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Hühner Voodoo (German Edition)

Hühner Voodoo (German Edition)

Titel: Hühner Voodoo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich
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Hause nehmen. Dafür brauchte es jedoch etwas Vorbereitung. Jetzt allerdings musste er es erst einmal vor den Blicken anderer verbergen. Und er wusste auch schon, wie.
    «Moment bitte», rief er, lief zum Lager und kam mit einem großen weißen Leintuch zurück. Er stieg auf einen Stuhl, legte das Laken über den Aktenschrank und bat die Männer, nun das Modell auf den Schrank zu stellen. Nachdem sie es hinaufbugsiert hatten, schlug Ernst das Tuch darüber. Perfekt. Die Männer verabschiedeten sich und gingen. Als Ernst wieder vom Stuhl stieg, sah er, dass das Modell auf der einen Seite etwas zu weit überstand, aber es schien dadurch nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Ernst traute sich nicht, die Männer noch einmal zu bitten, das zu korrigieren. Lohnte auch nicht, es würde ja nur für ein, zwei Tage hier sein.
    Er freute sich bereits darauf, es Ewa heute Nachmittag vorzuführen. Für ihn war dieses Haus das Symbol ihrer Liebe. Schließlich hatten sie sich hier kennengelernt. Er würde das Modell Ewa schenken.

    Judith besuchte Ernst nach wie vor, inzwischen allerdings erst, wenn sie Feierabend hatte. Das Unmögliche war passiert: Es war aufgefallen, dass sie nur selten an ihrem Arbeitsplatz war. Als ob das an der Effizienz ihrer Arbeit etwas ändern würde. Judith wollte, was ihre Zukunftspläne betraf, am Ball bleiben. Sie musste die neuesten Entwicklungen in Sachen Britta und Frederick erfahren. Wenn sie vorhatte, die Beziehung der beiden zu sabotieren, brauchte sie Informationen.
    Mit Ewa hatte sie sich inzwischen angefreundet, und Ewa unterbrach sehr bereitwillig ihre Arbeit und ließ sich gerne auf ein Gespräch ein.
    «Wie geht es Herrn Ackermann?», begann Judith wie immer ihre Fragerunde.
    «Nix gut. Er sehr traurig. Frau sehr hübsch.»
    Na, das wollte sie jetzt aber nicht hören.
    «Warum ist Herr Ackermann sehr traurig?»
    «Frau nix mehr kommen.»
    «Tatsächlich?», rief sie erfreut und lächelte zufrieden. Ihr «Polnisch» war inzwischen so gut, dass sie Ewas Sätze in Gedanken vervollständigen konnte. Sie wusste, was passiert war. Diese Britta hatte gesehen, womit Frederick sein Geld verdiente, und das war das Ende ihrer Beziehung. Sehr schön. Ihre Chancen stiegen wieder. Sie würde bei Gelegenheit Frederick gegenüber noch einmal erwähnen müssen, wie überaus interessant und ehrenvoll sie die Leichenbestattungsbranche fand. Routinemäßig, aber nicht so ganz bei der Sache, erkundigte sie sich nach Ewas Liebesleben.
    «Und wie läuft es denn so mit Ihrem neuen Freund?»
    «Nix neue Freund. Ernst immer noch meine Liebling.»
    «Ja, ja, schon klar. Alles gut mit Ernst?»
    «Ja.» Ewa strahlte glücklich. «Ernst hat jetzt auch eine Bestattungshaus.»
    Judith sah Ewa irritiert an.
    «Ernst hat was?»
    «Eine Bestattungshaus. So wie Chef.»
    «Ernst hat ein Bestattungsinstitut? Will er sich selbständig machen?»
    «Nein. Ernst hat diese Haus.»
    «Bitte?»
    «Diese Haus, diese Bestattungshaus.» Ewa machte vage Armbewegungen durch die Empfangshalle. «Chef hat Ernst geschenkt.»
    «Herr Ackermann hat Ernst das Bestattungsinstitut geschenkt?»
    «Ja.»
    «Dieses Gebäude?»
    «Ja, Gebäude. Alles drin. Und Ernst wird schenken mir.»
    Judith schnappte nach Luft, wurde blass und musste sich setzen. Wieso? Wie kommt Frederick dazu, sein Unternehmen seinem Buchhalter zu überlassen? Dann richtete sie sich auf. Britta! Diese Britta hat ihn unter Garantie dazu gebracht. Sie mochte Fredericks Business nicht, und er hatte, um sie zurückzuerobern, sein Geschäft aufgegeben. So ein Volltrottel. Sich von einer Frau dazu bringen zu lassen, sein Unternehmen zu verschenken. Nein. Das würde er nicht tun. Er würde es nicht verschenken. Unter Garantie nicht. Das musste Ewa missverstanden haben. Vielleicht hatte er es Ernst für einen günstigen Preis verkauft, und Ernst hatte zu Ewa gesagt: «Es ist geschenkt», weil er damit ausdrücken wollte, wie billig er es bekommen hat. Ja, das machte Sinn.
    «Also Ernst hat Herrn Ackermann das Unternehmen abgekauft?»
    «Ja. Vielleicht. Bestimmt. Bestimmt Geld gegeben. Ist schöne Haus. Ernst für mich gekauft.»
    Judith starrte Ewa entsetzt an. Sie war stocksauer. Ernst hatte Geld? Wieso war sie nie auf die Idee gekommen, ihn zu überprüfen? Da hatte sie die ganze Zeit auf das falsche Pferd gesetzt. Schnöde hatte sie seinen Antrag ignoriert. Und Ernst war nun der neue Besitzer des Ackermann’schen Bestattungsinstituts. Aber noch war nicht alles verloren. Sie musste

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