Hühner Voodoo (German Edition)
Projekt für Anfänger.»
Lehmann und Bernadette sahen sie fragend an.
«Herkules», half Gwendolyn den beiden auf die Sprünge. Ohne Erfolg. Sie winkte ab. «Egal.»
«Ich denke, wir sollten zuerst in den Schränken nachsehen», schlug Lehmann vor und deutete auf eine Wand von Ordnern und Papierbergen. «Sie sind dahinter.»
Er begann Papierstapel zur Seite zu räumen, und tatsächlich – dahinter wurden zwei alte Eichenschränke sichtbar.
«Hier sind die persönlichen Aufzeichnungen der Familie Ackermann.»
Gwendolyn öffnete beherzt einen der Schränke. Er war voll mit Büchern. Systematisch sah sie sich Buchrücken für Buchrücken an, zog hier und da ein Exemplar heraus, schob es wieder zurück und suchte weiter.
Lehmann nahm sich den anderen Schrank vor.
Bernadette hatte eins ihrer kleinen umhäkelten Taschentücher in der Hand und wischte Staub.
Gwendolyn sah sie ungläubig an. «Was tust du da? So geht das nicht.»
Bernadette nickte und sprach Lehmann von hinten an. «Haben Sie vielleicht ein Staubtuch und etwas Möbelpolitur?»
Bevor der Buchhalter auch nur verständnislos den Kopf zu Bernadette drehen konnte, fuhr Gwendolyn dazwischen. «Nein, ich meinte damit: Vergiss den Staub. Jetzt suchen wir die Familienchronik. Fang du bitte in der unteren Reihe an.»
Bedauernd sah Bernadette auf den vielen Staub. Aber dann schloss sie sich Gwendolyn an und zog ebenfalls Buch für Buch heraus. Zum Teil war die verschnörkelte Schrift unleserlich. Wie sollte man da die Familienchronik finden? Bernadette war keine große Hilfe, ganz im Gegenteil. Sie brachte es tatsächlich fertig, immer, wenn sie glaubte, Gwendolyn würde es nicht bemerken, mit ihrem Taschentuch ein bisschen Staub zu wischen. Gwendolyn wollte sie gerade zurechtweisen, da drehte sich Lehmann um.
«Ich glaube, ich habe sie. Das könnte die Familienchronik sein.»
Er hielt ein dickes, schweres Buch in den Händen. In großen goldenen Lettern stand auf dem ledernen Einband: «Chronik der Familie Ackermann».
«Sind Sie sicher, dass das die Familienchronik der Ackermanns ist?», fragte sie ironisch.
Lehmann wurde unsicher. «Nun ja, also …»
Gwendolyn winkte ab. «Vergessen Sie’s. War ein Scherz.»
«Oh.»
Lehmann hielt Gwendolyn das dicke Buch hin.
Gwendolyn nickte Bernadette zu. «Fass mal mit an.»
Als Bernadette unter dem Gewicht des Buches leicht in die Knie ging, entschied Gwendolyn: «Das wirst du nicht den ganzen Weg zurücktragen können. Du brauchst ein Taxi.» Diese Formulierung würde hoffentlich keinen Zweifel aufkommen lassen, wer die Fahrt bezahlen müsste.
«Ich kann Ihnen das Buch raustragen», bot Ernst an.
«Ja, aber erst rufen Sie doch bitte für meine Kollegin ein Taxi.»
Ernst nickte.
Bernadette fragte: «Und was ist mit dir?»
«Keine Sorge, ich komme natürlich auch mit.»
Kaum saßen sie im Taxi, schimpfte Gwendolyn. «Du kannst dich nicht Luna Madison nennen, wenn ich mich vorher mit diesem Namen vorgestellt habe.»
«Ja, stimmt. Das ist ungünstig.» Bernadette lächelte Gwendolyn an. «Aber du hast das gut erklärt, von wegen, dass unsere Praxis Luna Madison heißt.»
Gwendolyn schnaubte verärgert, zerrte Bernadette die Familienchronik vom Schoß und blätterte darin herum.
Bernadette wartete eine Weile, dann zog sie ein kleines Büchlein aus ihrer Jackentasche. «Schau mal, was ich in dem Schrank gefunden habe.»
Gwendolyn blickte erstaunt auf. «Hast du das einfach so mitgehen lassen?»
«Also von einfach so kann keine Rede sein. Ich habe mich bemüht, es heimlich mitgehen zu lassen.»
«Bernadette!»
«Was? Ich bringe es ja wieder zurück.»
«Aber nein, das war kein Vorwurf. Ich bin stolz auf dich! Was ist das denn für ein Buch?»
Bernadette reichte es ihr.
«Journal meines Handels mit dem Teufel – Aufzeichnung einer wahren Begebenheit von Heinrich Ackermann, Anno 1763» , las Gwendolyn vor.
Bernadettes Augen blitzten. «Na, was sagst du? Klingt doch spannend, oder?»
«Aber ja. Du studierst die Chronik, ich lese das hier.»
Bernadette sah zwischen den beiden Büchern hin und her, widersprach jedoch nicht.
Zurück in ihrer Praxis waren beide in ihre Lektüre vertieft, als zum allerersten Mal das offizielle Luna-Madison-Telefon klingelte. Bernadette war schneller. Und das, obwohl sie wieder ihr Lieblingsoutfit, die Nonnentracht, trug und auf dem Weg zum Telefon mehrfach stolperte.
Sie führte ein kurzes Gespräch, dann hielt sie die Hand über den Hörer und teilte Gwendolyn
Weitere Kostenlose Bücher