Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Beckmann
Vom Netzwerk:
wirkte.
    Â»Herr Wagner war schon da«, sagte sie durch den Türspalt hindurch.
    Wagner, immer wieder Wagner. Hufeland stöhnte leise auf. »Dürfen wir trotzdem reinkommen?«, bat er ohne weitere Begründung.
    Vera Kock öffnete die Tür nun ganz und ließ sie herein, indem sie an ihnen vorbei einen vernichtenden Blick auf die schaulustige Menge vorm Haus warf.
    Â»Hier links«, sagte sie und führte sie in das von hellen Weichholzmöbeln dominierte und in warmen rötlichen Farben gehaltene Wohnzimmer. Der rostrote Teppich war übersät mit Glassplittern, der frische Pestwind bauschte die Gardine und füllte den Raum mit Hühnerdunst.
    Â»Warum lassen Sie nicht die Rollläden herunter?«, schlug Hufeland vor.
    Vera Kock starrte ihn ungläubig an. »Weil Wagner gesagt, hat, wir sollten alles so lassen, wie …«
    Â»Ach, zum Teufel mit Ihrem verrückten Wagner!«, platzte Hufeland der Kragen.
    Im nächsten Moment stand Bruno Kock im Zimmer.
    Er war aus dem angrenzenden Raum eingetreten, das Kind, den kleinen Maik, auf dem Arm. »Gibt’s Ärger?«, fragte er seine Frau, ohne die beiden Männer auch nur anzusehen.
    Â»Nein, nein«, gab sie rasch Entwarnung und ging zu einer großen Stehlampe neben der Tür, um per Fußschalter Licht zu machen und danach die Rollläden herunterzulassen. Anschließend eilte sie hinaus, wahrscheinlich, um im Kinderzimmer das gleiche zu tun.
    Sie standen jetzt im künstlich hellen Licht der Stehlampe.
    Â»Was ist passiert, Herr Kock?«, wandte sich Hufeland an den Hausherrn, um dessen Hals sein Sohn ganz fest die kleinen Arme schlang.
    Â»Na, das sehen Sie doch!«, gab Kock patzig zurück. »Wir waren noch auf dem Friedhof, eigentlich schon im Abmarsch, da kommt Wagner auf mich zu, ganz aufgeregt. Er hätte gerade einen Anruf gekriegt. Spaziergänger hätten Alarm geschlagen, weil an unserem Haus die Scheiben eingeworfen wurden. Und dass die blöden Plastikhühner vorm Haus lägen.«
    Â»Und die Täter? Wurden sie erkannt?«, fragte Hufeland.
    Â»Nein, keiner hat was gesehen. Der Job war wohl schon erledigt.«
    Â»Nicht mal die Nachbarn haben etwas bemerkt?«, konnte sich Kevin Kuczmanik nicht zurückhalten.
    Â»Unsere nächsten Nachbarn waren mit uns zur Beerdigung«, betonte Bruno Kock genervt.
    Â»Wieso das denn?«, entfuhr es Kevin.
    Â»Nicht seinetwegen, falls Sie das denken. Unseretwegen!«, erwiderte Kock noch ungehaltener.
    Nachbarn waren im Münsterland bekanntlich seit Jahrhunderten wichtiger als alle Verwandten zusammengenommen. Das wusste Hufeland aus diversen Fällen, die er in der Region schon bearbeitet hatte. Hatte sich nicht schon die Droste über diese merkwürdige Sitte in Westfalen gewundert …? Davon abgesehen war natürlich alles, was in Vennebeck Beine hatte, auf dem Friedhof gewesen, um den alten Kock auch ganz sicher unter der Erde zu wissen.
    Â»Haben Sie eine Ahnung, warum jemand das getan haben könnte?«, fragte Hufeland und deutete mit dem Kinn auf die Glassplitter auf dem Teppich.
    Kock zuckte missmutig die Achseln. Seine Standardgeste. »Woher soll ich das wissen.« Sein Standardsatz.
    Hufeland reichte es langsam. Erstens begriff er das Motiv der Täter nicht, die dem in Vennebeck ach so beliebten Bruno Kock einen derart bösen Streich spielten. Zweitens ließ Wagner noch immer auf sich warten. Drittens … den dritten Punkt hatte er schon wieder vergessen.
    Â»Wo sind eigentlich Ihre Trauergäste?«, fragte er stattdessen. Vermutlich, dachte er, bestanden die ohnehin nur aus Geschäftspartnern und Profiteuren.
    Â»Bei lecker Kaffee und Kuchen im Brooker Hof waren sie jedenfalls nicht«, schob Kevin noch unbekümmert nach.
    Â»War eine Schnapsidee von Werner, die Tafel für so viele Leute herzurichten, ich hab’s ihm gleich gesagt«, gab Kock missmutig zurück. »Und nach der Meldung von dem Anschlag hier«, fügte er stirnrunzelnd hinzu, »hatte sowieso keiner mehr Interesse an Beerdigungskaffee.«
    Â»Dachten wohl alle, der Kuchen wär vergiftet, was?«, scherzte Kevin.
    Hufeland rollte mit den Augen und stöhnte leicht auf. »Was ist mit der Witwe, Ihrer Stiefmutter?«, fragte er rasch weiter. »Wo befindet sie sich im Augenblick?«
    Â»Silke?« Kock machte eine nach hinten ruckende Kopfbewegung, soweit ihm das mit dem Jungen an der

Weitere Kostenlose Bücher