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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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sehen.« Er kommt näher. Doch dann stellt sich Vivian ihm in den Weg.
    »Guten Tag«, sagt sie, »wir kennen uns noch nicht. Ich bin Vivian Schlevogt.«
    Er bleibt auf Armlänge stehen und gibt ihr die Hand. Sie mustern sich einen Augenblick. Dann wendet Kowarsch sich ab, als ob Vivian einen unsichtbaren Schutzschild hätte. So eine Ausstrahlung wie sie möchte ich auch mal haben!
    »Ich gehe jetzt zur Amtsleiterkonferenz«, informiert Kowarsch Walburga.
    Als er aus der Tür ist, bedanken wir uns bei ihr. »Ich hab zu danken«, sagt sie. »Und jetzt viel Glück, was auch immer Sie vorhaben.«

    Wir eilen Richtung Identitätsregister. Vor der ehemaligen Damentoilette, die jetzt ein Abstellraum ist, verabschiedet sich Vivian. Sie muss wenigstens noch für den kurzen Rest der Nacht in ihr Büro zurück. »Ihr vertragt euch, versprochen?«
    Sandra und ich nicken gehorsam. Sie drückt uns die Codekarte in die Hand. Dann schlüpfen wir in die Abstellkammer. Und warten. »An was hast du eben bloß gedacht, dass Walburga so begeistert war?«, frage ich Sandra.
    »An was wohl? An Sex.«
    »Hätte ich mir ja denken können.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Nichts«, antworte ich schnell und überlege, wie ich die nächsten anderthalb Stunden bloß aushalten soll, ohne mich mit ihr in die Wolle zu kriegen. Also gehen wir einfach immer wieder den Plan durch. Und der sieht so aus: Ich verwandele mich in eine Fledermaus, Sandra zieht den Kopfhörer des Bat-Detektors auf und steckt das Mikro und mich in ihr Beauty-Case, wir gehen kurz vor Sonnenaufgang mit Walburgas Code-Karte ins Identitätsregister. Da gleich sowieso allgemeiner Dienstschluss ist, wird sie die Karte wohl nicht vermissen. Sandra wird nach Tagesanbruch die Schränke nach den Akten der Opfer durchsuchen. Falls sie Fragen hat, knacke ich fünfmal für Ja und zehnmal für Nein. Sobald sich wegen der Sonnenfinsternis die Rollladen wieder schließen, lässt sie mich raus. Dann haben wir genau sechs Minuten und neununddreißig Sekunden, bis es wieder taghell ist und alle Systeme blockieren. In der Zeit schnappen wir das
Handy und Ellis Testament und verschwinden wieder. So klar, so einfach. Nur eine winzige Kleinigkeit stört mich an dem Ganzen: in einen Stahlkasten gesperrt zu werden, der Sandra Albrecht gehört. Aber es geht nicht anders.
    »Wie wirkt das Zeug eigentlich?«, fragt sie, als ich Lulus Vamphetamin-Fläschchen raushole.
    »Ich habe keine Ahnung«, sage ich. »Aber wir werden es gleich herausfinden.«
    Ich pumpe mir das Zeug in die Nase. »Ich glaube, das wirkt gar nicht«, sage ich nach ein paar Minuten. »Man merkt einfach keinen Unterschied, ich bin genauso wie immer, ich meine, ich habe Arme, ich habe Beine, ich habe einen Kopf und einen Mund, also was soll anders sein, ich bin genau wie sonst vielleichtredeichnurwasschnelleroderwasmeinstdu?«
    Sandra brummt: »Es wirkt, glaub mir.« Sie schaut auf die Uhr. »Noch zwanzig Minuten bis Sonnenaufgang. Ich denke, wir sollten dann mal.« Sie sieht mich auffordernd an.
    »Gut, ich verwandele mich jetzt in eine Fledermaus. Wie das klingt. Klingt doch wohl seltsam, oder? Klingt das nicht selt…«
    »In der Tat«, unterbricht Sandra, »aber immer noch besser als früher, als du dich regelmäßig in einen Elefanten verwandelt hast.«
    Ich überlege, was ich jetzt Fieses antworten könnte, aber dann fällt mir auf, dass ich gerade absolut keinen Bock habe, mich mit ihr zu streiten. Das ist ja wohl Beweis genug, dass das V wirkt. Ich schaue nach oben, und gepaart mit dem Wunsch aufzusteigen, klappt es auch
dieses Mal. Schon bin ich wieder eine kleine Fledermaus. Ich drehe eine Runde durch das winzige Zimmerchen. Sandra klappt ihr Beauty-Case auf, damit ich hineinfliege. Kein Problem, für mich Winzling ist der Hartschalenkoffer so groß wie ein Scheunentor. Ich nehme Anlauf und … verfehle ihn haarscharf. Mist. Also noch mal. Nach vier weiteren Versuchen wird mir klar, dass es doch nicht so einfach ist. Ich habe Probleme mit dem Zielen! Wie die durchgeknallte Tessa in Tures Küche mit den Schränken meilenweit danebenwarf, schaffe ich es nicht, in dieses dämliche Beauty-Case zu flattern.
    »Willst du mich verarschen?«, schimpft Sandra. »Ab ins Körbchen!«
    Halt den Mund und hilf mir lieber, denke ich, aber auf Fledermäusisch heißt das so viel wie »Knack knack klopf Knaaaaack«, und Sandra, die hohle Nuss, rafft es einfach nicht. Ich hänge mich kopfüber an eine alte Wasserleitung. Sie bräuchte mich

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