Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hühner Voodoo (German Edition)

Hühner Voodoo (German Edition)

Titel: Hühner Voodoo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich
Vom Netzwerk:
kommen.
    «Und um wen handelt es sich noch mal?»
    «Judith Kallmeyer.» Frederick seufzte. «Nun kann ich mir plötzlich ihren Namen merken.»
    «Von unserem verfluchten Modell erschlagen?»
    «Ja.»
    «Tzz, tzz, tzz. Das gibt’s doch nicht. Und wer war dabei?»
    «Mein Buchhalter. Ernst Lehmann.»
    Gwendolyns Anliegen war demnach, Ernst Lehmann auszufragen, wie es sich zugetragen hatte.
    Sie nahm beim Kaffeetrinken neben ihm Platz. Sie tätschelte seine Hand und meinte: «Sie Ärmster. Das muss ein Schock gewesen sein.»
    «Ja. Das war es.»
    «Wie ist es denn genau passiert?»
    «Sie stand neben dem Schrank, und plötzlich fiel das Haus runter und … nun ja.»
    «Tatsächlich? Einfach so.»
    Ernst wurde leicht nervös und sagte: «Ja, einfach so. Es war nicht meine Schuld. Das hat die Polizei auch festgestellt.»
    Gwendolyn betrachtete ihn kritisch. Was erzählte er nicht? Da war noch mehr. Etwas bedrückte ihn.
    Sie versuchte einen anderen Ansatz.
    «Wissen Sie eigentlich, dass ich Psychologin bin? Luna Madison ist mein Name. Meine Spezialität ist es, Leute nach schweren Schicksalsschlägen zu betreuen.»
    Ernst sah sie interessiert an.
    «Wenn nämlich solche Erlebnisse unbehandelt bleiben, wächst es sich zu einem lebenslangen Trauma aus.»
    Ernst sagte nichts.
    «Das kann sehr übel sein. Was ich normalerweise mit meinen Patienten mache, ist eine Rekonstruktion der traumatischen Situation. Ich führe sie erneut durch das Erlebnis hindurch, sie berichten detailgenau, wie sich alles zugetragen hat, und das hat eine sehr befreiende und heilende Wirkung.»
    Ernst schwieg weiterhin.
    «Und damit bleiben dann die Albträume aus. Und die Schweißausbrüche. Die Schlaflosigkeit oder das nächtliche Aufwachen von den eigenen Schreien.»
    Ernst sah sie ängstlich an. Sie war auf dem richtigen Weg.
    «Und die schweren Schuldgefühle, die sich so sehr auf die Psyche legen, dass man unfähig wird, jemals wieder das Leben zu genießen.»
    Ernst sah unglücklich drein.
    Sie wiegte den Kopf hin und her. «Ich mache mir Sorgen um Sie.»
    Ernst seufzte tief.
    «Sie wissen, dass wir Psychologen der absoluten Schweigepflicht unterliegen? Was immer Sie mir erzählen, darf ich keinem anderen Menschen sagen. Selbst wenn die Polizei mich befragen würde, würde ich mich auf mein Aussageverweigerungsrecht berufen, und niemand kann mich zwingen, auch nur ein Sterbenswörtchen preiszugeben.»
    Ernst sah Gwendolyn an, schließlich sagte er: «Vielleicht ist es ja doch besser, wenn ich mal mit jemandem darüber rede.»
    Gwendolyn nickte.
    Ernst überlegte: «Vielleicht mache ich mal einen Termin mit Ihnen aus. Nächste Woche?»
    «Nein. So was sollte man auf keinen Fall aufschieben. Das erledigen wir sofort.»
    «Jetzt? Hier?»
    «Aber natürlich. Damit der Heilungsprozess so schnell wie möglich beginnen kann.» Sie stand auf und zog ihn leicht am Arm hoch. Dann wandte sie sich an Frederick. «Wir benötigen mal kurz Ihr Büro, Herr Ackermann.»
    Frederick nickte.
    «Führst du eine Behandlung durch?», fragte Bernadette.
    «Ein kleines Gespräch, nichts weiter.»
    «Brauchst du mich? Für Hühner Voodoo? Ich hab ein paar Knochen in meiner Handtasche.»
    «Nein.»
    «Gut.» Bernadette war erleichtert, denn das Kuchenbuffet bot eine reiche Auswahl, und es gab so viele Sorten, die sie noch nicht probiert hatte.
    Gwendolyn gab Ernst ein Zeichen, mit ihr zu kommen.
    In Fredericks Büro nahm sie hinter dem Schreibtisch Platz. Ernst davor.
    «So, dann wollen wir mal.» Sie musste sanft vorgehen, um Ernst nicht zu verschrecken.
    Doch bevor sie auch nur eine Frage formulieren konnte, platzte Ernst mit der Mitteilung heraus: «Ich hab sie gefragt, ob sie mich heiraten will, und dann ist ihr das Ding auf den Kopf gefallen. Ich werde nie wieder in meinem ganzen Leben einer Frau einen Heiratsantrag machen. Es war furchtbar.»
    Gwendolyn hielt sich an der Schreibtischkante fest. So fest, dass ihre Fingerknöchel ganz weiß hervortraten. «Ist nicht wahr!»
    «Doch wirklich. Ist das nicht furchtbar! Jetzt wird diese Frage für mich immer mit dem Tod belastet sein.»
    Gwendolyn sprang auf. «Teufel auch! Das gibt’s doch nicht!»
    Ernst war etwas eingeschüchtert. «Ich hab es doch nicht extra gemacht.»
    Gwendolyn marschierte hinter dem Schreibtisch auf und ab. «Ich mach Ihnen doch gar keinen Vorwurf. Aber wie absurd ist das denn!?»
    «Ja. Eben. Deshalb hab ich es ja auch keinem Menschen erzählt.»
    «Und dabei bleiben Sie besser auch

Weitere Kostenlose Bücher