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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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wartet. »Schon lebende Sachbearbeiter sind nicht gerade das, was ich mir unter amüsanter Gesellschaft vorstelle, aber untote Sachbearbeiter sind an Langeweile nicht zu überbieten. Das einzig Gute ist, dass ich jetzt weiß, wo der Begriff Karteileiche herkommt.« Ich kichere.
    »Also war es für dich doch nicht so schlimm«, stellt Vivian fest.
    »Nein«, rufe ich, »es ist nur sterbenslangweilig.« Ich muss schon wieder kichern. »Und wie war es bei dir?«
    »Also Uteschnute ist wirklich ein Arsch. Ich musste die ganze Nacht Todesurteile prüfen.«
    »Waass?«
    »Ich hab ihm die Dinger auf den Schreibtisch geknallt und ihm gesagt, dass die alle nicht korrekt sind.«
    »Nee, ne?«
    »Na ja, es gab keine Gerichtsverfahren! Nicht eines! Ich habe ihm gesagt, dass ich noch nie jemanden gesehen habe, der sein Amt so missbraucht wie er.«
    »Vivi! So kannst du nicht mit ihm reden. Er wird dich
noch …« Ich breche den Satz ab. Zu ungeheuerlich ist die Vorstellung, was der Höllenfürst alles machen kann, um einem das Leben zu versauen. Aber Vivian versteht mich auch ohne Worte.
    »Wir müssen dringend an Geld kommen«, sagt sie, »damit wir diesen dämlichen Gemeinschaftsdienst nicht weiter machen müssen.«

    Eine Woche später. Ich stehe vor meinem Kleiderschrank, der überquillt und trotzdem nichts enthält, was mir Freude bereiten könnte.
    »Ich wollte It-Girl werden, und was ist jetzt?«, motze ich. »Ich bin eine Büroschabe! Ein Nichts, das dazu verdammt ist, jeden Tag den gleichen Scheiß zu machen. Und ich kann mir noch nicht mal ein seriöses Businessoutfit leisten!«
    »Es ist wirklich zum Kotzen! Da rackert man sich die ganze Nacht ab. Erträgt Uteschnute und bekommt noch nicht mal Geld dafür!«, schnaubt auch Vivian.
    Wir haben gestern erfahren, dass unser Lohn ohne Umschweife ans Finanzministerium geht. Kein Wunder, dass unsere Laune im Keller ist!
    »Was soll ich bloß anziehen?«, jammere ich. »Wenn ich noch einmal dieses hässliche Don-Johnson-Gedächtnis-Jackett tragen muss, dann dreh ich durch! Da passen mir die Sachen von vor zwanzig Jahren noch - und was hab ich davon? Nichts!«
    »Nimm doch das.« Vivian zeigt auf das hellgrüne schulterfreie T-Shirt.
    Ich schüttele den Kopf. »Das sind doch Partyklamotten.«

    »Na und, wen interessiert’s? Dann kommt wenigstens Leben in die Bude.«
    Das ist ja gerade, was ich vermeiden will. Solche Typen wie Kowarsch sollte man nicht reizen. Auch wenn er ein Vampir ist und Vampire sich normalerweise gegenseitig sexuell so attraktiv finden wie Eierkartons. Grapscher bleibt Grapscher. Ich entscheide mich für einen viel zu großen, ausgeleierten dunkelblauen Rollkragenpullover.
    »Mit einer Nylonstrumpfhose drunter sähe das sogar gut aus«, urteilt Vivian. »Diese XL-Pullis werden ja heute als Kleid getragen. Ich leih dir meinen silbernen Lackgürtel!«
    »Nein danke«, sage ich. »Ich bevorzuge den Schlabberlook.« Ich ziehe meine Jeans an und lasse den Strickpulli drüber hängen. So sehe ich unförmig aus wie zu besten Specki-Zeiten, wenn der Jojo mich mal wieder in die Weightwatcher-Liga katapultiert hatte.
    »Was ist denn mit dir los?«, fragt Vivian erstaunt. »So geschmacklos bist du noch nicht mal während deiner Banklehre rumgelaufen.«
    Ich antworte nicht. Ich habe Vivian noch nichts von Kowarschs Übergriff erzählt, weil ich sowieso weiß, was sie sagen wird. Bei sexueller Belästigung hört der Spaß auf, wird sie sagen. Sie hatte mir schon bei meiner Banklehre eingebläut, ich solle den Typen entweder anzeigen oder kastrieren oder am besten beides, aber auf gar keinen Fall nichts tun.
    »Leni, was ist los?«, fragt sie. Ich schaue sie stumm an. »Oh nein!«, stöhnt sie. »Nicht schon wieder. Wer ist es?«
    »Ich weiß gar nicht, ob da wirklich was war«, sage
ich. »Vielleicht war es nur Zufall, dass Kowarsch mich berührt hat.«
    »Der Kloarsch hat dich berührt? Wo?«
    »Am Hintern.«
    »Leni, du weißt so gut wie ich, dass das kein Zufall war.«
    »Aber es war nur das eine Mal«, sage ich. Wieso verteidige ich ihn jetzt auch noch? Verdammt noch mal.
    Es klingelt. Um Vivians Standpauke zu entgehen, mache ich auf. Sandra rauscht herein. Unsere Wohnung hat keine Diele, man steht direkt im Wohnzimmer, das eigentlich als Küche gedacht ist, aber da wir nicht kochen und deswegen weder Kühlschrank noch Herd noch Hängeschränke für Geschirr brauchen, haben wir es mit Sofa und Fernseher und Computerecke als Wohnzimmer eingerichtet. Sandra steht

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