Hühner Voodoo (German Edition)
übrig!»
«Ich mag den Namen Luna Madison.»
«Dann sag ihn, wenn du alleine bist. Aber nicht, wenn ich gerade Luna Madison, die Psychologin, bin!»
«Okay.»
«So und jetzt sollten wir uns wieder unserer Lektüre widmen. Wenn dieser Ackermann kommt, müssen wir ihm etwas bieten.»
Der Leichenschmaus nach Sandras Beerdigung fand in den Räumlichkeiten des Bestattungsinstituts statt.
Frederick zog sich schon bald in seine Wohnung im oberen Stock des Hauses zurück. Er war deprimiert, erschüttert, er steckte in einer Krise. Es ging sogar so weit, dass er fürchtete, die Freude an seinem Beruf zu verlieren. Und dann war da auch noch diese lästige Frau, deren Namen er sich nie merken konnte und die ihm seit Wochen nicht von der Seite wich. Er fühlte sich überfordert.
Doch auch in seiner Wohnung fand er nicht den erhofften Trost. Vielleicht sollte er wegziehen? Weit weg. Irgendwo ein neues Leben anfangen. Ein Leben ohne Särge, Urnen und Tote. Er sollte sich einen anderen Beruf suchen.
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ACHT
Judith war verstimmt. Sie hatte wirklich sehr viel Einsatz gebracht, aber dieser Frederick Ackermann zeigte sich wenig dankbar. Sie hatte ihm angeboten, täglich zu kommen, sodass er sich bei ihr ausweinen konnte. Sie schlug vor, gemeinsam zu trauern, da sie ja auch einen Verlust zu beklagen hatte. Aber er meinte, er wolle lieber alleine trauern. Sie schwenkte um und sagte ihm, dass er nun Zerstreuung brauche, und schlug einen gemeinsamen Trip nach Mallorca vor. Er behauptete, grundsätzlich nie zu verreisen. Sie erreichte langsam das Ende der Fahnenstange. Als er ihr gerade eben auch noch sehr unmissverständlich den Zutritt zu seinen Privaträumen verwehrte, war ihre Laune auf dem Tiefpunkt angekommen. Da fiel ihr Ernst wieder ein. Er war ihre Verbindung zu Frederick. Sie sollte ihn nicht vernachlässigen. Wo hatte sie ihn noch mal «geparkt»? Ach ja, bei einem älteren Herrn, der Modelleisenbahnen liebte. Da Ernst Modelle von Gebäuden sammelte, hatte sie die beiden miteinander ins Gespräch gebracht, damit sie sich um Frederick kümmern konnte. Ernsts Leidenschaft hatte eine große Bandbreite: Vom Eiffelturm über die London Tower Bridge bis hin zum Sydney Opera House hatte er Nachbildungen, aber auch das örtliche Kaufhaus gehörte zu seiner Sammlung. Letzteres hatte er selbst nachgebaut. Judith kam gerade hinzu, als Ernst aufzählte, welche berühmten Bauwerke er noch in seine Sammlung einreihen wollte.
«Das Empire State Building fehlt mir noch.»
Judith setzte sich dicht neben Ernst. «Ich hab noch nie das Empire State Building gesehen», seufzte sie kokett.
Was sprach dagegen, sich von Ernst zu einem Trip nach New York einladen zu lassen, während sie darauf wartete, dass Frederick endlich von ihr Notiz nahm?
«Soll ich es für dich nachbauen?», fragte Ernst und schaute Judith verliebt an.
«Nein!» Was für eine dämliche Idee! Doch schnell wandelte sie ihren unmutigen Blick in ein bezauberndes Lächeln um und säuselte: «Ich dachte eher dran, dass wir beide mal nach New York fliegen …» Tiefer Blick in Ernsts Augen, vielversprechendes Lächeln.
Der ältere Herr entschuldigte sich und ging. Ernst schoss vor Aufregung und Freude das Blut in den Kopf. Judith hatte ihm soeben mitgeteilt, dass sie mit ihm nach New York reisen wollte. Und sie hatte ihm noch viel mehr mitgeteilt. Aber das konnte er alles so schnell gar nicht dechiffrieren. Er hatte eine vage Ahnung und probierte es auf gut Glück: «Aber sollte man sich eine solche Reise nicht für einen ganz besonderen Anlass aufheben?»
Judith sah ihn irritiert an. «Wofür denn? Eine Hochzeitsreise?», fragte sie ironisch.
Ernst war Ironie nicht gewohnt. Ihm stockte der Atem. Okay. Nun wusste er, was Judith von ihm erwartete. Ihre Anspielung war eindeutig. Er hatte es zwar nicht mit seiner Mutter besprochen, aber manchmal muss ein Mann auch mutig sein. Er sah Judith tief in die Augen. Das heißt, er wollte ihr tief in die Augen sehen, aber ihre Aufmerksamkeit lag nicht bei ihm. Sie scannte die Gesichter der versammelten Trauergäste. Vielleicht hatte Frederick sich ja entschlossen, zurückzukehren? Nein. Sie seufzte. War es an der Zeit, einen Plan B zu entwickeln? Ihr Blick fiel auf Ernst. Er war höchstens Plan E. Wenn überhaupt. Er sprach mit ihr, sie hatte nicht zugehört.
«Wie bitte? Was hast du gesagt?», fragte sie.
Ernst wirkte plötzlich sehr nervös. Er räusperte sich und begann von neuem: «Das Leben ist kurz,
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