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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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schließen Sie die Augen.« Das ist das Stichwort für Vivian. Während Sandra mit lauter Stimme über verschiedene Farbeffekte, die Wichtigkeit von Schattenzonen unter den Wangenknochen und die Unverzichtbarkeit von Rouge plappert, schleicht Vivian sich zu Walburgas Schreibtisch und zieht die oberste Schublade auf. Ich sehe, wie sie mit flinken Fingern die Codekarte herauszieht und einsteckt. Wow, das hat ja mal wunderbar geklappt. Vivian hüstelt als Zeichen, dass sie hat, was wir brauchen. Doch Sandra ist ganz in ihrem Element. »Wir betonen noch Ihre Augenbrauen, das gibt dem Gesicht eine neue Struktur.« Sie werkelt immer weiter. »So, fertig«, sagt sie endlich und reicht Walburga den Spiegel.
    »Nein«, ruft die begeistert, » das soll ich sein?«
    »Sie sehen wundervoll aus«, sagt Vivian, und auch ich schließe mich dem Lob an: »Wirklich fantastisch.«

    Walburga Heimlich strahlt. »Das gibt es doch gar nicht! So hübsch war ich ja zu Lebzeiten nicht!«
    »Ja«, freut sich Sandra, »ich sage immer: Gut geschminkt ist halb gewonnen. Jetzt brauchen Sie noch einen roten Blazer, und Sie sind die heißeste Biene im ganzen Büro.«
    Walburga kichert mädchenhaft. »Das erinnert mich wirklich an alte Zeiten. Wussten Sie, dass ich mal Ballkönigin war?«
    »Ehrlich?«, frage ich.
    Sie nickt. »Ja. Tanzen war meine Leidenschaft, früher …«
    »Dann gehen Sie doch einfach mal wieder aus«, rate ich. »Wenn man es einmal gemacht hat, ist es gar nicht so schwer.«
    »Meinen Sie wirklich?« Walburgas Augen leuchten vor Begeisterung. »Das wäre toll. Vielleicht mit einer Freundin.«
    »So, wir müssen dann mal weiter!« Vivian will aufbrechen, aber Walburga Heimlich sagt: »Warten Sie bitte noch einen Moment.« Sie geht zu ihrem Telefon. »Jule, komm doch mal eben rüber«, sagt sie in den Hörer.
    Kurz darauf kommt eine weitere Karteileiche hereinspaziert, eine dürre graue Maus mit strähnigem Haar. »Walburga, bist du das etwa?«, ruft Jule erstaunt.
    »Wahnsinn, oder?« Walburga kichert. »Setz dich! Frau Albrecht kann auch dich verwandeln, nicht wahr?«
    Sandra wirft uns einen kurzen Blick zu und zuckt mit den Achseln. »Natürlich.« Dann macht sie sich an die Arbeit.

    Ich werde unruhig. Und auch Vivian fängt an, sich nervös an den Haaren rumzuzibbeln. Sandra aber ist die Ruhe in Person. Sie trägt gerade den Lipgloss auf, da schlägt Jule die wässrig-grauen Augen auf und starrt Sandra entsetzt an.
    »Was ist?«, fragt Sandra. »Stimmt was nicht?« Statt einer Antwort fängt Jule an zu schreien. »Sie hat warme Hände! Walburga, sie hat warme Hände!« Jule springt auf. »Sie ist kein Vampir! Sie ist ein Mensch .«
    Sandra, Vivian und ich erstarren vor Schreck. Walburga aber bleibt gefasst. »Meine Güte, Jule, und wenn sie der heilige Geist wäre, sieh doch, was sie kann!«
    »Sag bloß, du hast nicht gemerkt, dass sie kein Vampir ist«, ruft Jule.
    »Doch, natürlich habe ich das gemerkt!«
    Vivi, Sandra und ich sehen uns erschrocken an. »Oder habt ihr wirklich gedacht, so etwas könntet ihr vor mir verbergen?«, lacht Walburga.
    »Wir müssen sie sofort melden«, sagt Jule.
    Walburga hält sie am Arm fest. »Aber Jule«, sagt sie eindringlich, »mit ihrem Make-up können wir endlich mal wieder rausgehen und etwas erleben. Mehr noch! Wir können leben wie früher! Wäre das nicht wundervoll?«
    »Nein, nein, nein!«, kreischt Jule, reißt sich von Walburga los und will zu Kowarschs Tür stürzen, aber mein Bein macht sich selbstständig und gerät in Jules Weg. Sie stolpert drüber und fällt hin.
    »Los, schnell«, sagt Walburga und schnappt sich einen von Jules Armen, Vivian und ich packen mit an. »Da
rein!« Walburga deutet auf einen Schrank, Sandra öffnet ihn, und wir stopfen die strampelnde Jule hinein. »Entschuldige, Herzchen«, sagt Walburga und donnert ihrer Kollegin zu guter Letzt einen Briefbeschwerer auf den Kopf, so dass sie bewusstlos in sich zusammensackt.
    »Was ist denn hier los?«, fistelt Kowarsch plötzlich. Er steht mit einer Aktentasche in der Hand in der Tür und beobachtet uns argwöhnisch.
    »Oh, Herr Kowarsch«, sagt Walburga Heimlich, schließt die Schranktür und lehnt sich dagegen. »Das ist so eine Frauensache«, sagt sie und lächelt. Er sieht seine Sekretärin verwundert an, sagt aber nichts. Walburga verzieht plötzlich den Mund, als sei sie sauer auf ihn. Wer weiß, was er gerade gedacht hat.
    Kowarsch erblickt mich und grinst wollüstig. »Fräulein Leni, schön Sie zu

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