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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Nach dem Essen trank Thea erst zwei Tassen Kaffee, anschließend stieg sie in den Pool, und dann ging sie unter die Dusche. Triefend watschelte sie zur Liege, ließ sich darauf nieder, bedeckte ihre Fettmassen notdürftig mit einem Handtuch und entledigte sich darunter ihres Bikinis. Josef mußte ihr einen trockenen reichen, der auch nicht größer war, und nachdem sie sich endlich hineingezwängt hatte, standen ihr schon wieder Schweißtropfen auf der Stirn.
    »Wenn Toni das gesehen hätte, wäre sie endgültig ausgerastet.« Richtig froh war Tinchen, daß sich ihre Mutter schon zur täglichen Siesta zurückgezogen hatte, sie hätte ihren Mund bestimmt nicht halten können.
    »Da kommt der schöne Klaus.« Mit einer Kopfbewegung deutete Birgit zum Sprungbrett, auf dem ein athletischer Mann sich erst in Positur stellte, bevor er mit einem tadellosen Kopfsprung ins Wasser hechtete.
    »Wieso schön?« fragte Tinchen. »Glatze mit Randbepflanzung und Beine wie ein Stachelschwein entsprechen eigentlich nicht dem landläufigen Schönheitsideal.«
    »Er kommt sich aber so vor. Immerhin hat er eine gute Figur. Ob er deshalb nur Tanga-Höschen trägt? Angeblich war er während seiner Bundeswehrzeit bei einer Spezialeinheit, da muß er wohl einiges abgestaubt haben. Ins Meer geht er jedenfalls nur mit einer Art Sockenhalter, in dem ein doppelt geschliffenes Messer steckt. Wegen der Haie.«
    »Die kommen doch gar nicht durch das Riff.« Fast bedauerte Tinchen, daß sie den gestrigen Ankunftstag auf dieser stinklangweiligen Safari verbringen mußte, während hier offenbar lauter schräge Vögel eingefallen waren. Paul Schulze war auch so einer. Ein kleines munteres Männchen weit über Siebzig, das heute früh mit zwei Spannbettlaken am Pool erschienen war und sie sorgfältig über die Matratzen seiner beiden Liegen gezogen hatte. »Ick muß erst die Betten machen«, hatte er gesagt, »wenn meine Olle kommt, will sie immer gleich weiterpennen.« Anfangs hatte Tinchen geschmunzelt, doch dann fand sie die Idee mit den Laken gar nicht schlecht. »Auf jeden Fall ist das hygienischer«, hatte sie zu Florian gesagt, »nächstesmal nehme ich auch welche mit.«
    Das hörte Florian gar nicht gern. Ein Nächstesmal würde es so bald nicht geben. Wie praktisch, daß der Urlaub ihm nicht nur die Kraft gab, sich kommende Woche wieder an seinen Schreibtisch zu setzen, sondern ihn auch so weit in die Pleite getrieben hatte, daß ihm gar nichts anderes übrigbleiben würde.

    Dicht gedrängt standen sie auf dem Anlegesteg. Etwas weiter draußen dümpelte das Motorboot auf den Wellen. Joe hakte die Schleppleine ein, während Nicodemus Julia beim Anlegen der Schwimmweste half. Sie sollte die erste sein. Immerhin hatte sie schon einige Runden auf Wasserskiern gedreht, hielt sich recht ordentlich und würde den blutigen Anfängern ein nachahmenswertes Beispiel geben. Sie kam auch gut ab und schaffte es sogar, den Zuschauern zuzuwinken. Neidisch sah Florian hinterher. Genauso hatte er sich das ausgemalt, nur hatte in seinen Vorstellungen Tobias den sportlichen Part übernommen, doch der glänzte durch Abwesenheit. Er habe keine Lust mehr, den halben Ozean auszusaufen, hatte er gesagt, Poolbillard sei billiger und dauere länger.
    Mit elegantem Schwung kurvte Julia bis kurz vor den Steg, dann ließ sie sich ins Wasser fallen. »Sehr gut«, lobte Joe, »wer kommt jetzt?«
    Corinna schaffte es erst beim zweiten Versuch, hielt sich aber wacker auf den Beinen und wurde von Joe als ausgesprochen talentiert bezeichnet.
    Herbert wollte nicht. Sein linkes Knie sei nicht ganz in Ordnung, wahrscheinlich überbelastet vom Tennisspielen …
    »Du bist doch bloß feige«, fuhr seine Frau dazwischen, »genau wie beim Tauchen. Oben hast du ’ne große Klappe und unten die Hosen voll.«
    »Lieber fünf Minuten feige als ein Leben lang blamiert«, konterte Herbert, der genau wußte, daß er eine ziemlich klägliche Figur abgeben würde. Tinchen wußte das auch, trotzdem ließ sie sich die Schwimmweste anlegen und sprang mutig ins Wasser.
    »Knie anziehen, Arme gestreckt halten, dann langsam aufrichten!« kommandierte Joe. Es gab einen sanften Ruck, das Boot nahm Fahrt auf, Tinchen zog die Arme an, streckte die Beine – und flog kopfüber in den Teich.
    »Andersherum wäre es richtig gewesen.« Joe fischte die Leine aus dem Wasser und gab sie Tinchen erneut in die Hand. Diesmal klappte es schon besser. Sie fiel erst nach zwanzig Metern wieder rein. Doch jetzt

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