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Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Beckmann
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Informanten sehr wohl kannte.
    Â»Herrgott, Wagner!« Hufeland blieb fassungslos stehen. »Los, machen Sie schon, Sie sehen doch, die Leute verwechseln die Nummer hier mit einer Theatervorstellung.« Allzu weit davon entfernt war das Ganze ja auch nicht.
    Wagner schoss aus zehn Metern Entfernung die Verriegelung an seinem Wagen auf und machte kehrt, um mit ausgreifenden, rudernden Armbewegungen die Neugierigen in Schach zu halten.
    Herrgott, er durfte sich nicht ständig so aufregen, versuchte sich Hufeland am Riemen zu reißen, das ging an seine Substanz. Er musste sich jetzt auf seinen Job konzentrieren, einen Mord aufzuklären.
    Was allerdings die Attacke gegen Bruno Kock zu bedeuten hatte, war ihm mehr als schleierhaft, er war sich nicht mal sicher, ob sie direkt mit dem Mord an Kock senior in Verbindung stand.
    Als er den Dienstwagen erreichte, richtete sich der Fotograf hocherfreut auf und riss im nächsten Moment seine Kamera vors Gesicht. Der Mann musste sich vorkommen wie in einem Schlaraffenland für Fotojournalisten, die Objekte seiner Begierden flatterten ihm von ganz allein vor die Linse.
    Hufeland fertigte ihn ab: »Erstens, die Kamera weg! Zweitens, Sie warten hier vor dem Wagen, Herr Teichwart, ich muss mit Ihnen reden.«
    Â»Mit mir? Worüber denn?«
    Â»Ãœber den Mordfall Kock. Bitte warten Sie. Dauert nicht lang.«
    Â»Bitteschöön«, sagte Teichwart so gedehnt wie möglich und mit einer Fistelstimme, die Hufeland recht unangenehm in den Ohren klingelte. Aber er wartete.
    Na bitte, ging doch! Hufeland hatte das Gefühl, die Dinge allmählich doch wieder in den Griff zu bekommen. Struktur ins Chaos bringen, Licht ins Dunkel, das war es, was er an seinem Beruf wirklich liebte. »Ach, Gottchen, solche Klischees hatte jeder von uns mal in seinem Beruf«, hatte Grit einst abschätzig zu ihm gesagt, als er davon gesprochen hatte. Er hoffte inständig, sie würde Möllring heute ebenso abwatschen wie ihn damals.

48
    Helmut Lienen war ein schmächtiger Mittdreißiger mit dünnen mittelblonden Haaren, der die schräge Angelegenheit seiner ›erkennungsdienstlichen Behandlung‹, wie Wagner sich ihm gegenüber ausgedrückt hatte, von der stoischen Seite zu nehmen wusste. Er wirkte ruhig und gelassen wie Buddha unterm Bodhibaum, als Hufeland sich zu ihm hinten in den Fonds des Wagens warf.
    In seinem Hauptberuf sei er Berufsschullehrer für Sozialkunde und Politik, erläuterte Lienen auf Hufelands Frage, ob er haupt- oder nebenberuflich Revoluzzer sei. Nur nebenberuflich engagiere er sich für den Tier- und Umweltschutz.
    Â»Auch gegen Kocks Hühnerfarm in Vennebeck?«
    Â»Sowieso.« Aber ebenso kämpfe er mit Gleichgesinnten in verschiedenen Initiativen gegen Tierquälerei und die bekannten Umweltsünden.
    Â»Wie darf ich mir das konkret vorstellen? Was prangern Sie Schönes an?«
    Lienen ließ sich nicht aus der Reserve locken. »Wir sind gegen die Zerstückelung der Landschaft, besonders von Biotopen natürlich. Durch unnütze, riesige Straßen- oder Autobahnprojekte zum Beispiel.« Er senkte die Stimme. »Oder gegen Golfanlagen, deren pestizidgetränkte Greens«, er setzte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft, »mit Natur so viel zu tun haben, wie wenn Sie zu Weihnachten ›O Tannenbaum‹ singen und hinterher Ihren Plastikbaum im Kamin verbrennen.«
    Hufeland lachte. »Verstehe.«
    Â»Wir kritisieren Massentierhaltung in der Industrie genauso wie das Kupieren von Hunden zum Beispiel«, betonte Lienen.
    Â»Das macht Sie nicht eben beliebt bei den Leuten, stimmt’s?«
    Â»Nicht bei allen natürlich. Bei anderen schon. Manche denken nach unseren Info-Aktionen zum ersten Mal darüber nach, was sie täglich in sich reinstopfen. Um welchen Preis für Umwelt, Mensch und Tier Masttiere, Genfood und Giftgemüse produziert werden.«
    Â»Ã–ko kann sich aber auch nicht jeder leisten«, gab Hufeland zu bedenken. Nicht dass er sich besonders damit auskannte, er gab einfach ein gängiges Argument wieder. Er selbst gehörte zu der Spezies von Kunden, die sich Bio zwar leisten konnten, es aber meist nur dann taten, wenn sie im Laden zufällig darauf stießen. Um hinterher festzustellen, dass die konventionell erzeugten Produkte wirklich wie Pappe schmeckten. Was ihr Kaufverhalten dennoch so wenig beeinflusste wie die Laufwege eines

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