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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Cliquot. Oder hättet ihr lieber Papayawein gehabt?«
    Den bekamen sie aber auch. Die Mamba brachte ihn mit besten Wünschen vom Kenia-Touristik-Klub. Eine weitere Flasche überreichte der Hotelmanager, und die dritte, mit einer zum Schleifchen gebundenen Mullbinde verziert, kam von Herrn Dr. Meierling.
    »Woher weiß der denn von meinem Geburtstag?«
    »Ich habe doch mein Fernbleiben vom heutigen Dinner begründen müssen.« Ein leichtes Bedauern in Frau Antonies Stimme war nicht zu überhören. »Vielleicht könnten wir ihn und auch Frau Schliephan nachher an unseren Tisch bitten?«
    Mit klappernden Holzschuhen eilte das Mädchen von der Rezeption heran. »Schnell, Mister, Telefon for you.«
    »Für mich? Das muß ein Irrtum sein. Ich erwarte keinen Anruf.« Seelenruhig säbelte Florian an dem etwas zähen Fleisch herum. »Das Tier hat man nicht geschlachtet, das ist an Altersschwäche eingegangen.«
    »Yes, Mister, the phonecall is for you!«
    »Nun geh schon, Florian, das ist bestimmt Ernst. Er hat sich extra die Telefonnummer vom Hotel aufgeschrieben. Und grüß ihn schön!« mahnte Frau Antonie.
    Schon nach wenigen Minuten war Florian wieder zurück. »Es war Vater. Ich hab bloß kein Wort verstanden, da waren lauter Papageien in der Leitung.«
    »Was kann man auch von einem Land erwarten, in dem man mit Buschtrommeln kommuniziert und hundertjährige Elefanten als Rinderfilets serviert.« Resigniert legte Frau Antonie das Besteck auf ihren Teller. »Tut mir leid, Karsten, aber das kann ich nicht essen.«
    »Macht doch nichts, Mutti, ich hab’s ja nicht gekocht.« Die Dessertteller waren gerade abgeräumt, als plötzlich das Licht erlosch. Zur Tür herein marschierte Moses mit einer kerzenbestückten Zuckergußtorte, gefolgt von einer Prozession Kellnern. »One, two, three …« Und dann kam es doch noch, das unvermeidliche Ständchen. »Happy birthday to you, happy birthday to you …« Der anfangs etwas zaghaft klingende Chor schwoll an, als die Gäste im Speisesaal kräftig mit einfielen: »Happy birthday, old fisherman, happy birthday to you.«
    Während Frau Antonie Trinkgelder verteilte und Florian großzügig Papayawein in die schnell herbeigeschafften Gläser goß, stürzte Anton herein. Gleich nach Ankunft des Bootes hatte er sich vorne an der Bar niedergelassen und diesen Platz bis jetzt nicht geräumt. Bernie hockte immer noch dort, den Kopf auf die Theke gelegt, schlief er den Schlaf des Gerechten.
    »Also nee, weeßte, hättste ja ooch wat von sagen können! Hat der Kerl Jeburtstag, jeht mit uns angeln, jibt nich mal eenen aus und säuft den janzen Tach bloß Brause.«
    »Wer ist dieser Mann?« Frau Antonie betrachtete Anton wie ein lästiges Insekt, das man am besten zertritt oder wenigstens mit dem Fuß beiseite schiebt. Florian beeilte sich denn auch, seiner Schwiegermutter den doch sehr geringen Grad seiner Bekanntschaft mit Anton zu erklären, und drückte ihm die noch halbgefüllte Flasche in die Hand. »Hier, nehmen Sie die mit.«
    »Nich schon wieda Brause!« Angewidert winkte Anton ab und schwankte zur Tür hinaus, wo seit einer Stunde das Taxi wartete, um die beiden Seefahrer in ihr Hotel zu bringen. Den Fahrer störte das nicht. Diese Fuhre war ihm sicher und eine andere kaum zu erwarten.
    Florians Geburtstag endete erst am frühen Morgen. Sogar Frau Antonie hielt bis zum Schluß durch, wohl hauptsächlich deshalb, weil auch Herr Dr. Meierling ein unerwartetes Stehvermögen bewies, obwohl er doch bestimmt um einiges älter war. Er löste übrigens auch das Rätsel um Tinchens Dornröschenschlaf. An der Rezeption ließ er sich die Pillenpackung geben, und als er die Indikation gelesen hatte, schmunzelte er. »Diese Tabletten enthalten ziemlich genau die gleichen Substanzen wie Schlafmittel. Eigentlich ein Wunder, daß Sie trotzdem so munter sind. Normalerweise wirken sie mindestens acht bis neun Stunden.«
    Gegen Mitternacht versammelten sich alle an der Bar. Die abreisenden Gäste hatten beschlossen, gar nicht erst ins Bett zu gehen, weil sie ohnehin um drei Uhr wieder aufstehen mußten. Um eins schickte der Manager seinen Barkeeper nach Hause, übernahm selber den Ausschank, verzichtete auf Quittungsblock und Autogramme und hatte später erhebliche Mühe, den angeheiterten Verein zum Einsteigen in den Bus zu bewegen.
    »So fröhlich ist noch nie eine Gruppe zurückgefahren.« Mit einem Küchenhandtuch winkte er hinterher. Florian winkte ebenfalls. Mit seinem Hemd. Und Julia mit der

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