht vor, nie wieder zur Schokolade zu greifen. Dann ist die Gefahr eines Rückfalls zu groß. Entscheide dich, nur noch jeden zweiten Tag Schokolade zu essen. Mit der Gewissheit, dass du morgen ja wieder zugreifen darfst, ist das machbar. So sparst du im Monat siebeneinhalb Tafeln Schokolade. Das sind über 4000 Kalorien, die du im Monat nicht zu dir nimmst. 50 000 Kalorien im Jahr. Rein rechnerisch sind das 6,5 Kilo Fett, die du dann weniger mit dir herumschleppen würdest.
Auch die Winzer in Deutschland haben nicht über Nacht
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