Hühner Voodoo (German Edition)
mal.»
«Können Sie mich behandeln?»
«Behandeln? Wozu?»
«Na, Sie sagten doch, Sie sind Psychologin, und das wäre ein schlimmes Trauma und …»
«Ach so. Ja. Also ich rate zu Verdrängung. Sie vergessen die Sache ganz schnell und denken nie mehr daran.»
«Und wie oft in der Woche soll ich zu Ihnen kommen?»
«Das war schon alles. Verdrängen Sie’s, und gut ist.» Doch dann meldete sich die Geschäftsfrau in ihr. «Aber begleitend sollten wir dringend noch etwas tun: Hühner Voodoo.» Sie lächelte. «Meine Kollegin ist auch hier. Sie ist spezialisiert auf Hühner-Voodoo-Verdrängungsrituale. Sie sollten einen Termin mit ihr ausmachen. Allerdings ist es nicht billig. Aber schließlich geht es ja um Ihr Wohlbefinden. Und für die Gesundheit ist einem doch nichts zu teuer. Oder?»
«Nein. Ja.»
«Also, ich danke Ihnen für dieses Gespräch, und ähm, ja, also: gute Besserung.»
Gwendolyn verließ fluchtartig das Büro und sauste zurück in den Trauersaal zu Frederick und Bernadette. «Wir müssen reden, Leute. So schnell wie möglich.» Sie blickte sich um. «Nicht hier.»
Die beiden folgten Gwendolyn, die wieder den Saal verließ. Sie trafen auf Ernst, der offensichtlich nicht sofort verstanden hatte, dass die Behandlung zu Ende war und etwas später erst Fredericks Büro verlassen hatte. Gwendolyn nickte Ernst kurz zu, öffnete die nächstbeste Tür und winkte die beiden in den Raum.
Frederick schüttelte den Kopf und zog Gwendolyn wieder raus. Es war der Aufbahrungsraum. Sie gingen in Fredericks Büro.
Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, rief Gwendolyn sofort: «Es hat geklappt. Wir haben den Fluch übertragen! Dieser Lehmann hat Frau Kallmeyer gefragt, ob sie ihn heiraten will, und eine halbe Minute später war sie mausetot. Ich weiß gar nicht, ob ich mich freuen oder gruseln soll. Wo gibt’s denn so was!»
Bernadette meinte nur: «Sag ich doch! Hühner Voodoo funktioniert!»
«Das ist ja furchtbar! Er hat wirklich um ihre Hand angehalten, bevor sie starb?» Frederick war erschüttert.
Gwendolyn nickte nachdrücklich.
Bernadette sah das positiv. «Aber das ist doch prima, der Fluch ist jetzt übertragen, und Herr Ackermann kann Britta nun heiraten.»
Frederick blickte Gwendolyn fragend an. Gwendolyn verzog das Gesicht.
«Ich weiß nicht so recht. Warten wir lieber erst mal ab», meinte sie.
«Worauf denn? Der Fluch ist weg. Das Modell ist weg. Es ist vorbei», rief Bernadette zuversichtlich.
«Aber der Fluch liegt jetzt anscheinend auf Ernst», sagte Frederick unglücklich.
«Stimmt. Wir sollten ihn warnen», rief Bernadette erschrocken.
«Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass er nach diesem Erlebnis noch mal einer Frau die Ehe antragen wird. Aber sicherheitshalber sollten wir es ihm verbieten.»
Bernadette nickte eifrig. «Und zwar auf der Stelle. Wo ist er?»
Sie verließen Fredericks Büro. Als sie an Ernsts Büro vorbeigingen, hörten sie durch die nur halb geschlossene Tür Ewas Stimme: «Meine Mama sagt, du guter Mann. Ich kann heiraten dich.»
Sie sahen sich entsetzt an, machten auf dem Absatz kehrt, doch bevor sie die Tür erreicht hatten, hörten sie Ewa fragen: «Willst du mich heiraten?»
Ein dumpfer Schlag folgte.
Alle drei stürzten gleichzeitig zum Büro und blieben, weil keiner zurückweichen wollte, in der Tür stecken. Gwendolyn stieß die Tür auf, um zu sehen, was passiert war.
Ernst lag wie ein gefällter Baum reglos auf dem Boden. Über ihn gebeugt stand Ewa. Sie kniete sich zu ihm nieder und nahm seine Hand.
«Ernst?»
Ewa sah die drei an. «Hat ihn wohl getroffen Schock.»
«Oh Gott! Der Fluch!», stöhnte Frederick.
Ewa klopfte erst Ernsts Hand, dann seine Wange. «Ernst. Was sagen? Ja? Du willst heiraten?»
Ernst öffnete die Augen, sah Ewa an und sagte: «Ja.»
Gemeinschaftliches, panisches Lufteinziehen. Abwarten. Nichts. Es passierte nichts. Beide blieben am Leben. Ernst stand auf, klopfte ein wenig an seiner Kleidung herum, was Ewa zum Schimpfen brachte: «Was? Du glauben, ich nicht richtig machen sauber. Boden sauber, du kannst essen.»
«Entschuldige, Ewa», sagte Ernst und strahlte. Er wandte sich an Frederick und Gwendolyn. «Ewa und ich werden heiraten.»
Gwendolyn betrachtete Ernst ganz kritisch.
«Alles okay? Wie fühlen Sie sich?»
«Gut. Sehr gut.» Etwas verlegen fügte er hinzu: «War wohl eine kleine Ohnmacht eben. Passiert mir manchmal, wenn ich zu aufgeregt bin.»
Gwendolyns Blick blieb nun auf Ewa haften.
Ewa
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