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Huete dich vor deinem Naechsten

Titel: Huete dich vor deinem Naechsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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sich Notizen zu machen, und sich breitbeinig und mit verschränkten Armen aufgebaut wie ein Schutzmann, der an der Ecke Wache steht.
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte ich verärgert. »Ich habe sie nie in meinem Leben gesehen.«
    »Aber sie kannte Ihren Mann?«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte; wahrscheinlich war es eine Fangfrage. »Ihre Aussage schien das zu implizieren, ja«, entgegnete ich schließlich.
    Anscheinend wollte der Detective sich gern bewegen, er ließ die Schultern kreisen, hatte aber nicht viel Platz. Er konnte nicht mehr als einen Schritt zu jeder Seite machen. Wieder hörte ich sein Handy vibrieren.
    »Wie lief Ihre Ehe, so ganz allgemein?«, fragte er sanft. »Verzeihung, das ist eine sehr persönliche Frage.«
    »Ich verstehe nicht.« Ich verstand sehr wohl.
    »Gab es Probleme?«
    Ich sah den breiten Goldring an seiner Hand. »Gibt es in Ihrer Ehe Probleme?«, fragte ich schnippisch zurück.
    »Ja, allerdings«, sagte er und setzte sich auf den Hocker, auf dem auch meine Schwester gesessen hatte. »Das liegt zum größten Teil an mir. Zumindest behauptet sie das. Seit über einem Jahr getrennt lebend, vor drei Monaten geschieden, und ich schaffe es immer noch nicht, den Ring abzunehmen. Albern, oder? Sie ist schon wieder neu verlobt. Heiratet nächste Woche.«
    Ich hörte einen schroffen Brooklyn-Akzent heraus, Schulhof-Brooklyn. Kein Zweifel, der Gentlemancop mit den schicken Klamotten und dem teuren Schreibgerät war in Wirklichkeit ein Nachbarsjunge.
    »Das Schlimme ist, dass ich ahnungslos war. Ich dachte, wir verbringen unseren Hochzeitstag auf den Bahamas«, fuhr er fort. »Und nun verbringt sie ihre Flitterwochen dort, mit einem Kollegen von mir, den sie auf der Weihnachtsfeier in unserer Wache kennengelernt hat. Was sagen Sie dazu?«
    Ich wusste nicht, was ich getan hatte, um mir seine Offenherzigkeit zu verdienen. Vielleicht war es eine Masche?
    »Unsere Ehe war gut. Nicht perfekt«, sagte ich achselzuckend. »Vor ein paar Jahren hatte er eine Affäre. Aber das ist lange vorbei und hat nichts mit dem Überfall zu tun.«
    Er nickte bedächtig und rieb sich das Kinn, sah mich aber nicht mehr direkt an. Er schien einen Punkt irgendwo über meinem Kopf anzustarren. Seine Augen waren so schwarz, dass ich nicht zwischen Iris und Pupille unterscheiden konnte. Ich hätte mich gern wieder hingelegt, mir war schwindlig, wollte mir aber die Blöße nicht geben. Ich hielt mich aufrecht.
    »Und die gestohlenen Computer waren wohl alle nagelneu, oder?«, fragte er.
    »Ja, das stimmt. Insgesamt über hunderttausend Dollar.«
    »Es wurde schon einmal eingebrochen, nicht? Letzten Monat?«
    »Ja«, sagte ich langsam.
    »Hat die Versicherung gezahlt?«
    Ich konnte sehen, wie in Detective Crowes Kopf ein Bild entstand. »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Hat sie?«
    »Ja«, antwortete ich. »Wir haben einen Scheck über etwa hundertfünfzigtausend bekommen …« Ich schaffte es nicht, den Satz zu beenden.
    »In dieser Woche?«
    »Am Montag.«
    »Und wo ist das Geld jetzt?«
    »Wahrscheinlich auf dem Firmenkonto. Ich habe mit Marcus’ Arbeit wenig zu tun. Ich weiß es nicht.«
    »Es geht um Software, oder? Razor Technologies?«
    »Genau.« Plötzlich setzte ein heftiger Kopfschmerz ein, der von meiner Wunde an der Schläfe auszustrahlen schien. Der Schmerz fuhr durch meinen Nacken in meine Schultern. Vermutlich ließen die Schmerzmittel nach.
    »Was für Software?«
    »Spiele. Sie entwickeln Spiele für die verschiedensten Systeme, für Handys genauso wie für Computer.«
    »Läuft die Firma gut?«
    »Sie hat viel Umsatz gemacht. Erst letztes Jahr haben sie Sony ein Spiel verkauft, es hieß Speer des Schicksals und war wahnsinnig populär. Aber die Firma hat auch kleinere Kunden.«
    »Wen, zum Beispiel?«
    Ich kramte in meinem Gedächtnis nach Firmennamen, die Marcus erwähnt haben könnte, fand aber nichts. »Ich weiß es nicht«, sagte ich schließlich.
    »Sie wissen es nicht?« Der Detective legte den Kopf schief, runzelte die Stirn und warf mir einen skeptischen Blick zu.
    »Nun, ehrlich gesagt habe ich mit Razor Tech nichts zu tun. Marcus ist so was wie das Hirn der Firma, er entwickelt und programmiert die Spiele und kümmert sich um die internen Abläufe. Mit den Kunden befasst sich sein Partner, Rick Marino.« Mir stand ein vages Bild von Rick in Handschellen vor Augen. Ich hatte mich nicht gefragt, was aus ihm geworden war, wenn die Leute im Büro nicht vom FBI waren. Die

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