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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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also mitten in unserer guten Stube und baut sich vor mir auf. »Also, die Woche ist um. Was ist jetzt mit der Behandlung?«
    Ich weiß nicht warum, aber sie wirkt noch abstoßender als sonst.
    »Äh, dir auch hallo«, sage ich. Und dann sehe ich sie. Ihre Kette mit dem silbernen Kreuzanhänger.
    »Wann kann ich anfangen?«, fragt Sandra. Ich starre auf das Kreuz und weiche zurück.
    Vivian ruft von nebenan: »Wir haben dich bei der Firma angemeldet, aber die Warteliste ist so lang. Es dauert noch ein bisschen.«
    »Wie lange denn noch?«, stöhnt sie. »Hey, glotz nicht so«, faucht sie und legt die Hand auf ihr Dekolleté. »Ich weiß, dass ich da Falten habe.«

    Ich schüttele den Kopf. »Das Kreuz«, stammele ich und könnte mich augenblicklich dafür ohrfeigen.
    »Ach so. Cool, was? Ist echtes Silber. Ist bei unserer Kosmetikbox Happy Sunday mit dabei. Willst du auch eins? Ist kein Problem.«
    »Nein, danke. Ist nicht so mein Fall«, sage ich.
    »Ach ja, stimmt. Du stehst ja nur auf diesen potthässlichen Modeschmuck. Ich erinnere mich an diese schrecklichen Elefantenohrringe aus Plastik, die du bei der Abifeier getragen hast. Du warst so fett, und dann diese Dinger! Das war wie die Faust aufs Auge. Elefantgirl! Mann, was haben wir gelacht!« Sie amüsiert sich, als ob sie über jemanden reden würde, der nicht im selben Raum steht.
    Ich spüre einen Wutanfall aufkeimen, der aber sofort wieder in sich zusammensinkt. Ich glaube, das liegt an ihrem Kreuz. Es schwächt mich irgendwie. Ich kann mich gerade noch aufraffen zu sagen: »Wer ist wir ?«
    Sie guckt verständnislos. »Na, alle!«
    »Wie, alle ?« Beklommenheit erfasst mich wie ein kalter Wind. »Etwa auch André Vogt?« Mit dem hatte ich nämlich auf der Abifete rumgeknutscht.
    »Mein Gott, selbst die Lehrer haben gelacht.«
    Plötzlich schießt mir ein Bild in den Sinn, wie mein Englischlehrer, der alte Widerling, lacht, als ich an ihm vorbeigehe. Mir würde die Schamesröte ins Gesicht steigen, wenn mein Blutkreislauf nicht schon lange zum Erliegen gekommen wäre. Trotzdem fühle ich mich wie ein Häufchen Elend. Peinlichkeit wird posthum auch nicht angenehmer. Ich muss mich setzen.

    »Jetzt aber genug geplaudert«, bestimmt Sandra. »Sagt mir einfach, wen ich wo ansprechen muss, um die Behandlung zu bekommen, dann rede ich selber mit denen.« Sie zückt ihr Handy.
    »Äh, das geht nicht«, ächze ich. »Aber wir kümmern uns drum, versprochen.«
    »Gut. Macht ordentlich Druck. Meine Zeit läuft. So«, sie macht ein paar affektierte Tanzschritte, »und jetzt?«
    »Wie, und jetzt?«, fragt Vivian, die reinkommt. Als sie das Kreuz bemerkt, schaut sie schnell zur Seite.
    »Wohin wollen wir drei Freundinnen denn heute Abend gehen? Mir wäre nach tanzen.« Sandra legt die linke Hand vor den Bauch, hebt die rechte und trippelt wie eine brasilianische Salsatussi vor und zurück.
    Vivian tut so, als ob sie Fussel von ihrer Bluse entfernen müsste, um Sandra und ihren verhängnisvollen Schmuck nicht anschauen zu müssen. »Sorry, ein anderes Mal. Wir müssen jetzt arbeiten.«
    »Oh«, sagt Sandra. »Schade. Na gut. Aber denkt dran, ich hab euch in der Hand! Bussi!« Sie verschwindet, und ich fühle die Wut in mir aufsteigen wie das Magma in einem Vulkan.
     
    »Sie ist der Elefant«, schreie ich auf dem Weg zur Arbeit. »Der Elefant im Porzellanladen. Oder, Vivi? Sag doch mal: Ist sie der Elefant, oder bin ich es?«
    »Sie ist der Elefant«, beteuert Vivian zum hundertsten Mal.
    »Ein faltiger, alter Riesenelefant. Wie kann man nur so ätzend sein?«

    »So ist Lady Shave nun mal, bekannt und unbeliebt auf der ganzen Welt.«
    »Aber wie kommt diese dämliche Ziege nur darauf, dass wir Freundinnen sind?«
    »Krieg dich mal wieder ein«, seufzt Vivian.
    »Ich krieg mich wieder ein, wenn ich ihr in ihren runzeligen Arsch getreten habe!«
    Noch meine ganze Schicht über rege ich mich auf. Erst als ich die Akte Kaminski in die Hände bekomme, werde ich abgelenkt. Heribert Kaminski, das fünfte Opfer des Vampirkillers, denke ich schaudernd. Ich schiebe nachdenklich Geburts- und Sterbeurkunde in den Scanner, seine Vampirvita mit verschiedenen Adressen und sein Testament. Natürlich sind wir hier zur totalen Diskretion verpflichtet, aber auf die Testamente werfe ich gerne mal einen Blick. Ist einfach interessant, wem die Vampire ihr Hab und Gut vererben, wo sie ja in der Regel keine Familienangehörigen haben. (Ede und seine Mutter Elli sind da eine echte Rarität!) Der

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