Hühner Voodoo (German Edition)

klappte das Dach auf und die Fassade nach unten. Es entsprach einem Puppenhaus. Einem etwas morbiden Puppenhaus.
    «Wie niedlich!», rief Bernadette, lief darauf zu, begann es zu inspizieren, Türen zu öffnen und kleine Särge hin und her zu schieben und kleine Leichen umzubetten.
    «Hör auf, damit zu spielen.»
    «Worum geht es hier eigentlich?», fragte Frederick.
    «Oh, hab ich das nicht gesagt? Also, wir werden den Fluch, der auf dem Unternehmen liegt, auf einen anderen Gegenstand übertragen. Und das hier ist absolut perfekt geeignet. Dann liegt der Fluch auf diesem Modell, und Sie sind frei.»
    «Frei?»
    «Fluch-frei. Dann können Sie … Jedenfalls besteht dann eine Chance, dass Sie niemanden mehr durch einen Heiratsantrag umbringen.»
    Frederick sah Gwendolyn mit großen Augen an. «Sie wollen jetzt ernsthaft so einen Hokuspokus veranstalten?»
    «Das ist kein Hokuspokus, das nennt man Hühner Voodoo. Steht doch auf unserer Visitenkarte! Ich habe extra Frau Kunz mitgebracht, sie ist auf Hühner Voodoo spezialisiert.»
    Bernadette warf sich stolz in die Brust und reichte Frederick noch einmal zur Begrüßung die Hand. Frederick schüttelte sie irritiert. «Freut mich.»
    «Und mich erst!», rief Bernadette.
    «Ja, blabla, schön, dass wir uns alle mögen», ging Gwendolyn dazwischen. «So, was ist jetzt?»
    Frederick war hin- und hergerissen. «Okay. Versuchen wir’s. Und Sie glauben, dass es funktioniert?»
    «Also, wenn man dem Internet trauen kann – todsicher.»
    Das Wort gefiel ihr in diesem Zusammenhang dann doch nicht so gut, und sie korrigierte: «So sicher wie das Amen in der Kirche.» Sie fügte hinzu: «Es kann zumindest nicht schaden. Hoffe ich.»
    Frederick atmete tief durch. «Wie geht das? Was brauchen Sie? Was muss ich tun?»
    Gwendolyn rief auf ihrem Smartphone die Gebrauchsanleitung zur Übertragung von Flüchen auf und las. «Hm. Also normalerweise muss der Betroffene den Gegenstand in den Händen halten. Aber wenn wir davon ausgehen, dass der Betroffene in diesem Fall das Unternehmen ist, dann sollten wir das Modell hier im Haus platzieren. Vielleicht irgendwo in der Mitte. Zentral. Wie wäre es mit der Eingangshalle? Ja, das ist ein guter Platz. Tragen Sie es bitte runter.»
    «Es ist zu schwer, man braucht zwei Leute, um das Modell zu tragen.»
    «Na, dann besorgen Sie mal diese zwei Leute.»
    «Es ist nach Feierabend, es ist niemand mehr da.»
    Gwendolyn sah ihn böse an. «Daran werden Sie es doch wohl nicht scheitern lassen. Seien Sie kreativ! Sie haben bis Mitternacht Zeit, dann müssen wir das Ritual starten.»
    Frederick überlegte. «Ich könnte zwei unserer Sargträger anrufen … oder vielleicht …»
    «Hören Sie, ich will Ihnen jetzt nicht beim Nachdenken zusehen und auch nicht zuhören», unterbrach ihn Gwendolyn. «Lösen Sie das Problem, wir kommen kurz vor zwölf wieder, dann sollte das Modell unten in der Empfangshalle stehen. Frau Kunz und ich werden nun zu Abend essen. Haben Sie eine Empfehlung? Ein nettes Restaurant? Eins, in dem Sie vielleicht regelmäßig essen und anschreiben lassen können?»
    Frederick wusste, worauf Gwendolyn hinauswollte. «Ich übernehme selbstverständlich die Kosten für Ihr Abendessen. Das Palmyra ist hier ganz in der Nähe. Ein sehr nettes syrisches Restaurant. Bringen Sie mir einfach die Rechnung mit. Ich erstatte Ihnen die Auslagen.»
    «Ist eigentlich nicht nötig, aber wenn Sie darauf bestehen …»
    Frederick nickte. «Ich bestehe darauf.»
    «Ach ja, noch etwas.» Sie hielt ihm ihre Einkaufstasche hin. «Hier in der Tasche sind die Utensilien, die wir nachher für die Übertragung des Fluchs brauchen. Da ist eine CD mit Trommelmusik, speziell für Voodoo-Rituale. Sorgen Sie dafür, dass die Musik läuft, wenn wir wiederkommen. Dann sind in der Tasche noch 60 weiße Kerzen. Na ja, Teelichter. War billiger. Stellen Sie die Kerzen kreisförmig um das Modell herum. Und um den Kerzenkreis herum streuen Sie bitte großzügig die Voodoo-Gewürzmischung. Sie besteht aus Anis, Koriander, Ingwer, Kurkuma, Bockshornklee, Zitronengras, Chili und Nelken. Und schließlich …» Sie deutete auf Bernadette. «Frau Kunz vertraut Ihnen ihre Hühner-Voodoo-Knochen an, die müssen ganz außen um die Kerzen und um den Gewürzkreis herumgelegt werden, sehr dicht, es muss ein geschlossener Kreis sein. Er darf keine Lücken aufweisen, sonst kann der Fluch entweichen. Alles verstanden?»
    Etwas verdattert nahm Frederick die Tasche entgegen.
    «Seien Sie