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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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mit denen er sorgfältig den Inhalt abdeckte.
    Ob er das denn alles tragen könne, fragte Frau Antonie besorgt. Der Fußmarsch durch den Busch sei doch sicher ziemlich weit.
    Natürlich könne er das, beteuerte William, die Kisten auf dem Gemüsemarkt seien viel schwerer.
    Dann würden sie ihn jetzt alle gemeinsam zur Busstation bringen, damit er auf schnellstem Weg nach Hause käme.
    »Hab ich mir auch nicht träumen lassen, mal mit’m Eimer voll Mehl und Reis durch Mombasa zu tigern«, stöhnte Karsten, seine Last von der rechten Hand in die linke wechselnd, »du könntest ruhig mit anfassen.«
    »Geht nicht«, wehrte Tobias sofort ab, »ich hab mir beim Tauchen die Schulter verrenkt.«
    »Siehste, deshalb fange ich mit so was gar nicht erst an. Treibt Sport, oder ihr bleibt gesund! Wie weit ist es denn noch bis zu der verdammten Haltestelle?«
    Der Bus stand schon da. Er war blau und verbeult. Wann er abfahren würde, war ungeklärt. Erst, wenn er voll sei, sagte William. Unbeholfen versuchte er immer wieder zu danken, wiederholte ständig, daß dieser Tag einer der schönsten in seinem Leben sei, nicht nur wegen der Geschenke, sondern weil er jetzt sogar deutsche Freunde habe, und ob sie ihm mal eine Ansichtskarte aus Deutschland schicken würden. Mit Schnee drauf. Das versprach Tobias. »Give me your address.«
    »William Kauunda, Post Box 2031, Mombasa.«
    »You have an own Post Box???«
    Natürlich nicht, das Postfach sei für das ganze Dorf da, erklärte William. Den Schlüssel dazu habe der Besitzer vom Laden. Der bringe immer die Post mit, wenn er in die Stadt fahre.
    »Viel wird das ja nicht sein, wenn die nicht mal einen Briefträger brauchen«, sagte Julia. »Können wir jetzt endlich gehen?«
    Denselben Wunsch hatte Florian. Bevor er sich ein letztes Mal von William verabschiedete, schob er ihm noch einen Geldschein in die Tasche und bezahlte beim Schaffner die Fahrkarte. »Vierzig Pfennige, ist ja lächerlich. Daran sollte sich mal die Rheinbahn ein Beispiel nehmen.«
    »Hello, Mister!«
    Florian drehte sich um.
    »Would you come in my house to visit me and my family?« Bittend sah ihn William an.
    »Was denn, dich besuchen?« So viel hatte er immerhin verstanden. »Jetzt? Now?«
    »No, it’s too late, but next time you are in Mombasa.« Er wußte, daß seine Gönner noch eine Weile in Kenia bleiben würden, und er hätte sie so gern mit seiner Familie bekanntgemacht. Außerdem würde ein Besuch von seinen weißen Freunden sein Prestige im Dorf gewaltig heben.
    »Na klar, warum nicht?« Karsten gefiel dieser Vorschlag. Schlangenfarm, Schnitzerdorf, African Night – das war doch alles bloß für Touristen inszeniert, hatte also gar nichts mit dem urtümlichen Afrika zu tun. Doch so ein Eingeborenendorf, in das angeblich noch nie ein Weißer vorgedrungen war, war doch mal etwas anderes. Sie verabredeten sich für nächste Woche Donnerstag. Dann hatten sie die Safari hinter sich und die Strapazen hoffentlich vergessen. »Ten o’clock in front of the vegetable market, okay?« Das war am bequemsten, der Bus hielt ja direkt vor dem Gemüsemarkt.
    William nickte glücklich.

Kapitel 10
    F rau Antonie suchte eine Toilette. Vor dem Besuch des Castle-Hotels müsse sie sich unbedingt etwas frisch machen, in diesem derangierten Aufzug könne sie sich nicht unter ihresgleichen wagen, und überhaupt sei diese Stadt doch sehr schmutzig.
    Tinchen wurde ärgerlich. »Hör doch endlich mal auf, alles mit europäischen Augen zu sehen! Guck dir lieber dieses faszinierende Völkergemisch an! Wo sonst findest du auf hundert Metern Inder, Araber, Chinesen, Schwarze …«
    »Und Touristen!« ergänzte Florian. »Kennen wir den da drüben nicht?«
    »Das ist Wolfgang.« Julia winkte bereits. »Huhu!«
    »Der ist bei uns im Tauchkurs«, erklärte Tobias. »Nie kommt er auf Anhieb runter, weil ihm ständig seine Rotzbremse im Weg ist. Jetzt hat er sich schon von zwei Millimeter Bart getrennt, aber die Maske läßt immer noch Wasser rein.«
    Bisher war Tinchen dieser Wolfgang noch nicht aufgefallen, sie wunderte sich lediglich, daß ihre Tochter ganz offensichtlich ein Faible für ihn hatte. Weshalb eigentlich? Erstens war er viel zu alt für sie, bestimmt Ende Zwanzig, und zweitens war er verheiratet. Erstaunlich übrigens, daß er einen Trauring trug; alleinreisende Ehemänner pflegten dieses verräterische Attribut in der Seifendose zu verstecken.
    »Wir wollen ins Castle, was trinken. Wenn du Lust hast, kannst du ja

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