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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Begleitung von Jean-Pascal der seinen vorgezogen habe. Und ob er noch nie etwas von Rent-a-car gehört habe?
    Einerseits war Karsten froh gewesen über das vorzeitige Ende der Romanze, die genaugenommen noch gar nicht richtig begonnen hatte, andererseits fühlte er sich auf den Schlips getreten. Noch nie hatte ihn eine Frau so kaltlächelnd abserviert.
    Seine Familie durch Mombasa zu schleusen war zwar nicht die Ablenkung, die er jetzt suchte, doch er mußte endlich seine Geschäfte erledigen. Nicht umsonst hatte er einige Sommerschlußverkaufshemden von C&A mitgenommen und die beiden Uhren, seit drei Jahren unverkäufliche Ladenhüter in seinem Geschäft und nur noch als Tauschobjekte zu gebrauchen, und die Turnschuhe mußte er auch noch losschlagen. Wieso er mal auf die grünen Treter hereingefallen war, wußte er selbst nicht mehr, aber wenigstens hatten sie die drei Streifen an der Seite, worauf man selbst im tiefsten Afrika inzwischen gesteigerten Wert legte. Ein mittelgroßer Elefant müßte herauszuholen sein.
    Nun stand er mit Plastiktüte unterm Arm, die erwartungsvolle Sippe um sich geschart, genau an der Kreuzung, wo die Dorfstraße in den asphaltierten Highway mündete. Das letztemal hatte der Bus hier gehalten. Ob er es heute wieder tat, blieb abzuwarten.
    Er tat es. Wie ein Kamel von einer Seite auf die andere schaukelnd kam er langsam näher, bis er keuchend stehenblieb. Natürlich war er blau und verbeult, aber wenigstens noch ziemlich leer. Auf dem Dachgepäckträger rollten zwei prallgefüllte Säcke von links nach rechts, nur gelegentlich gebremst von einer Holzkiste in Kindersarggröße. Am anderen Ende lag eine Bananenstaude.
    Frau Antonie belegte einen Fensterplatz, tauschte ihn jedoch nach einigen Kilometern gegen einen Sitz am Mittelgang ein. »Da vorne zieht’s!«
    »Hinten auch«, sagte Florian. Er suchte noch immer nach einem Platz, wo sich eines der verstaubten Schiebefenster schließen ließ, fand keinen, resignierte. »Heute abend habe ich garantiert eine Bindehautentzündung.«
    Tinchen betrachtete die Landschaft. Bei der Ankunft hatte sie die ja verschlafen, und nun wußte sie auch, weshalb. Die endlosen Sisalfelder auf der einen Seite sahen genauso langweilig aus wie das Buschwerk auf der anderen, hin und wieder nur unterbrochen von einer kleinen Ansammlung Lehmhütten, vor denen nackte Kinder im Staub spielten. Ab und zu hielt der Bus, obwohl nie erkennbar war, weshalb gerade hier, dann stieg jemand aus, aber niemand ein, dafür winkte einer zwei Kilometer weiter vorne und wurde auch prompt eingesammelt.
    Den ersten längeren Halt hatten sie in einer kleinen Ortschaft, die sich von den anderen dadurch unterschied, daß sie ein bißchen größer war. Es gab sogar Steinhäuser. Eins davon war als Hotel deklariert und hatte Fliegengitter vor den schießschartengroßen Fenstern.
    »Ob das die Gästezimmer sind?« Julia vermochte sich nicht vorzustellen, wie jemand in einem dieser dunklen Löcher übernachten konnte.
    »Na ja, das Grandhotel ist es gerade nicht. Sieh mal, die haben ja gar kein fließendes Wasser!« Ungläubig zeigte Tinchen auf eine Frau, die gerade einen gefüllten Wassereimer auf ihren Kopf setzte und dann mit gleichmäßigen Schritten einen Trampelpfad ansteuerte, der irgendwo hinein in den Busch führte. Jetzt wußte sie auch, welchem Zweck die alle paar Kilometer in der Landschaft aufgestellten Zapfsäulen dienten! Und sie hatte diese Wasserstellen als eine Viehtränke angesehen. Angepflockte Ziegen gab es überall, sogar vereinzelte Kühe, jämmerlich magere mit herausstehenden Rippen und schlaffen Eutern. Ob die hier auch heilig waren wie in Indien? Genug Mohammedaner gab es ja, oder Moslems oder wie auch immer diese Frauen mit den schwarzen Schleiern auf dem Kopf und die Männer mit den kleinen bestickten Käppis hießen. Wie Pillboxen sahen diese Hütchen aus, die Jacky Kennedy vor dreißig Jahren in Mode gebracht hatte, nur hatte Amerikas First Lady niemals welche aus gehäkelter Spitze getragen.
    Fast zehn Minuten standen sie jetzt in der brütenden Sonne, und noch immer war nicht abzusehen, wann es weitergehen werde. Der Fahrer hatte sich mit einer Colaflasche in den Schatten des »Hotels« zurückgezogen, wo er ungerührt den Disput zwischen seinem Schaffner und einem Eingeborenen verfolgte. Der Gepäcktransfer ging ihn nichts an, sollte sich sein Adlatus damit herumschlagen. Der wußte aber auch nicht, wohin mit der zweieinhalb Meter langen Eisenstange.

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