Hühner Voodoo (German Edition)
lebensrettend. Du weißt doch, was seinen Freundinnen passiert.»
«Aber nur, wenn er ihnen einen Heiratsantrag macht. Wir könnten ihn bitten, deiner Nichte keinen Antrag zu machen.»
«Hab ich schon getan. Ist mir trotzdem zu riskant. Die zwei dürfen sich nicht mehr sehen.»
«Aber es kommt mir trotzdem gemein vor, die beiden auseinanderzubringen. Können wir nicht was anderes tun?»
«Ach. Und was schlägst du vor?»
«Wir könnten versuchen, ihnen zu helfen.»
«Das machen wir ja, wenn wir ihre Beziehung beenden.»
«Das fühlt sich nicht an wie Hilfe.»
«Dann schlag was Besseres vor.»
Das Einzige, was Bernadette auf die Schnelle einfiel, war: «Ich mach dir Frühstück.»
«Spiegelei, eine Scheibe Toast, ein Vollkornbrot, Erdbeermarmelade, Orangensaft und zwei Trockenpflaumen», bestellte Gwendolyn. «Und vergiss den Kaffee nicht.»
Während Bernadette den Tisch deckte, recherchierte Gwendolyn auf ihrem Smartphone den Begriff Voodoo. Sie musste ja nicht alles, was sie fand, für bare Münze nehmen, aber sich zu informieren war nie ein Fehler.
Sie durchstöberte das gesamte Internet und fand, just als Bernadette das von ihr gewünschte Spiegelei von der Pfanne auf ihren Teller gleiten ließ, eine Do-it-yourself-Voodoo-Website. Sie hielt sich nicht damit auf, sich darüber zu wundern, sondern überflog die Seiten, bis sie fand, was sie suchte: wie man das Objekt seiner Begierde aus den Armen einer anderen lösen konnte, sprich, wie man Beziehungen zerstörte. Dafür verwendete man kleine Voodoo-Puppen, die dem Betroffenen ähnlich sehen sollten. Nicht überraschend war, dass diese Voodoo-Puppen dort auch gleich bestellt werden konnten. Man musste nur ein paar Charakteristika, etwa Augenfarbe, Haarfarbe, Statur etc., der betroffenen Person angeben, und eine Stoffpuppe wurde komponiert, die ein Abbild der Zielperson darstellen sollte. Bei Gefallen drückte man auf «Bestellung abschicken», und viele Euro später machte sich das Ding per DHL auf den Weg in den Haushalt, der diesen bösen Coup plante. Schöne neue Welt.
Gwendolyn hatte sich einen Frederick gebastelt und hielt Bernadette ihr Smartphone hin. «An wen erinnert dich das?»
«An meine Handarbeitslehrerin.»
«Was?»
«Ja. Wir mussten damals kleine Stoffpuppen nähen. Und Fräulein Stübbe war nie zufrieden mit mir.»
«Ich meine, die Puppe. Wem sieht die Puppe ähnlich?»
Bernadette zuckte die Schultern.
«Sieht sie Frederick Ackermann ähnlich?»
«Ich weiß nicht. Wieso fragst du?»
Sie knurrte: «Weil ich inzwischen sogar bereit bin, Voodoo einzusetzen, um Britta zu retten.»
Gwendolyns Blick fiel auf ihr Spiegelei. Sie legte ihr Smartphone zur Seite und begann zu essen.
In der Mittagspause wollte Britta im Bestattungsinstitut vorbeikommen und die Wohnung besichtigen. Frederick war übernervös. Das lag an dem Gespräch mit Brittas Tante. Sie hatte recht: Er musste Britta sagen, dass er sie niemals heiraten würde. Es wäre unfair, sie im Unklaren darüber zu lassen. Und wenn sie ihn wirklich liebte, würde es keinen Unterschied machen, ob sie heirateten oder nicht.
Frederick wartete am Empfang.
Britta kam gleichzeitig mit Judith.
Judith stürmte auf Frederick zu und wollte ihn überschwänglich begrüßen. Doch Frederick hatte nur Augen für Britta, ging schnell an Judith vorbei und schloss Britta strahlend in seine Arme. Sie küssten sich. Lange. Sehr lange. Zu lange. Zumindest für Judith.
Sie zupfte Frederick am Ärmel. Er löste sich aus der Umarmung und sah Judith fragend an.
«Guten Tag, Frau, ähm …»
«Kallmeyer. K-A-L-L-M-E-Y-E-R!», brüllte Judith.
«Frau Kallmeyer. Ich hatte doch bereits angedeutet, dass wir private Besuche während der Geschäftszeiten nicht so gerne sehen.»
«Ich bin geschäftlich hier.»
«Ach?»
«Ja. Es geht … um meinen … Onkel. Ich muss mit Ihnen die Details für seine Beerdigung besprechen.»
Frederick atmete tief durch. Er hatte das Gefühl, dass sich besagter Onkel, wenn es ihn überhaupt gab, bester Gesundheit erfreute. Auf der anderen Seite konnte er natürlich einer Kundin nicht seine Dienste versagen. Auch wenn er sie nicht leiden konnte. Er musste professionell reagieren.
«Dann müssten Sie uns seine Adresse geben, damit wir den Verstorbenen abholen können.»
«Er ist nicht verstorben. Aber es könnte jeden Moment passieren. Ich will vorbereitet sein.»
Frederick knurrte leise, aber vor Britta wollte er höflich bleiben. Er nickte und meinte: «Aber
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