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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Mechaniker.
    »Oisteige!« sagte der in schönstem Schwäbisch, bevor er sich als Max Hölzle aus Friedrichshafen am Bodensee vorstellte, in Pilotenkreisen allerdings besser bekannt als »Mäxle«.
    Vierzehn Passagiere waren es, die sich nacheinander mit eingezogenem Kopf durch das niedrige Einschlupfloch zwängten. Im Innern war es brütend heiß. »Na prima, gemischte Sauna«, stellte Tobias nach einem kurzen Rundblick fest.
    »Gibt es denn hier keine Klimaanlage?« moserte eine Dame in maßgeschneidertem Safarianzug und mit Tropenhelm auf dem Kopf. »Diese Hitze ist ja nicht zum Aushalten!« Ihr Mann, ebenfalls mit Khakishorts und Buschhemd bekleidet, dazu noch mit knöchelhohen Schnürstiefeln, beruhigte sie. »Laß man, Röschen, sobald wir oben sind, wird es kühler.«
    Noch waren sie aber nicht oben. Immer wieder sah Mäxle ungeduldig auf die Uhr. »Zwoi fehlet noch, ond wenn die in de nägschte fünf Minudde net kommet, no schtarta mer.«
    »Ich glaube, da sind sie.« Julia zeigte aus dem Fenster. Zwei Gestalten bewegten sich im Laufschritt über das Flugfeld, wobei eine die andere an der Hand hinter sich herzog. Erst flogen zwei Reisetaschen in die Maschine, danach folgte ein schwitzendes, keuchendes Etwas, das von hinten nachgeschoben wurde und sich erst dann als Mann entpuppte, nachdem es sein rosa Babyhütchen aus dem Gesicht geschoben hatte, und schließlich kletterte ein zweiter Mann durch die Tür. »Scusi, Signore et Signori, siamo troppo tardi.«
    »Des koa ma ab’r laut saga«, knurrte Mäxle. Er schloß die Tür und quetschte sich durch den schmalen Gang nach vorne zur Kanzel. Dort drehte er sich noch einmal um. »Bleibet Se o’gschnallt, solang mir fliaget. Des isch wegen der Sicherheit.« Dann zeigte er auf eine Holzkiste gleich hinter seinem Sitz. »Wer was zum Trinke will, der ko sich hier ebbes raussuche. Abber Alkohol gibt’s fei nedda.« Sprach’s und ließ sich schwerfällig auf seinen Sitz fallen. Dann zog er den braunen Rupfenvorhang hinter sich zu.
    Rumpelnd setzte sich der Flieger in Bewegung, hoppelte auf die Startbahn, nahm Fahrt auf und war Sekunden später in der Luft. Anscheinend hatte nur Tobias den Eingeborenen gesehen, der immer noch neben der Piste stand, einen Handfeuerlöscher griffbereit neben sich. Doch Tobias hielt den Mund, nur war ihm reichlich mulmig in der Magengegend geworden.
    »Hier zieht es!« Die Dame im Khakilook griff in ihre hochtoupierte Frisur. »Ist denn irgendwo ein Fenster auf?«
    »Nee, aber die Tür schließt nicht richtig«, rief jemand von hinten. Obwohl der Riegel vorgeschoben war, klaffte tatsächlich ein breiter Spalt zwischen Tür und Rahmen. »Irgendwas stimmt nicht damit.«
    Da Florian den ersten Sitz gleich hinter der Kanzel erwischt hatte, tippte er dem Piloten auf die Schulter. »Die Tür ist halb offen.« Der drehte sich gar nicht um. »Des isch die scho lang. Des macht ab’r nix, weil bis jetzt isch no koiner nausg’hagelt.«
    Tinchen zwang sich, aus dem Fenster zu sehen. Kleine Wolkentupfer glitten vorbei, wie Wattebällchen sahen sie vor dem tiefblauen Himmel aus, hatten keine Ähnlichkeit mit den dicken Wolkenbergen zu Hause. Dreitausend Meter tiefer war alles braun. Hellbraun, mittelbraun, dunkelbraun. Sie wußte noch immer nicht, ob das nun Steppe hieß oder Savanne, Busch bestimmt nicht, da gibt es ja ab und zu mal etwas Grünes. Wovon leben die Menschen hier bloß, überlegte sie, da doch nicht einmal Ziegen etwas zu fressen finden würden. Aber es gab ja auch keine Dörfer, nur braune, trockene Erde. Niemandsland. Totes Land. Langweiliges Land.
    Röschen im Khakilook wollte eine kühle Limonade. Die Limonade bekam sie, nur kühl war sie nicht. Beim Öffnen der Flasche schäumte sie über. Röschen schrie auf. »Der teure Rock! Was soll ich denn morgen auf der Safari anziehen? Ich habe doch gar nichts Passendes mehr dabei.« Mit einem hauchdünnen Taschentüchlein rieb sie an dem Fleck herum, der dadurch nur noch größer wurde. »Warum hast du auch nicht den Koffer gepackt, Alwin, wie ich es gesagt habe? Da wären noch meine Gabardinehosen hineingegangen, und für abends die Organdybluse.«
    »Aber Röschen, du weißt doch genau, daß wir jeder nur eine Tasche mitnehmen durften«, sagte Alwin begütigend, »ich habe dir ohnehin schon Platz in meiner eigenen eingeräumt.«
    »Das ist ja wohl auch selbstverständlich. Als Frau braucht man eben mehr Garderobe. Habe ich nicht recht?« wandte sie sich an Tinchen.
    Die nickte bloß.

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