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Huete dich vor deinem Naechsten

Titel: Huete dich vor deinem Naechsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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einen Blick auf die Uhr. Dann scheuchte er die Books zum Ausgang. Linda gefiel es, wie er die Dinge in die Hand nahm, ohne übergriffig zu wirken. Jetzt, da der Anwalt dabei war, fühlte sie sich sicherer, als gäbe es kein Problem, das er nicht aus der Welt schaffen könnte. Der ältere Brace war anders gewesen, kein Macher, sondern eher ein Vertrauter und Freund. Jemand, der sein Bestes gab, um im Rahmen des Legalen zu helfen, sich aber niemals über Regeln hinwegsetzte. Er hatte ein fliehendes Kinn und einen warmen, freundlichen Blick. Seinem Sohn ging jegliche Güte oder Weichheit ab, er war wie aus Granit.
    Die drei verließen die Wache und bogen nach links auf die First Avenue ab. Beim Gehen bemerkte Linda aus dem Augenwinkel Bens Mercedes, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte. Ihr blieb fast das Herz stehen, aber sie lief weiter und tat, als hätte sie ihn nicht gesehen.
    Sie hoffte, er würde zu feige sein, um sich aus der Deckung zu wagen, und sich als bedrohliche Präsenz im Hintergrund halten. Doch dann hörte sie, wie eine Autotür energisch zugeschlagen wurde. Sie zuckte zusammen, klammerte sich an Erik fest und wagte es nicht sich umzuschauen, als sie die Schritte hinter sich hörte. John und Erik waren ins Gespräch vertieft und schienen nichts zu bemerken.
    »Sie müssen mir alles von Anfang an erzählen«, sagte John gerade. »Wie Marcus Raine Ihnen den Vorschlag unterbreitet hat, welche Unterlagen Sie einsehen konnten, was Sie unterschrieben haben. Wir fangen damit an und rollen alles bis zum jetzigen Zeitpunkt auf.«
    »Okay«, sagte Erik, »das können wir machen.«
    »Darf ich Ihnen etwas vorschlagen? Es wäre wirklich besser, zu Ihnen nach Hause zu fahren. Ich bespreche Ihre persönlichen Angelegenheiten nur ungern an einem öffentlichen Ort und möchte unsere Unterhaltung gern aufzeichnen, um sie transkribieren zu lassen.«
    »Einverstanden. Linda?«
    Linda hörte kaum zu. Sie hatte verstanden, dass man ihr eine Frage gestellt hatte, aber das Blut rauschte dermaßen laut in ihren Ohren, dass sie nichts mehr verstand. Sie bogen um die Ecke.
    »Linda!«, schrie Ben plötzlich. Die drei blieben stehen und drehten sich um. Der Klang seiner Stimme hatte sie erschreckt.
    Ben stand mit gespreizten Beinen und angewinkelten Armen hinter ihnen. Im dämmrigen Licht wirkte seine Gestalt riesengroß und bedrohlich. Linda konnte sein Gesicht kaum erkennen. Sie schaffte es nicht, sich zu bewegen oder den Mund aufzumachen.
    Bitte, Ben, wollte sie sagen , tu ihm das nicht an. Tu es mir nicht an. Nicht jetzt. Aber es ging nicht, die Worte blieben ihr im Hals stecken. Ihr Leben war eine Porzellantasse, die aus der Hand gerutscht war und auf den Marmorboden zuflog. Sie allein trug die Schuld. Sie dachte an Emily und Trevor und dass sie sie verraten hatte durch ihre Eitelkeit und Dummheit. Was für eine Mutter war sie, wenn sie sich und den Vater ihrer Kinder in diese Lage gebracht hatte?
    »Wer ist das?«, fragte Erik. Selbst in diesem Moment wirkte sein Gesicht offen und ehrlich.
    Linda schüttelte den Kopf. Sie öffnete den Mund, brachte aber keinen Ton heraus.
    »Tu nicht so, als wüsstest du nicht, wer ich bin«, brüllte Ben und kam näher.
    Erik zog Linda zurück, und John Brace trat einen Schritt vor und hob die Hand.
    »Bleib stehen, Mann. Was willst du?«
    Plötzlich wirkte John Brace mit seinem kahlrasierten Kopf, den breiten Schultern und der tiefen, autoritären Stimme noch härter, noch kälter. Der Aktenkoffer in seiner Hand minderte den Eindruck nicht. Es sah aus, als würde er ihn als Waffe oder Schutzschild benutzen.
    »Erik, sie liebt dich nicht mehr«, sagte Ben mit brüchiger Teenagerstimme. »Sie liebt mich.«
    Linda bemerkte, dass Ben am ganzen Leib zitterte. Plötzlich begriff sie, dass er krank war, krank im medizinischen Sinn. Er war nicht aufgebracht oder verzweifelt, er hatte keinen Liebeskummer. Ihr dämmerte Schreckliches, plötzlich hatte sie Angst um seine Familie, um die beiden süßen Mädchen und die hübsche Frau. Als er in den orangefarbenen Schein der Straßenlaterne trat, wirkte er mit den weit aufgerissenen Augen, dem malmenden Kiefer und dem bebenden Brustkorb wie ein Wahnsinniger.
    John breitete die Arme aus und drängte sie zurück. Er sagte leise: »Er ist bewaffnet.«
    Im selben Moment sah Linda es auch. Sie hatte sich so auf Bens Gesicht konzentriert, auf seinen abwesenden Ausdruck, dass es ihr nicht aufgefallen war. Dann hob Ben den Arm.
    Linda riss

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