Hühner Voodoo (German Edition)
geben könnte, wenn die anderen Mitarbeiter wissen, dass sie die Nichte des Chefs ist. Frau Mertens können wir da vertrauen, sie kann solche Situationen souverän handhaben.»
Gwendolyn sah Frau Mertens erwartungsvoll an.
«Das ist gar kein Problem, das kriegen wir hin», nickte die Filialleiterin.
«Ach ja und noch was …» Gwendolyn deutete auf das PS der Mail und hielt ihr das Smartphone hin. «Und such dir doch ein paar schöne Pflanzen bei uns aus. Ich weiß ja, dass du Zimmerpflanzen liebst. Das ist das Wenigste, was ich für dich tun kann, um mich für deine Hilfe zu bedanken.»
Frau Mertens nickte. «Dann schauen Sie sich mal um, was Ihnen gefällt.»
Gwendolyn war nicht zimperlich. Nachdem sie zwei mannshohe Philodendren, drei kleinere Gummibäume und einen buschigen Benjamini ausgesucht hatte, wählte sie noch zwei weiße Lilien.
«So, das wär’s dann», teilte sie der etwas erstaunt dreinblickenden Frau Mertens mit.
Diese nickte tapfer und sagte: «Ich lasse die Pflanzen zu Ihnen bringen. Geben Sie mir Ihre Adresse?»
Nein, das war nicht so gut. Sie wollte keine nachvollziehbaren Spuren hinterlassen.
«Aber nein. Ich will Ihnen keine Umstände bereiten. Ich kümmere mich selbst um den Transport.»
«Gut. Und wie machen wir das jetzt mit der Nichte von Herrn Kaufmann?»
Gwendolyn legte den Kopf schief. «Tja, was meinen Sie? Wie sollen wir vorgehen?»
«Könnten Sie sie dazu bringen, dass sie sich hier bei mir vorstellt? Der Rest ist kein Problem.»
Gwendolyn tat, als würde sie überlegen. Dann meinte sie: «Ja, ich denke, das sollte ich irgendwie hinkriegen.» Sie wandte sich zum Gehen. «Ich werde Rudi, also Herrn Kaufmann, von Ihnen grüßen. Okay?»
«Ja, bitte. Das wäre sehr nett.»
«Und darüber hinaus bewahren wir absolutes Stillschweigen über unsere kleine Vereinbarung.»
Sie bestellte ein Last-Taxi, ließ die Pflanzen einladen und fuhr nach Hause. Bernadette durfte die Taxirechnung bezahlen.
Den Preis der Pflanzen schätzte sie großzügig und notierte die Preise auf der Abrechnung für Bernadette.
Frederick fuhr langsam um die Kurve und hielt an. Sandra wartete bereits an der Straße auf ihn. Wütend riss sie die Wagentür auf und fauchte: «Du hast mir versprochen, mich nicht mehr mit diesem Wagen abzuholen!»
«Es ist das neueste Modell! Mit einer Menge Sonderausstattungen.»
«Na und?»
«Wir reden hier von einem individuell verstellbaren, elektronischen Dämpfungssystem, das die Fahrzeughöhe unabhängig von der Beladung konstant hält.»
«Beeindruckt mich nicht.»
«Klimatisierungsautomatik, Licht- und Regensensor, Scheinwerfer-Reinigungsanlage, Eco Start-Stopp-Funktion.»
«Trotzdem.»
«Steig doch bitte ein, ich steh im Halteverbot.»
Murrend stieg Sandra in den Wagen und verfiel in vorwurfsvolles Schweigen.
Frederick seufzte. Das fing ja gut an. Schweren Herzens hatte er sich entschlossen, Sandra heute Abend die entscheidende Frage zu stellen.
Ihrem Vorschlag entsprechend hatte er im romantischsten Restaurant der Stadt einen Tisch bestellt und ein paar Beruhigungstabletten eingenommen. Letzteres war seine Idee gewesen. Seine Therapeutin Luna Madison hatte er nicht erreicht. Ob sie ihm hätte helfen können, seine Sorge in den Griff zu bekommen, bezweifelte er. Besser auf die Pharmaindustrie vertrauen. Er hatte dennoch Angst, dass ihn der Mut verlassen würde. Und wenn er ihr heute keinen Antrag machte, wäre es aus. Das hatte sie ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben. Die Tabletten beruhigten ihn nicht wirklich, aber sie verlangsamten seine Reaktionen etwas. Er war leicht schläfrig. Was allerdings im Endeffekt doch irgendwie dazu führte, dass er die Dinge gelassener hinnahm, da er nicht die Energie hatte, sich aufzuregen.
«Wie war dein Tag?», versuchte er ein Gespräch anzufangen.
Sandra verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und sagte nichts.
Frederick ließ sich nicht entmutigen und erzählte von seinem Tag. Da sein Tag jedoch viel mit seinem Beruf zu tun hatte und dieses Thema nicht zu Sandras Lieblingsthemen gehörte, fing er sich den nächsten Tadel ein.
Als sie beim Restaurant angekommen waren, parkte er den Wagen direkt vor dem Eingang. Der Empfangschef des Restaurants schaute durch die Tür und kam eiligst herausgelaufen. Er ging um den Wagen herum zu Frederick und bedeutete ihm, die Scheibe runterzulassen.
«Würden Sie bitte Ihren Wagen um die Ecke parken.»
«Ja, aber …»
Sandra schaute Frederick böse an:
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