Hühner Voodoo (German Edition)
wieder hinaus.»
«Ich zögere es nicht hinaus, ich möchte gerne die Reihenfolge einhalten: Verlobung, gemeinsame Wohnung, Hochzeit und dann Kinder.»
Frederick seufzte. Genau das wollte er auch!
Sandra sah ihn noch einmal ernst an. «Es liegt jetzt an dir, Frederick, ob wir beide eine gemeinsame Zukunft haben oder nicht.» Dann aß sie weiter.
Frederick blickte auf seinen Teller. Er hatte keinen Appetit. Er seufzte erneut. Er musste jetzt eine Entscheidung treffen.
Sandra nahm ein weiteres Stück Fisch auf die Gabel.
«Sandra!», rief Frederick. «Ich möchte dir etwas sagen …»
Sandra schaute Frederick an und führte die Gabel zum Mund. Aus dem Stück Fisch ragte eine ziemlich große Gräte heraus. Sie bemerkte es nicht.
«… also, genau genommen fragen. Ich möchte dich etwas fragen!»
Sandra kaute äußerlich ungerührt weiter. Doch sie hoffte inständig, dass nun endlich das geschehen würde, worauf sie lange genug gewartet hatte. Frederick kramte in seiner Jackentasche, nahm ein kleines schwarzes Kästchen raus, tastete mit seiner freien Hand nach Sandras Hand und hielt sie liebevoll fest. Zusammen mit der Gabel, aber davon ließ sich Frederick jetzt nicht mehr aufhalten.
Sandra bemühte sich, so schnell wie möglich zu Ende zu kauen, damit sie ihren Mund frei hätte und in der Lage wäre, «Ja» zu sagen.
«Sandra, ich möchte dich fragen … ähm … Willst du mich heiraten?»
Sandra schluckte hektisch und bemerkte die Gräte. Hin- und hergerissen zwischen der Gräte, die in ihrem Hals steckte, und seiner Frage versuchte sie zu reagieren.
«Oh Frederick, ich …»
Dann fing sie an zu husten und zu würgen.
Der herbeigerufene Notarzt konnte nichts mehr für sie tun.
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SECHS
Britta wollte sich nicht bei Flower Power vorstellen. Sie wollte sich überhaupt nirgendwo vorstellen. Nie mehr. Die Dramaqueen in ihr hatte die Regie übernommen. Britta hatte einen Plan. Nämlich dem Leben nun endlich mal vor Augen zu führen, was es ihr antat. Sie würde sich verweigern. Allem. Männern. Dem Arbeitsleben. Der Gesellschaft. Sie würde sich verwahrlosen lassen. Infolgedessen keinen Mann finden. Keinen Job mehr bekommen. Das würde dazu führen, dass sie verarmen würde. Und sie würde sehr, sehr unglücklich sein. So lange, bis das Leben einsah, dass es ungerecht zu ihr war.
Gwendolyn war nicht sehr begeistert, dass sich das alles in ihrem Haus abspielen sollte.
«Mein liebes Kind, die Sache mit dem Verarmen ist nicht sehr authentisch, wenn man in einer eleganten Jugendstilvilla campiert.»
Erst nachdem sie es gesagt hatte, fiel ihr auf, dass sich Britta dann eigentlich in bester Gesellschaft befinden würde.
«Ach. Und was würdest du vorschlagen? Wo soll ich leben?», fragte Britta.
«Nun ja, also, wenn du Wert auf einen glaubwürdigen Das-Leben-liebt-mich-nicht-ich-bin-am-Ende-Gesamteindruck legst … es gibt hier eine sehr schöne, denkmalgeschützte Brücke, zentral gelegen. Nimm dir ein paar stabile Pappkartons und starte unter der Brücke eine kleine Siedlung mit ein paar Gleichgesinnten.»
Britta sah ihre Tante an. «Haha. Sehr witzig. Ich werde alt, einsam und unglücklich sterben.» Sie ließ ihre Worte noch ein wenig nachklingen, lächelte und nickte dann eifrig: «Ja, genauso werde ich es machen! Ich werde dieses Haus nie wieder verlassen. Ich werde dieses Zimmer nie wieder verlassen. Ach was, die Couch werde ich nie wieder verlassen.»
Zur Bekräftigung ihrer Worte drückte sich Britta noch tiefer ins Sofa, schlug trotzig die Arme übereinander und übte sich an einem unendlich leidenden Vor-sich-Hinstarren. Starren und Leiden war keine ideale Kombination. Britta reduzierte das Leidende in ihrem Blick, wechselte zu feindselig. Feindseliges Starren funktionierte.
Gwendolyn seufzte. Dass Britta zu einem Zeitpunkt in ihr Leben geschneit war, wo sie eisern sparen musste, war äußerst ungeschickt. Sie hatte ihrer Putzfrau gekündigt, die Heizung abgestellt, bemühte sich, wenig Strom und Wasser zu verbrauchen, kaufte nicht mehr ein, sondern lebte von den restlichen Vorräten und von in Handtaschen geschmuggelten Buffetresten. Früher oder später würde Britta auffallen, dass etwas nicht in Ordnung war. Und das wollte Gwendolyn unter allen Umständen vermeiden. Sie musste Britta so schnell wie möglich wieder loswerden.
Am nächsten Morgen brachte sie erneut das Thema Job zur Sprache.
«Ich denke, du solltest jetzt mal zu Flower Power gehen und dich
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