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Hühner Voodoo (German Edition)

Hühner Voodoo (German Edition)

Titel: Hühner Voodoo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich
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Aufregung in Bernadettes Arm und ließ Britta keine Sekunde aus den Augen, immer auf dem Sprung, sofort nach einem Arzt zu rufen.
    Bernadette hatte den Kopf schiefgelegt und beobachtete die Szene seufzend. «Ach, ist das schön. Gleich fragt er sie.»
    Dann zupfte sie Gwendolyn am Ärmel. «Das war eigentlich gar nicht so unpraktisch, dass du die Herzbeschwerden bekommen hattest. Falls was schiefgehen sollte, kann sich gleich ein Arzt um Britta kümmern.»
    Gwendolyn lächelte.
    Britta sah auf den knienden Frederick herab. Dann blickte sie sich hilfesuchend um. Sie sah Gwendolyns angespannten Gesichtsausdruck, die starr ihre Augen auf sie richtete, sah den verträumten Blick von Bernadette, die strahlte und ihr eifrig zunickte. Um sie herum, auf den Stühlen im Flur saßen Leute mit akuten Beschwerden, Schmerzen und unappetitlichen Wunden, immer wieder wurden Patienten in Betten vorbeigerollt. Dann sah sie Frederick wieder an. «Was ist los?»
    Fredericks verliebter Blick verwandelte sich zu einem Starren, das immer panischer wurde. Er wurde blass, sein Atem stockte, dann begann er zu hyperventilieren. Er schnappte nach Luft, atmete hektisch ein und aus, zitterte, seine Hände verkrampften, es sah aus, als würde Frederick nun den Notarzt benötigen. Gwendolyn wühlte in ihrer Handtasche.
    Mit letzter Kraft stieß Frederick hervor: «Britta, ich … liebe dich.»
    Gwendolyn hatte gefunden, was sie suchte, zog eine alte Papiertüte hervor, lief zu Frederick und hielt ihm die Tüte fest über Mund und Nase. Nachdem sich seine Atmung wieder beruhigt hatte, stand er auf, sah Britta an, murmelte: «Bitte verzeih mir», und ging.
    «Ach, schade», seufzte Bernadette und öffnete ihre Handtasche. «Chicken Wings gefällig?»
    Britta starrte fassungslos Frederick hinterher.
    Gwendolyn folgte ihm. «Wir sollten reden!»
    Aber Frederick eilte wortlos davon.
    «Kommen Sie morgen in meine Praxis!», rief sie ihm nach.

    Aber Frederick kam nicht in die Praxis. Nicht am nächsten Tag, nicht in der nächsten Woche. Er meldete sich nicht mehr bei Gwendolyn und auch nicht mehr bei Britta. Er hatte aufgegeben.
    Britta flüchtete sich nach diesem merkwürdigen Vorfall in eine Teilamnesie und tat so, als wüsste sie nicht, wovon ihre Tante sprach, als Gwendolyn das Thema auf Frederick brachte. Gwendolyn ließ es schließlich auf sich beruhen.

    Obwohl sie in den vergangenen Wochen vollauf mit Fredericks und Brittas verwirrendem Liebes- und Leidensleben beschäftigt war, blieb Gwendolyn doch noch ausreichend Zeit, festzustellen, dass ihre Finanzen nach wie vor in Schieflage waren.
    Leider hatte auch Bernadette das festgestellt. Womöglich war Gwendolyn mit ihrem System, Bernadette für alles bezahlen zu lassen, doch nicht so dezent, wie sie dachte. Vor einiger Zeit hatte Bernadette sie beiseitegezogen und aus heiterem Himmel ganz leise gefragt: «Brauchst du Geld?»
    Gwendolyn erschrak etwas, sagte aber sofort: «Nein.»
    «Ich kann dir gerne was leihen», bot Bernadette an, als hätte sie das Nein nicht gehört.
    Gwendolyn war entrüstet. «Ich brauche kein Geld.»
    «Aber du könntest doch vielleicht meine Miete etwas erhöhen?»
    Gwendolyn schluckte, zögerte, dann sagte sie trocken: «Ich berechne dir bereits einen Wucherpreis.»
    «Dann ist ja alles gut», sagte Bernadette zufrieden.
    Gwendolyn zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. Bernadette lächelte sie an: «Weißt du, seit ich dich getroffen habe, ist mein Leben viel aufregender.»
    Gwendolyn verstand und murmelte: «Danke.»
    Dann sprachen sie nie wieder über das Thema Geld.
    Aber das freundliche Angebot von Bernadette führte dazu, dass Gwendolyn von Stund an fair abrechnete. Wobei sie selbstverständlich das Honorar für Bernadettes Hühner-Voodoo-Behandlungen nach wie vor einsteckte. Bernadette hatte ja zu Beginn ihrer Zusammenarbeit versichert, sie wolle kein Geld dafür.
    Mit den Einnahmen aus der Praxis kam sie gerade so über die Runden. Dank der Überweisung der Vermögensverwaltung für ihre angebliche Behandlung bei Doktor Wittenfeld konnte sie auch weiterhin den «Verein zum Wohlthun» unterstützen. Aber wenn sie das aufrechterhalten wollte, musste sie sich nach neuen Einnahmequellen umsehen.

[zur Inhaltsübersicht]
    VIERZEHN
    Gwendolyn war eine ausgesprochen attraktive Braut. In einem Nachmittagskleid, ein Vintage-Modell von Elsa Schiaparelli aus den 40ern, mit einem bunten Rosenstrauß in der Hand, saß sie im Flur des Standesamtes. Ihr Bräutigam, ein

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